In den letzten Wochen hat sich die Stimmung an der Schweizer Börse deutlich aufgehellt. Dennoch konnte der schlechte Jahresstart noch nicht kompensiert werden: Der Swiss Market Index (SMI) steht im Vergleich zu Anfang Januar immer noch 8 Prozent im Minus, beim breiter gefassten Swiss Performance Index (SPI) beläuft sich das Minus auf 4,5 Prozent.

Nimmt man die über 200 kotierten Schweizer Unternehmen aus dem SPI genauer unter die Lupe, zeigen sich grosse Unterschiede. Der Performance-Unterschied zwischen der besten Aktie (Schmolz+Bickenbach +42 Prozent) und der schlechtesten (Leonteq -47 Prozent) im laufenden Jahr ist riesig. Ebenfalls auffällig sind die grossen Gegensätze zwischen den zehn SPI-Branchensektoren (der Bereich Erdöl und -gas ist seit dem Ausscheiden von Transocean aus der SIX verwaist), in welche die Aktien eingeteilt werden.

Wichtig ist für die Schweiz die Branche der Finanzdienstleister. Sie widerspielgelt mit 60 Titeln die grosse Bedeutung von Banken, Versicherern und Immobilienunternehmen für den Schweizer Aktienmarkt. Doch der Sektor kommt in diesem Jahr nicht auf Touren, ist mit einem Minus von mehr als 12 Prozent gar der schlechteste (siehe Tabelle).

Schlechte Zeiten für Bank-Aktionäre

Das ist kein Wunder, haben die Grossbanken Credit Suisse und UBS, sowie andere grössere Finanzinstitute (Julius Bär, Vontobel, Zurich) derzeit kaum Freunde an der Börse und lasten dementsprechend auf der Gesamtbranche. Immer wenn Sorgen um die Weltwirtschaft und den Zustand des Finanzsektors die Runde machen, leiden Aktien internationaler Finanzfirmen besonders. Zusätzlich drückten die Börsenturbulenzen auf die Profitabilität von Banken mit grosser Investmentbank-Aktivitäten. Zudem kommen immer wieder teure Rechtsfälle und interne Probleme ans Tageslicht.

Wenn, dann ziehen vor allem kleinere Finanzunternehmen Anlegergelder an, allen voran aus der Immobilien-Szene (Peach Property, BFW Liegenschaften, Intershop). Bei den Banken sind es Regional- und Kantonalbanken wie die St. Galler KB oder die VP Bank, die positive Zeichen setzen.

Bis die Schweizer Grossbanken wieder für "Good News" sorgen, dürfte es noch einige Zeit dauern. Anleger sollten auf jeden Fall die Geschäftszahlen zum ersten Quartal 2016 abwarten. Die UBS legt diese am 3. Mai vor, die CS folgt eine Woche später.

Big-Pharma sieht wieder Licht

Ebenfalls wenig Erbauliches bieten die Aktien aus dem Gesundheitsbereich. Der Sektor, der Pharma-Giganten wie Novartis und Roche, aber auch kleine Biotech-Firmen wie Cosmo, und Molecular Partners und Medizinaltechniker wie Straumann vereint, steht knapp 8 Prozent im Minus. Doch wie schon bei den Banken wird der Sektor durch die schwergewichtigen Aktien in Sippenhaft genommen. Novartis (-14 Prozent) und Roche (-9 Prozent) erlitten jüngst happige Kursverluste. Und die Biotech-Titel stehen schon seit Monaten in der Anleger-Missgunst.

Die gesamte Pharmabranche erfährt vor allem aus den USA einen starken Gegenwind. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton äusserte sich widerholt kritisch über ausufernde Medikamentenpreise. Ein Thema, das sie anpacken will bei einem allfälligen Einzug ins Weisse Haus. Dennoch gibt es auch hier Lichtblicke. Die Quartalszahlen von Actelion, Novartis und Roche wurden von der Börse alle positiv aufgenommen, was sich auch an der jüngsten Erholung des Sektor-Index zeigt.

SPI-Gesundheits-Index seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch

Ein ganz anderer Wind weht momentan durch die Branche Schweizer Industrieunternehmen. Der 58 Aktien umfassende Sektor landet in der Rangliste knapp hinter den Stromproduzenten auf dem zweiten Platz. Einige der erfolgreichsten Aktien seit dem Jahresstart sind Titel von Firmen, die sich mit innovativen Produkten, einer führenden Marktposition und einem offensichtlich guten Management behaupten. Dazu gehören Bobst, Georg Fischer und Komax. Aber auch ABB mit der besten SMI-Aktie im laufenden Jahr.

Die Industrieunternehmen stehen sinnbildlich für die Anpassungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Noch vor gut einem Jahr gehörten viele von ihnen zu den Hauptopfern des Frankenschocks, wie der nächste Chart zeigt. Doch mittlerweile haben sie sich gefangen und mittels Prozess- und Effizienzsteigerungen einen Schritt nach vorne gemacht. Solange weitere Währungsschocks ausbleiben, dürften gut geführte Industrieunternehmen auch an der Börse zu den Gewinnern gehören.

SPI-Industrie-Index in den letzten drei Jahren, Quelle: cash.ch

Bei den Detailhändlern, Medienhäusern und Tourismusunternehmen (Branche Verbraucherservice)  gehört Kuoni zu den auffälligsten Einzeltiteln. Der Reisedienstleister steht mitten in einem Übernahmeprozess und könnte in den kommenden Monaten von der Börse genommen werden.

Auch Valora und Orell Füssli fallen positiv auf. Trotz schwieriger Situation im Buchhandel konnte Orell Füssli 2015 den Gewinn markant steigern. Renditetreiber war die Sparte Sicherheitsdruck, wo die Banknoten der neusten Generation produziert werden. Valora beglückte die Aktionäre vor kurzem mit einer konstanten Dividende. Dies trotz tiefroter Zahlen.


Die Renditen der Schweizer Aktiensektoren

SPI-Sektor Performance seit 1.1.2016, in % Performance 52 Wochen, in%
Versorger +6,9 +5,3
Industrieunternehmen +6,3 -4,5
Telekommunikation +4,2 -9
Verbraucherservice +3,9 +21,5
Grundstoffe +2,9 +16,2
Verbrauchsgüter -1,1 -2,6
Technologie -2,3 +2,8
Gesundheitswesen -7,7 -13,7
Finanzdienstleistungen -12,3 -12,6

Quelle: SIX