Der Dentalbedarfshersteller Coltene ist gut ins Jahr gestartet. Es sei ein erfreulicher Jahresbeginn gewesen und die Umsätze hätten im ersten Quartal über dem Vorjahreswert gelegen, teilte das Unternehmen Anfang April mit ohne genauere Angaben zu machen.
Diesen Optimismus teilen auch die Anleger. Seit Mitte Dezember zeigt die Kursentwicklung nur nach oben und lässt den Corona-Einbruch vom März 2020 mit neuen Rekordständen vergessen. Die Anleger bescheren der Aktie mit ihren Zukäufen seit Jahresbeginn sogar ein Kursplus von 51 Prozent und hieven Coltene innerhalb des Swiss Performance Index (SPI) auf den fünften Platz. Selbst der Dividendenabschlag am 6. April wurde innerhalb von zwei Handelstagen wieder wettgemacht.
Kursentwicklung der Coltene-Aktien seit Anfang 2020 (Quelle: cash.ch).
Die Entwicklung erstaunt auf den ersten Blick: Denn insbesondere während der ersten Welle im Frühjahr 2020 haben viele Menschen den Besuch einer Zahnarztpraxis gemieden, was auch bei Coltene, das Zahnarztpraxen mit Verbrauchsartikeln und Kleingeräten beliefert, zu einem merklichen Umsatzrückgang geführt hat.
Dass jetzt das Management von Coltene optimistisch gestimmt ist, hat daher sicherlich mit der weltweit schnellen Erholung der Dentalmärkte zu tun. Die fortschreitenden Impfkapmagnen führen dazu, dass die dritte Coronawelle den Geschäftsgang in diesem Bereich nicht mehr gross tangiert. Zudem kann der Zahnarztbesuch aus eigenem Interesse nicht ewig aufgeschoben werden.
Die 2018 beschlossene Übernahme der kanadischen SciCan hat sich in der Pandemie zudem als goldrichtig erwiesen. Der damit geschaffene Geschäftsbereich Infektionskontrolle wuchs im zweiten Semester 2020 über 40 Prozent und ist gut ins neue Jahr gestartet. SciCan stellt Autoklaven, Reinigungs- und Desinfektionsgeräte für medizinische Instrumente her und bietet Lösungen zur sterilen Lagerung und Oberflächendesinfektion an. Zahnärzte, Augenärzte und medizinische Kliniken zählen zu den Kunden.
Kurzfristig Kursgewinne - Langfristig viele Unbekannte
Coltene ist für 2021 gut aufgestellt: Einerseits wird das Unternehmen weiterhin von einem Nachholeffekt bei den Zahnarztbesuchen profitieren. Andererseits bleibt das Thema Infektionskontrolle dank Corona auf längere Zeit aktuell und verspricht ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum.
Dies spricht dafür, dass die Coltene-Aktien den Aufwärtstrend in den nächsten Wochen und Monaten weiter fortsetzen werden. Die Wertpapiere erscheinen zudem mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 29 im Vergleich zum Zahnimplantatenhersteller Straumann mit einem KGV von 56 als günstig.
Zwei Punkte sollten Anleger und Anlegerinnen mit einem langfristigen Anlagehorizont vor einem Zukauf jedoch bedenken: Erstens sind die Integrationskosten für die 2018 getätigten Übernahmen in der Vergangenheit jeweils höher als erwartet ausgefallen. Die Halbjahreszahlen am 7. August werden hier Klarheit schaffen. Zweitens zeichnet sich ein verschärfter Konkurrenzkampf um den Dentalmarkt ab, was das Umsatz- und Gewinnwachstum in der Post-Corona-Zeit hemmen könnte.
Die wenigen Analysten, die Coltene abdecken, sind dementsprechend vorsichtig bei ihren Ratings. Keiner empfiehlt den Kauf der Aktien, das neutrale Sentiment überwiegt.