Sogenannte Generative KI kann menschliche Interaktion simulieren und anhand weniger Stichworte Texte, Bilder oder Videos generieren. Hierzu müssen unzählige Berechnungen parallel ausgeführt werden. Grafikkarten-Chips (GPUs) eignen sich hierfür besonders, weil sie von Haus aus hierauf ausgelegt sind. So basiert beispielsweise der Hochleistungsrechner für ChatGPT auf mehreren Tausend Nvidia-Prozessoren. Tesla-Chef Elon Musk hat sich einem Zeitungsbericht zufolge für ein KI-Startup ebenfalls mehrere Tausend dieser Chips gesichert.

Die Kosten hierfür liegen im fünfstelligen Bereich - pro Chip. Für seine neueste Generation von KI-Prozessoren, hat Nvidia noch keinen Preis genannt. Für das Vorgängermodell werden meist mehr als 20'000 Dollar aufgerufen.

Das überproportional wachsende Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren nimmt bei Nvidia seit Längerem einen grossen Stellenwert ein. Es steuert inzwischen mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Der Boom von Cloud-Anwendungen während der Coronavirus-Pandemie spielte dem Konzern ebenfalls in die Hände. Ausserdem nutzen «Schürfer» von Kryptowährungen die Chips, um Transaktionen mit Bitcoin & Co zu verschlüsseln und zu verifizieren.

Mehr als nur Hardware

Die gefragte Hardware ist aber nicht der einzige Grund für Nvidias Marktdominanz. Das Unternehmen hat zudem in langjähriger Arbeit ein Software-Ökosystem aufgebaut, das es Entwicklern erleichtern soll, Anwendungen für Nvidia-Prozessoren zu schreiben. Das Programmpaket «CUDA» ist zudem ein weiterer wichtiger Umsatzbringer. Es kostet 4500 Dollar pro Jahr und pro Nvidia-Chip bei Nutzung in einem privaten Rechenzentrum oder einen Dollar pro Stunde für den Einsatz bei einem Cloud-Anbieter.

Experten zufolge beherrscht Nvidia 80 Prozent des Weltmarkts für Grafikkarten-Chips. Konkurrenten sind AMD und Marvell. Allerdings arbeiten Software-Konzerne wie Amazon, Google und die Facebook-Mutter Meta inzwischen an eigenen speziellen KI-Prozessoren.

Das Potenzial generativer KI

Seit der Vorstellung von ChatGPT im November 2022 überschlagen sich in diesem Bereich die Ereignisse. Fast täglich stellen Unternehmen neue KI-Anwendungen vor. Dabei liefern sich vor allem der ChatGPT-Entwickler und Microsoft-Partner OpenAI sowie der Internet-Konzern Google ein Wettrennen um die technologische Führung. Den Analysten der Investmentbank Goldman Sachs zufolge könnten allein in den USA die Investitionen in KI bis zum Jahr 2030 ein Prozent der dortigen jährlichen Wirtschaftskraft erreichen. Auf Basis der Prognose der Denkfabrik Lowy Institut für das US-Bruttoinlandsprodukt zu diesem Zeitpunkt wären das 287 Milliarden Dollar.

Dank dieser Entwicklung hat sich der Aktienkurs von Nvidia in den vergangenen eineinhalb Jahren in etwa versiebenfacht. Die Marktkapitalisierung liegt inzwischen bei mehr als zwei Billionen Dollar. Damit ist die Firma die Nummer drei unter den «Glorreichen Sieben» grössten US-Technologiekonzernen und der weltweit wertvollste Chip-Anbieter. Intel und AMD kommen gemeinsam gerade einmal auf etwa ein Fünftel des Nvidia-Börsenwertes.

(Reuters)