Da stieg der Franken zum Euro letzte Woche auf den höchsten Stand seit Juli 2015 – und bei den betroffenen Branchen, die sich bei einer Frankenaufwertung jeweils lauthals melden, herrscht kein Panikmodus.

Vertreter der exportorientierten Industriebranche und des Tourismus beklagen im cash-Artikel vom letzten Donnerstag zwar die "angespannte Lage". Der gegenwärtige Kurs sei zu stark und mache der Branche das Leben schwer, beklagt sich etwa Schweiz Tourismus. "Es braucht viele Opfer, um noch wettbewerbsfähig zu bleiben".

Auch Swissmem, der Branchenverband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, äussert sich besorgt. Mit einem Kurs von heute 1,06 sei der Franken gegenüber dem Euro deutlich überbewertet. Swissmem fordert von der Nationalbank das Einsetzen "aller sinnvoller Massnahmen", damit eine weitere Frankenaufwertung verhindert wird.

Doch was sind "sinnvolle Massnahmen"? Und wie kann die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Kurs wieder zwischen 1,10 und 1,20 Franken bringen, wie es Schweiz Tourismus wünscht. So richtig angriffig und fordernd, wie das früher immer wieder mal der Fall war, tönt das nicht. 

Sehen die Exporteure und Touristiker ein, dass die Marktkräfte stärker sind als die übrig gebliebenen Massnahmen der Nationalbank? Vielleicht. Die Devisenmarktinterventionen der SNB haben oft nur kurzfristigen Effekt, sie blähen zudem die SNB-Bilanz weiter auf. Die Schweiz ist wegen der Interventionen zudem wieder auf der Watchlist der USA, was den Handlungspielraum der SNB ebenfalls einengt. Und die Negativzinsen kann die SNB nur noch im Fall eines Schocks an den Märkten weiter absenken.

Oder haben die betroffenen Branchen langsam gelernt, mit dem starken Franken umzugehen? Wohl eher. Es ist schliesslich die Stärke der Schweizer Industrie, dass sie sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten wegen der Frankenaufwertung immer neu und erfolgreich ausrichten musste. Auch Schweiz Tourismus sagt heute unumwunden: "Der Schweizer Tourismus hat gelernt, mit dem starken Franken umzugehen." Daher stelle man auch keine aktiven Forderungen an die Politik oder die SNB.

Es scheint tatsächlich so, dass sich Exporteure und der Tourismus mit dem starken Franken abgefunden haben. Denn langfristig müssen wir weiter mit einer starken Landeswährung rechnen. Es ist der Preis, den wir als Land mit offener Volkswirtschaft, gesunden Staatsfinanzen und eigenständiger Geldpolitik zu bezahlen haben.