Am Sonntag in einer Woche entscheidet das Schweizer Stimmvolk über die Unternehmenssteuerreform III, kurz USR3. Eine kürzlich von Tamedia durchgeführte Umfrage lässt darauf schliessen, dass das Rennen sehr eng wird. Je 45 Prozent wollen die Vorlage bestimmt oder eher annehmen, genauso viele lehnen sie ab. Dass sich Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf öffentlich gegen die USR3 stellt, gibt dem Lager der Gegner kurz vor dem Abstimmungswochenende Aufwind.

Auch die Analysten von Kepler Cheuvreux rechnen in einem Strategiepapier mit einem knappen Abstimmungsausgang. Wichtig aber auch: Die Vorlage sei von zentraler Bedeutung für den Schweizer Aktienmarkt, so der Autor. Mit anderen Worten: Wird die USR3 angenommen, steigen die Kurse, wird sie vom Schweizer Stimmvolk abgelehnt, fallen sie.

Gewinner-Aktien stehen nur wenigen möglichen Verlierern gegenüber

Bei einer Annahme der Vorlage ist demnach mit Steuerausfällen von bis zu 3 Milliarden Franken für den Fiskus zu rechnen. Einige Gegner sprechen sogar von Ausfällen von über 4 Milliarden Franken. Davon abgeleitet rechnet der Studienautor bei den hiesigen Firmen mit einer durchschnittlich um knapp einen Viertel rückläufigen Steuerbelastung. Allerdings räumt er ein, dass die Auswirkungen von Unternehmen zu Unternehmen stark variieren werden.

Nervosität herrschte in den letzten Tagen beim SPI nicht nur wegen Donald Trump; Quelle: www.cash.ch

Die Möglichkeit einer steuerlichen Entlastung sieht der Autor insbesondere bei Unternehmen mit hohen in der Schweiz anfallenden Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Dazu zählt er die beiden Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis sowie Sonova und Straumann aus der Medizinaltechnikindustrie.

In dieselbe Kategorie fallen der Bankensoftwarehersteller Temenos sowie die beiden Technologiekonzerne U-blox und Logitech. Ob eine Annahme der USR3 den Aktien von Roche und Novartis auch wirklich helfen würde, bleibt aber zumindest fraglich. Aufgrund ihres weitgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängigen Eigenlebens stehen sie zur Zeit nicht gerade hoch in der Anlegergunst.

Zu den Gewinnern zählt der Stratege zudem Unternehmen mit einer heute eher hohen Steuerbelastung wie Zehnder, Adecco oder Autoneum. In diesem Zusammenhang nennt er auch Sunrise Communications und Swiss Life.

Im Nachteil sieht man bei Kepler Cheuvreux im Falle einer Umsetzung der USR3 hingegen den Milchverarbeiter Emmi, den Baukonzern Implenia und den Telekommunikationsanbieter Swisscom. Diese drei Firmen wären dann von möglichen Budgetkürzungen betroffen, um die Steuerausfälle aufzufangen.