Die Tage der Unabhängigkeit von Valora mit den Marken k kiosk, Brezelkönig, Press & Books, Caffè Spettacolo oder Backwerk sind gezählt. Der mexikanische Detailhandelsriese Femsa, zweigrösster Aktionär von Heineken, bietet den Valora-Teilhaberinnen und -Teilhabern einen Übernahmepreis von 260 Franken pro Aktie. Das entspricht einer Prämie von 52 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Montag.

Das mag aus Aktionärssicht nach viel tönen. Ist es aber nicht unbedingt, wenn man den volatilen Aktienkurs der Valora-Aktie in der Vergangenheit in Betracht zieht. Vor 22 Jahren war die Aktie einmal fast doppelt so viel Wert wie das Femsa-Angebot. Auch in den letzten zehn Jahren bewegte sich die Aktie oft oberhalb der Marke von 260 Franken. Je nach Zeitpunkt des Aktienkaufs haben Investoren nun Geld gewonnen oder verloren.

Daten von Bloomberg von Ende 2021 zeigen, welche Valora-Teilhaber mit ihren Aktienbeständen und bei einem Übernahmepreis von 260 Franken Gewinne oder Verluste einfahren. Die Daten beziehen sich auf die Geschäftsberichte und schliessen die über die Jahre erworbenen Löhne sowie allfällige Femsa-Halteprämien aus:

Ernst Peter Ditsch: Der Hauptaktionär, der fast 17 Prozent der Valora-Aktien hält, wird laut Bloomberg einen Return auf seinen Valora-Papieren von über 72 Prozent erzielen. Ditsch hält den Hauptteil der Aktien seit der Übernahme von Brezelkönig im Herbst 2012, der Durchschnittskurs seiner Valora-Aktien-Holdings betrug seither rund 150 Franken. Bleibt es bei einem Übernahmepreis von 260 Franke pro Aktie, hat Ditsch an seinem Valora-Investment rund 111 Millionen Franken verdient.

Institutionelle Anleger: Hinter Hans Peter Ditsch folgen im Valora-Aktionariat die Credit Suisse, Dimensional, T Rowe Price, Norges Bank und Vanguard mit Anteilen zwischen 5 und 2,5 Prozent der ausstehenden Aktien. Am meisten herausgeholt haben dabei T Rowe Price und Vanguard mit Renditen von 35 und 41 Prozent.

Geschäftsleitungsmitglieder holen keine Gewinne heraus

Michael Mueller:  Der Valora-CEO ist zwölftgrösster Aktionär des Konzerns mit einem Aktienbesitz von fast 12'000 Stück oder 0,27 Prozent der ausstehenden Aktien. Diese haben nach der Femsa-Übernahmeofferte einen Wert von 3 Millionen Franken. Mueller wird laut Bloomberg auf seinen Valora-Aktien aber eine Minusrendite von rund 5 Prozent oder einen rechnerischen Verlust von 200'000 Franken erleiden. Mueller ist seit Ende 2012 als Valora-Aktionär verbürgt. Der Bestand an seinen Valora-Aktien verringerte drei Jahre später deutlich, wuchs dann in den Folgejahren ab wieder an. Ins Depot wanderten dann aber auch Aktien mit einem Einstandswert von über 300 Franken. Der Durchschnittskurs von Muellers Valora-Aktien wird mit 273 Franken angegeben.

Auch die Valora-Geschäftsleitungsmitglieder Thomas Eisele, CEO Food Service, und Roger Vogt, CEO Retail, werden laut Bloomberg-Daten bei der geplanten Übernahme einen leichten rechnerischen Verlust auf ihren Valora-Aktien erleiden. Eisele erzielte bei seinen 1570 Aktien eine Minus-Rendite von 3 Prozent oder 13'000 Franken Verlust. Bei Vogt sind es mit seinen 685 Aktien rund 10'000 Franken.

Franz Julen: Der Verwaltungsrat und Ex-Präsident belegt Position 21 der grössten Valora-Aktionäre. Auf seinen Aktien - rund 4500 an der Zahl - wird Julen eine Rendite von 15 Prozent oder umgerechnet einen Gewinn von rund 150'000 Franken erzielen. Julen, seit 15 Jahren im Verwaltungsrat von Valora, besitzt vor allem Bestände aus den Jahren 2009 und 2011, als der Valora-Kurs tiefer war als heute. 2014 versilberte Julen rund ein Drittel der Aktien.

Einen beträchliche Rendite von 61 Prozent erzielt Verwaltungsrat Markus Bernhard auf seinen 551 Valora-Aktien. Dies gelingt, weil jeweils Ende 2020 und 2021 Aktien zu damaligen Kursen von rund 150 Franken dazu kamen. VR-Präsident und ex-Tesla-Manager Sascha Zahnd, seit Ende 2019 als Valora-Aktionär verbürgt, hat ebenfalls eine ordentliche Rendite, nämlich 36 Prozent. Das wird ihm bei seinen 490 Valora-Aktien im Wert von derzeit 127'400 Franken einen rechnerischen Gewinn von rund 35'000 Franken einbringen.