(Ergänzte und aktualisierte Version des cash-Artikels vom 15.12.2015 - mit Jahres-Schlusskursen)

Das Schweizer Börsenjahr 2015 ist mit dem 30. Dezember zu Ende gegangen. Und es ist aus Anlegersicht nicht unbedingt ein erfreuliches Jahr. Der Swiss Market Index schliesst das Jahr mit einem Minus von 1,84 Prozent ab. 

Damit kann der Schweizer Leitindex das erste Mal seit 2011 nicht zulegen (Jahresperformance damals: -8 Prozent). 2014 kletterte der SMI noch um flotte 10 Prozent nach oben, 2013 waren es phänomenale 20 Prozent. Es war damals der stärkste Anstieg seit 2005. 

Besser sieht es beim breit gefassten Swiss Performance Index aus. Er weist eine Jahresperformance von 2,68 Prozent aus. Dies ist auf das starke Abschneiden von klein- und mittelkapitalisierten Schweizer Aktien zurückzuführen.

Ein verrücktes Jahr

Im internationalen Vergleich schnitten andere Börsenplätze besser ab. Der französische und der deutsche Leitindex (CAC 40 bzw. Dax) stiegen je rund 10 Prozent an, der japanische Leitindex Nikkei um rund 9 Prozent. Der britische Footsie verlor dagegen 4 Prozent im Jahr 2015. In den USA verlor der Dow Jones, wie der SMI, 2 Prozent, während die Technologiebörse Nasdaq fast 10 Prozent dazugewann. 

Es war jedenfalls ein verrücktes Jahr für Schweizer Anleger. Rückblickend gab es drei ausserordentliche Ereignisse. Angefangen hat es mit dem sogenannten "SNB-Schock", auf den Tag genau vor elf Monaten. Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den zuvor garantierten Franken-Mindestkurs zum Euro aufhob, ging es mit dem Swiss Market Index (SMI) in zwei Handelstagen mehr als 16 Prozent abwärts. Es herrschten in den Stunden nach der Bekanntgabe des Untergrenzen-Endes chaotische Zustände an den Märkten.

Im August dann verlor der Schweizer Leitindex – ausgelöst durch Marktturbulenzen in China – innert weniger Tage vom Jahreshöchststand bei 9538 mehr als 1000 Punkte. Dies ausgerechnet kurz vor Erreichen des Allzeithochs. Anfang Dezember sorgten dann der bevorstehende Zinsentscheid in den USA und die tiefen Ölpreise sorgen nicht etwa für eine Rallye, sondern für einen Jahresendblues an der Börse.

Syngenta im Fusionssog

Mit Blick auf die Kursverläufe der Schweizer Einzeltitel tut sich ebenfalls ein grosser Graben auf zwischen den "Kleinen" und den "Grossen". In der Gesamtrangliste der besten Aktien des Jahres taucht der erfolgreichste Vertreter des Swiss Market Index erst weit hinten auf. Es ist der Agrochemie-Konzern Syngenta, der 23 Prozent mehr Wert ist als zu Jahresbeginn (siehe Tabellen).

Die Syngenta-Aktie hat dabei von einer Reihe von Fusions- und Übernahmegerüchten profitiert. Im Dezember musste der Syngenta-Verwaltungsrat dann selber zugeben, dass er sich mit einem anderen Unternehmen zusammentun muss.

Neben dem Basler Unternehmen können nur drei weitere SMI-Titel auf ein deutlich positives Jahr zurückblicken: Swiss Re, ActelionUBS und knapp auch Julius Bär. Auch bei Actelion basieren die Kursavancen auf Übernahmegerüchten, gepaart mit guten Fundamentaldaten. Das Pharmaunternehmen wurde jüngst vom schnellen Wachstum seines Medikaments Opsumit selbst überrascht und passte die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr nach oben an, was weiteres Wachstumspotenzial andeutet.

Chinesische Bremsspuren bei den Uhren

Bei den Finanztiteln geht die Schere weit auseinander. Während sich die Grossbank UBS nach einem verhaltenen 2014 unter die Top-Aktien 2015 emporgearbeitet hat (plus 14 Prozent), fiel die CS-Aktie empfindlich zurück (minus 8 Prozent). Tidjane Thiam sorgte bei seiner Ernennung als CEO von März bis Juni für Kursphantasie. Die zweiteilige Kapitalerhöhung setzte die CS-Aktie im Sommer und Herbst aber jäh unter Druck.

Die Swiss-Re-Aktie (plus 17 Prozent) hat hingegen aufgrund der attraktiven Dividendenrendite erneut den Weg auf viele Kaufzettel gefunden. Ein Verhaltensmuster, das in Zeiten tiefer Zinsen anhalten dürfte.

