Wer Millionen auf dem Konto hat, kann sich alle Arten von Spielereien leisten. Eine Jacht, ein schönes Haus mit Aussicht und einen hübschen Fuhrpark. Ab einem gewissen Segment zählen Autos aber nicht mehr nur als Spielzeug, sondern auch als Investment. Irgendwo im Kanton Luzern, hinter hohen Hecken verborgen und mit einem grossen Schiebetor geschützt, reihen sich die Supersportler nebeneinander. Sie gehören der Firma von Daniel Caccavo. Er ist Inhaber und Gründer von Insidercars, einer der ersten Adressen, wenn es um teure Fahrzeuge geht. Seit dreissig Jahren ist er im Geschäft und kennt die Interessen und Wünsche seiner Kundschaft genau. Hinter den verschlossenen Türen seines Unternehmens verbirgt sich ein Fuhrpark, den die meisten nur aus Katalogen und von Bildern her kennen. Alles, was autotechnisch Rang und Namen hat, steht bei Insidercars im Showroom. Als Autoliebhaber kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Besonders auffällig sind die vielen Ferraris: Laferrari, F40, F50, Ferrari Monza SP und mehr. Caccavo fällt nicht gerne auf. Deswegen ist alles hinter Türen und Wänden versteckt. «Für mich sind diese Fahrzeuge Kunst. Ich will damit nicht angeben wie andere. Das nützt mir ja nichts», erklärt er. Ihm geht es um die Begeisterung und natürlich auch ums Geschäft.
Das ausgeklügelte Ferrari-System
Neben dem «normalen» Autoverkauf hat Insidercars auch ein Auktionshaus: Insiderauctions pflegt eine neue Art der Versteigerung. «Bei uns wird jede Woche ein Auto versteigert», sagt Caccavo. Bis jetzt wurden Fahrzeuge in dieser Preis-Range einmal pro Jahr versteigert. Wie funktioniert die neue Idee? Jeder und jede, der oder die den Standards von Insidercars entspricht, kann sich bei der Auktion eintragen; entweder man verkauft dann sein Auto, oder man bietet bei Versteigerungen mit. Das Ganze läuft online ab. Caccavo: «Ich freue mich auf das neue Projekt und fiebere immer wieder bei den Auktionen mit. Es freut mich, wenn die Menschen Freude haben und der eine oder die andere mit einem neuen Fahrzeug nach Hause geht.» Unter den Hammer kamen schon Fahrzeuge wie der Rekord-Ferrari Laferrari Aperta für 5,51 Millionen Franken, der in die Niederlande verkauft wurde, oder der Lamborghini Countach 5000 S, der für 610'000 Franken eine Käuferin oder einen Käufer fand. Für Caccavo ist klar: «Der Countach hat grosses Potenzial, in der Zukunft die Millionengrenze zu knacken.»
Wie man Fahrzeuge verkauft, weiss Caccavo. Doch das ist nicht der einzige Faktor, der in diesem Business zählt. «Man kann nie zu 100 Prozent vorhersagen, wie sich ein Investment entwickelt. Das ist ja nicht nur im Autogeschäft so. Auch mit jahrelanger Erfahrung gibt es noch Überraschungen», sagt er. Caccavo selbst hat aber einen Favoriten: «Ferrari hat alles richtig gemacht. Ihre Modelle sind bis jetzt immer sehr preisstabil gewesen oder sogar im Wert gestiegen.» Das Geschäft sei jahrelange Präzisionsarbeit. «Sie wissen ganz genau, wann sie ein Auto limitiert produzieren und wann sie ein neues Modell auf den Markt bringen müssen. Timing ist alles», erklärt Caccavo. Der Laferrari ist ein gutes Beispiel: «Ferrari bringt bald einen Nachfolger auf den Markt. Dieser ist aber nicht für jeden und jede zugänglich. Nur von Ferrari ausgewählte Kundschaft, die verschiedene Kriterien erfüllt, erhält eine Einladung, den Nachfolger zu kaufen.» Die Kriterien sind erfüllt, wenn man als Kundin bestimmte Autos von Ferrari besitzt. In diesem Fall geht es um den Laferrari Aperta und das Coupé. Hat ein Kunde beide Exemplare, hat er höhere Chancen, bei Ferrari auf die Käuferliste zu kommen. Ein ausgeklügeltes Geschäft. «Die Nachfrage steigt beim Laferrari massiv – und somit auch der Preis», erklärt Caccavo.
Doch so wie fast überall in der Handelsbranche bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. «Das beste Beispiel ist der Maserati MC 12. Vor zehn Jahren hatte ich drei Wagen hier bei mir stehen, und ich wurde sie nicht los. Plötzlich, vor einigen Jahren, wollten alle einen haben», sagt Caccavo. Es bringe nichts, wenn man drei Autos im Millionen-Franken-Bereich habe, für die es keine Nachfrage gebe. Je mehr Menschen das gleiche Fahrzeug wollen, desto höher ist der Preis. Ein Auto kann also beispielsweise im Jahr 2006 «nur» 450'000 Franken kosten. Sobald das Interesse steigt und das Angebot begrenzt ist, kann der Preis schnell auf 1 Million Franken klettern. In dieser Dimension geht es aber oft nicht nur um einzelne Fahrzeuge. Gewisse Kundinnen von Insidercars wollen gleich ganze Sammlungen kaufen. Wenn einzelne Autos einer Reihe zusammen bei einem Besitzer stehen, kann die Sammlung unter Umständen mehr wert sein, als die Autos summiert.
