Bank of America erhöht ihr Kursziel für den S&P 500 von 4300 auf 4600 - so hoch stand der US-Aktienindex zuletzt im Oktober 2021. Und die US-Grossbank kann sich sogar vorstellen, dass der Aktienindex noch höher steigt.
Die optimistische Einschätzung überrascht, weil viele Anleger sich zunehmend Sorgen um die höheren Ölpreise, die steigende Inflation und die weitere Zinsentwicklung des Federal Reserves machen. Der S&P 500 ist seit dem Hoch Ende Juli um etwas mehr als 3 Prozent gesunken. Während der Konsens der Ökonomen die Rezession als abgewendet sehen, wächst die Zahl der Zweifler. Die Bank of America nennt fünf Gründe, die sie optimistisch machen.
1. Midcaps schlagen Mega-Caps
Die konsensuellen Wachstumserwartungen für den S&P 500 sind fast so niedrig wie nie zuvor, und ohne die Wachstumserwartung von 15 Prozent bei den Magnificent 7 (Apple, Microsoft, Amazon, Google, Nvidia, Tesla, und Meta) liegt das langfristige Wachstum bei 5,7 Prozent auf einem Allzeittief. Die Stimmung sei eher baerisch als bullisch.
Um von einem potenziell höheren Aktienmarkt bis zum Jahresende zu profitieren, empfiehlt die Bank of America Anlegern, sich auf den gleichgewichteten S&P 500 zu konzentrieren, der mittelgrosse Unternehmen gegenüber Mega-Cap-Unternehmen bevorzugt.
2. Es gibt Raum für positive Überraschungen
Unter Berücksichtigung der Indikatoren der Makroentwicklung, der eigenen Analysten und der Unternehmensausblicke komme die Bank of America zum Schluss, dass Überraschungen möglich sind. Schliesslich berücksichtigten Aktien zwar das erwartete Wachstum, würden aber stark auf Überraschungen reagieren.
Letztes Jahr deuteten die Indikatoren richtigerweise auf einen Abschwung, im ersten Semester 2023 hingegen auf eine Verbesserung hin. Doch obwohl sich die Indikatoren abgeschwächt hätten, deuteten sie weiterhin im neutralen bis positiven Bereich.
3. Produktivität und Rentabilität
Es sei klar, das Tech- und Wachstumsunternehmen ihre Effizienz mittels Künstlicher Intelligenz und Automation steigern könnten. Doch die Bank of America glaubt, dass ineffiziente Unternehmen der «alten Wirtschaft» viel stärker von der technologischen Entwicklung profitieren und rentabler werden können.
Die Produktivität würde wahrscheinlich die Aktienrisikoprämie (ERP) nach unten treiben. Die Arbeitseffizienz von Mitte der 80er Jahre bis 2008 brachte eine jährliche Gesamtrendite von 15 Prozent, die realen Zinssätze betrugen durchschnittlich 3,4 Prozent (gegenüber den heutigen 2 Prozent) und die ERP sank. Unternehmen der alten Ökonomie könnten genauso profitieren wie Technologie- und Wachstumsunternehmen, doch dieses Thema sei noch nicht eingepreist.
4. Wechsel vom Wachstumtitel zur Cash Cow
Die Laufzeit festverzinslicher Wertpapiere ist starr, aber Unternehmen könnten die Laufzeit von Aktien angesichts höherer Zinsen senken. Das habe beispielsweise Meta getan. Der Mutterkonzern von Facebook und Instagram hat das im ersten Quartal durch Kostensenkungen und einen massiven Aktienrückkauf getan.
Eine Verlagerung vom Wachstum hin zur Cash Cow könnte die Tech-Unternehmen retten, denn der S&P 500 ohne die Top 7 hat ein deutlich geringeres Laufzeitenrisiko.
5. Die US-Industrie ist wieder erwacht
Die Bank of America bedauert, während den letzten zehn Jahren zu wenig in die Industrie investiert zu haben. Doch es sei noch nicht zu spät, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Produktionsstätten zurückzuholen und Lieferketten zu diversifizieren werde längerfristig im Trend bleiben. Dazu komme, dass die Industrie lange mit Investitionen gespart habe und nun von Konjunkturprogrammen profitiere. Zudem brauchen all
"Nearshoring, zu geringe Ausgaben, Konjunkturprogramme und die zur Unterstützung neuer technischer Hilfsmittel erforderliche Infrastruktur sind positiv", so Savita Subramanian, Aktienstratege bei der Grossbank. "Wir haben zehn Jahre lang bedauerlicherweise zu wenig in die verarbeitende Industrie investiert. Aber denken Sie an das Netz, die Infrastruktur, all die Ausgaben, die wir brauchen, um diesen KI-Boom zu unterstützen. Zudem müsse die Infrastruktur für den KI-Boom und den Wandel von der fossilen zur erneuerbaren Energie erst noch gebaut werden. Trotz der wachsenden Zahl der Bären an der Börse, überwiegt für die Bank of America die Zuversicht.
(cash)