Die defensiven Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche sorgen in diesem Jahr für einmal für wenig positive Performance. Und doch befinden sich Nestlé und Roche (beide plus 2 Prozent) in der oberen Tabellenhälfte. Aktionäre von Novartis blicken hingegen auf einen Verlust von 6 Prozent. Probleme haben die Basler vor allem mit der Augenheilsparte Alcon. Novartis will Gegensteuer geben und im Januar über die vorgesehenen Initiativen zur Beschleunigung des Alcon-Wachstums informieren.

In der Luxusgüterindustrie zeigen sich deutlich die Bremsspuren der chinesischen Konjunktur. In den Hauptmärkten China und Hongkong verkaufen Richemont (Aktie minus 19 Prozent) und Swatch (Aktie minus 21 Prozent). An der Börse zeigt sich das in Form von Aktienkursen, die im Laufe des Jahres auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gesunken sind.

Kleine aber feine Überflieger

Die Überflieger-Aktien 2015 finden sich ohnehin am breiten Markt. Ganz zuoberst ist Galenica mit einem Jahresgewinn von 99 Prozent. Anfang Dezember hatte das Unternehmen angekündigt, dass die geplante Aufspaltung in eine Pharmafirma (Vifor Pharma) sowie in ein im Logistik- und Apothekengeschäft tätiges Unternehmen (Galenica Santé) bereits im vierten Quartal 2016 erfolgen soll. Ursprünglich hatte man sich für die Aufspaltung bis spätestens 2019 Zeit gegeben.

Freuen wird dies vor allem Martin Ebner und seine Frau. Über ihre Beteiligungsgesellschaft Patinex und die BZ Bank kontrollieren die beiden 18,4 Prozent der Stimmen.

Zweitbeste Schweizer Aktie des Jahres 2015 ist die BVZ Holding (plus 83 Prozent), Betreiberin der Matterhorn-Gotthard- und der Gornergrat-Bahn. Dem starken Franken und dem schwierigen Umfeld im Tourismus zum Trotz bleibt das Unternehmen auf Wachstumskurs. Dasselbe gilt für die Titlisbahnen, die mit einer Performance von plus 55 Prozent den Sprung unter die Top Ten nur knapp verpasst haben.

Ebenfalls zu den sehr erfolgreichen Small- und Mid-Caps zählt der Medizinaltechnikhersteller Ypsomed (plus 69 Prozent). Die erfolgreichste Schweizer Finanzaktie ist VZ Holding. Die Zürcher haben sich auf die Beratung von Privatpersonen und KMU spezialisiert und profitieren von der gewachsenen Skepsis gegenüber traditionellen Banken. Seit Anfang Jahr ist der Börsenwert von VZ um 66 Prozent gestiegen.

Am unteren Ende der Skala findet man einige alte Bekannte. Aktien, die schon 2014 zu den Prügelknaben gehörten und nun noch mehr im Minus stehen. Darunter Züblin (sagenhafte minus 93 Prozent) und Gottex (minus 62 Prozent), deren Aktienkurs weniger als ein Franken beträgt. Weitere Aktien im Rappen-Bereich und bei den grössten Verlierern sind Swmtl Holding (ehemals Swissmetal), Schmolz+Bickenbach oder Von Roll.

Der Niedergang von Züblin, die von Viktor Vekselberg kontrolliert wird und eine Kapitalerhöhung hinter sich hat, scheint unaufhaltsam, obwohl die Immobiliengesellschaft im November den Verlust etwas eindämmen konnte. Aufgrund der tief gefallenen Aktienkurse auf einen dieser "Penny Stocks" zu setzen ist ein Unterfangen, das im Hoch-Risikobereich anzusiedeln ist.

 

SMI: Die Top- und Flop-Aktien 2015

Beste Titel in % Schlechteste Titel in %
Syngenta +23 Transocean -32
Actelion +21 LafargeHolcim -26
Swiss Re +17 Swatch -21
UBS +14 Richemont -19
Julius Bär +6 Zurich -17
Roche +2 ABB -14
Nestlé +2 Credit Suisse -8
Givaudan +2 SGS -6
Geberit +1 Novartis -6
Adecco 0 Swisscom -4

SPI: Die Top- und Flop-Aktien 2015

Beste Titel in % Schlechteste Titel in %
Galenica +99 Züblin -93
BVZ Holding +82 Schlatter -66
Kardex +71 Gottex -62
Ypsomed +69 Swmtl Holding -61
VZ Holding +66 Schmolz+Bickenbach -54
Cie Fin Trad. +65 Leclanché -52
Interroll  +63 CI Com -52
Cytos  +61 von Roll -49
Air Tech  +59 Perfect -50
u-blox +56 Tornos -48

Quelle: cash.ch, Stand 30. Dezember 2015