Caccavo ist schon lange im Geschäft. «Die Leidenschaft für Fahrzeuge treibt mich an und ist der Grund, nie aufzuhören. Meine Begeisterung für Autos ist nie verloren gegangen, und jetzt sind es schon dreissig Jahre.» Für ihn ist es der schönste Beruf der Welt. «Rund 5 Prozent meiner Kundschaft lebt in der Schweiz. Der Rest lebt verteilt auf der ganzen Welt. Ich komme also weit herum und lerne immer wieder interessante, neue Menschen kennen», schwärmt Caccavo. Weil Fahrzeuge in seinen Augen Kunstwerke sind, solle man sie auch so behandeln. «Es muss nicht immer das teuerste Auto sein. Es geht um die Schönheit und die Faszination. Im Untergeschoss steht eine Sammlung von Fiat-500-Abarth-Autos. Für viele Leute eines der sympathischsten Fahrzeuge, das mit seiner Geschichte viele Emotionen bei ihnen auslöst», sagt Caccavo.
Die Topinvestments der letzten Jahre, der Supersportler und der Klassiker, stehen fest. Im Mai 2022 fand eine geheime Auktion von Mercedes-Benz statt. Dabei wurde eines von zwei Uhlenhaut Coupés verkauft. Der 300 SLR, im Prinzip ein Formel-1-Wagen der Fünfzigerjahre, mit zwei Sitzen und Flügeltürer-Karosserie, ist das einzige fahrbereite Exemplar mit roter Innenausstattung. Und mit 141 Millionen Franken ist es das teuerste jemals versteigerte Fahrzeug der Welt. Erst danach kommen Autos wie der Ferrari 288 GTO, der Ferrari F40 sowie der Mercedes 300 SL unter den Hammer. Nur gerade eine Handvoll Marken spielen in dieser Champions League mit – beispielsweise Ferrari, Porsche, Mercedes, Pagani, Bugatti und Koenigsegg.
Auch Porsche-Preise rasant gestiegen
Liebhaberinnen und Liebhaber konnten im Jahr 2011 für ungefähr 300 000 Franken einen Ferrari 288 GTO kaufen. Rund zwölf Jahre später wurden Rekordpreise für die sogenannte «Bella Macchina» erzielt. Bei Auktionen zahlten Interessierte 2,3 Millionen Franken für den Ferrari aus dem Jahr 1984. Auch der Laferrari stieg in seinem Preis beträchtlich. So blätterte man 2013 1,2 Millionen Franken für den 963 PS starken Boliden hin. Heute findet man den Laferrari auf dem offenen Markt für satte 3,9 Millionen Franken. Bei diesem Wertanstieg lohnte sich das Investment sicherlich. Der Ferrari F40, die Legende unter den Supersportlern, wurde im Jahr 1987 für rund 400 000 D-Mark verkauft, was heute umgerechnet 200 000 Franken entspricht. Damals baute Ferrari bis 1992 1315 Exemplare. Nach dem Tod von Firmenpatriarch Enzo Ferrari (1988 verstorben), wurde das Sammlerstück für bis zu 2,5 Millionen Franken gehandelt – heute beläuft sich sein Preis auf 2 bis 2,5 Millionen Franken.
Doch nicht nur Ferrari eignet sich, um sein Vermögen unter Umständen zu verdoppeln. Porsche hat bei Autoliebhaberinnen schon immer mit seinen exklusiven Rennsportmodellen punkten können. Der Porsche Carrera GT ist ein perfektes Beispiel. Das Auto wurde von 2003 bis 2006 produziert. Limitiert auf 1282 Stück kostete der Supersportler damals 452 400 Euro. Heute zahlt man 1,2 bis 2 Millionen Franken für den 612 PS starken Flitzer. Sein Nachfolger, der Porsche 918 Spyder, wird übrigens für den gleichen Preis gehandelt.
Mercedes punktet mit Fahrzeugen wie etwa dem Mercedes CLK GTR, dem Mercedes 300 SL Coupé und Roadster oder mit dem Mercedes SLR McLaren. Er ist mit einem Wert von 1,9 bis 2,2 Millionen Franken der günstigste unter den dreien. Der 300 SL erzielte schon Preise um die 6 Millionen Franken, und der CLK GTR wurde bei Auktionen bereits für 10 Millionen Franken angeboten. Für den Autospezialisten Caccavo bleibt auch in Zukunft noch viel zu tun.
Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der Handelszeitung unter dem Titel: "Diese Automodelle leisten sich Superreiche"