In einem am Dienstag veröffentlichten Brief von Bundeskanzler Friedrich Merz an die Commerzbank hiess es, ein unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen wie das der Unicredit sei nicht akzeptabel. Dies gelte vor allem bei systemrelevanten Geldhäusern wie der Commerzbank, die für die Finanzierung des Mittelstands von grosser Bedeutung sei. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sprach in Berlin von einem wichtigen politischen Signal und einem klaren Zeichen an die Commerzbank-Beschäftigten. Zu laufenden Gesprächen wollte sich der SPD-Chef nicht äussern.
Merz betonte in dem zweiseitigen Schreiben, dass die Bundesregierung auf eine starke und eigenständige Commerzbank setze. Das auf den 26. Mai datierte Schreiben veröffentlichte der Betriebsratsvorsitzende Sascha Uebel am Dienstag auf seinem LinkedIn-Profil. Merz attestierte der Bank darin, ambitionierte Ziele zu haben. «Das erfreuliche Ergebnis der Commerzbank AG für das erste Quartal 2025 spricht für eine erfolgreiche Entwicklung der Bank.» Für den Jahresbeginn wurde ein überraschend hoher Nettogewinn von 834 Millionen Euro ausgewiesen, ein Anstieg um 11,7 Prozent. Der Betriebsrat der Commerzbank bedankte sich bei Merz und Klingbeil für ihre Unterstützung. «Die Positionierung der Bundesregierung stärkt uns den Rücken in unserer Entschlossenheit, eine feindliche Übernahme durch die Unicredit Group zu verhindern.»
Die Mailänder Unicredit hatte sich im vergangenen Jahr mit 28 Prozent bei der Commerzbank eingekauft. Die Italiener wollen Deutschlands zweitgrösste börsennotierte Bank mit der eigenen Münchner Tochter HypoVereinsbank (HVB) zusammenbringen, stossen dabei aber auf Widerstand. Die aktuelle Beteiligung liegt noch unter der Schwelle, ab der ein Übernahmeangebot an alle anderen Aktionäre gemacht werden muss.
Der Bund hatte die Commerzbank in der globalen Finanzkrise von 2008 und 2009 gerettet. Aktuell ist er noch mit zwölf Prozent beteiligt.
(Reuters)