Mit dem Medikamenteentwickler Polyphor und dem Transportunternehmen Ceva Logistics stehen zwei Firmen unmittelbar vor dem Gang an die Schweizer Börse SIX. Diese Börsengänge fallen in eine Zeit, da Schweizer Anleger vorsichtiger geworden sind. Der breite Swiss Performance Index (SPI) kommt seit Wochen nicht recht vom Fleck, seit Jahresbeginn steht er 2,5 Prozent im Minus.

Die Unternehmen zeigen sich trotzdem zuversichtlich. Polyphor-CEO Giacomo Di Nepi sagte zur Nachrichtenagentur AWP: "Was zählt, ist nicht die Marktstimmung, aber die Perspektiven der Firma". Polyphor hat zwei Produkte kurz vor der Zulassung: das Antibiotika Murepavadin gegen im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen und der Immunonkologie-Wirkstoff Balixafortide.

Insbesondere Murepavadim gilt als zukunftsträchtig, da die zunehmende Resistenz gegen Antibiotika eine grösser werdende Gefahr ist. Das Biopharma-Unternehmen aus Allschwil plant den Börsengang am 15. Mai. Die Preisspanne je Aktie wurde auf 30 bis 40 Franken festgelegt, was einem Bruttoerlös von rund 100 Millionen bis 150 Millionen Franken entspräche. In Investorenkreisen wurde ursprünglich mit einer etwas höheren Preisspanne gerechnet.

Hohe Verschuldung bei Ceva

Beim zweiten Kandidaten Ceva sind die Prognosen auch nicht vollends optimistisch. Die Zuger Logistikfirma will mit dem Börsengang am 4. Mai primär die hohen Schulden abbauen, um grosse Investoren anzuziehen. Laut eigenen Angaben betrug die Verschuldung unlängst 2,1 Milliarden Dollar bei einem bereinigten EBITDA von 280 Millionen.

Beim Thema Schulden dürften einigen Investoren die Börsengang-Projekte von Landis+Gyr und Gategroup in den Sinn kommen. Landis+Gyr wurde von den japanischen Besitzern aus wegen Geldsorgen zurück an die Schweizer Börse gebracht, was bei Investoren nicht den erhofften Anklang fand. Gategroup hingegen ist im Besitz der finanziell angeschlagenen HNA Group aus China. Dieses IPO wurde aufgrund mangelnder Nachfrage kurzfristig abgesagt, genauso wie jenes von HNA-Tochter Swissport.

Mit einem Umsatz von rund 7 Milliarden Dollar wäre Ceva etwas grösser als die Konkurrentin Panalpina (5,4 Milliarden Franken) und kleiner als Kühne+Nagel (18,6 Milliarden Franken). Das Umfeld für Logistiker ist aufgrund des Gegenwinds für den Welthandel nicht gerade freundlich: Kühne +Nagel sowie Panalpina stehen im laufenden Jahr 11 respektive 16 Prozent im Minus. Dennoch berichtet Reuters heute Freitag, der Börsengang von Ceva stosse bei Investoren auf Interesse.

Daneben will auch die Luxusgüter-Firma Lalique an die Schweizer Börse wechseln. Künftig sollen die Aktien am grössten Schweizer Aktienmarkt statt an der Berner Börse gehandelt werden. Bei den Aktionären will sich die Herstellerin von edlen Haushaltswaren, Schmuck und Parfum frisches Kapital holen, um seine Bilanz zu stärken und die Flexibilität für Investitionen zu erhöhen. Die Ausgabe neuer Aktien soll bis zu 8,4 Millionen Franken in die Kasse spülen.

Volatile Asmallworld

Zwei weitere Firmen – Sensirion und Medartis – haben ihr Börsendebut bereits hinter sich (siehe Tabelle). Gemessen am Ausgabepreis sind beide Aktien gestiegen. Beim Sensorhersteller Sensirion betrug der Emissionspreis am 22. März 36 Franken, am Freitagmittag stand der Titel bei 43 Franken. Zum Schlusskurs des ersten Handelstages (46,35 Franken) berechnet sich allerdings ein Minus von 6 Prozent.

Börsengänge 2018

DatumTitelAusgabepreisaktueller Kurs*Performance, in %
20.03.Asmallworld9,75 CHF19,00 CHF+95
22.03.Sensirion36 CHF43,25 CHF+20
23.03.Medartis48 CHF69,66 CHF+45
04.05.Ceva27,50-52,50 CHF--
15.05.Polyphor30-40 CHF--

Quelle: cash.ch *Stand 27.04.18, 13 Uhr

Geradliniger ging der Börsengang des Medizinaltechnikunternehmens Medartis über die Bühne. Seit dem Ausgabepreis (48 Franken) und dem ersten Schlusskurs (61,69 Franken) ist die Aktie weiter gestiegen und steht aktuell bei knapp 70 Franken.

Im Rahmen eines Listings, also ohne die Ausgabe von Aktien, ging Asmallworld am 20. März an die Börse. Der Aktienkurs des sozialen Netzwerks ging zuerst steil nach oben, trotz Zurückhaltung unter professionellen Investoren. Am gestrigen Donnerstag dann liess eine Untersuchung der deutschen Finanzaufsicht Bafin die Aktien um 28 Prozent einbrechen. Die Behörde geht dem Verdacht der Marktmanipulation nach. Mittlerweile hat Asmallworld den Absturz aber fast wieder aufgeholt, wie der folgende Chart zeigt.

Die Aktie von Asmallworld seit dem Börsegang am 20. März (Quelle: cash.ch)