Auch wenn das bisherige Börsenjahr für Schweizer Anleger wenig Anlass zum Jubeln gibt, hat der Swiss Market Index (SMI) im internationalen Vergleich die jüngsten Turbulenzen relativ gut überstanden. Im dritten Quartal hat der SMI 3 Prozent abgeben müssen. Der breite amerikanische Markt in Gestalt des S&P 500 hat in dieser Zeit hingegen 6 Prozent verloren, der MSCI World Index 9 und der deutsche Dax sogar deren 12 Prozent.

Nichtsdestotrotz gibt es auch am Schweizer Markt ein paar Sorgenkinder. Drei Aktien sind in jüngster Zeit ganz besonders negativ aufgefallen: ABB, LafargeHolcim und Zurich. Sie alle gehören in diesem Jahr zu den schlechtesten SMI-Titeln. Um zu beurteilen, wie die Zukunft dieser Firmen aussieht und welche Perspektiven die Aktien haben, lohnt sich ein Blick auf die deutsche Konkurrenz.

ABB vs. Siemens

ABB-Aktionäre sind wirklich nicht zu beneiden. Seit langem kommt der Aktienkurs nicht vom Fleck. Im laufenden Jahr machten ABB-Anleger sogar 17 Prozent Verlust. Die Konzernleitung um CEO Ulrich Spiesshofer ist sich darüber im Klaren. "Es ist mir völlig bewusst, dass die Anleger jetzt erst mal sehen wollen, was wir liefern. Und wir werden liefern. Ich stehe in der Bringschuld", sagte er kürzlich in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft". Zusätzlich versprach Spiesshofer, dass weiterhin mit einer kontinuierlich steigenden Dividende zu rechnen sei.

Der Zürcher Technologiekonzern will mit strategischen Schritten in Zukunft Milliarden sparen. ABB soll ab Anfang 2016 nur noch über viert statt bisher fünf Divisionen verfügen. Zudem wird Personal abgebaut. Das laufende Aktienrückkaufprogramm über 4 Milliarden Dollar wird fortgesetzt, womit ebenfalls der Aktienkurs gestützt werden soll. Druck übt auch die schwedische Beteiligungsgesellschaft Cevian aus, die seit wenigen Monaten mit 5,2 Prozent an ABB beteiligt ist.

Der grösste Konkurrent von ABB ist die deutsche Siemens. Doch das Bild sieht hier kaum besser aus. Auch bei Siemens gleicht ein Investment in den letzten Jahren und Monaten grösstenteils einem Nullsummenspiel. Seit Anfang Jahr beträgt das Minus 15 Prozent.

Parallelen zeigen sich auch bei den Sparprogrammen. In München wird der Konzernumbau bereits für beendet erklärt, insgesamt rund 13'000 Stellen wurden in den letzten Jahren gestrichen. Probleme und Hoffnungen haben beide Unternehmen mit der Sparte Energietechnik. Das Geschäft mit Wind- und Solarenergie bringt noch nicht die erhofften Einkünfte. Aber in Zukunft dürfte die Nachfrage nach alternativen Energien zunehmen.

Fazit: Siemens ist beim Konzernumbau schon weiter fortgeschritten. Zudem profitieren die Deutschen derzeit von der deutlich schwächeren Währung – ein Punkt für die deutsche Konkurrenz.

LafargeHolcim vs. HeidelbergCement

Es war im April 2014, als Holcim aus Rapperswil-Jona und die französische Lafarge ihre Fusionsabsichten bekanntgaben. Die Megafusion der beiden Baustoffhersteller wurde schliesslich im Juli 2015 definitiv vollzogen. Für LafargeHolcim-Aktionäre verlief die Kursentwicklung seither sehr enttäuschend. Als der neue Konzern Mitte Juli entstand, notierten die Titel noch bei 72 Franken, nun sind sie bei 52 Franken – knapp 30 Prozent tiefer.

Was lief da schief? Die Firma leidet sicherlich ein Stück weit unter der unsicheren Entwicklung verschiedener Schwellenländer, wo der Zementkonzern breit aufgestellt ist und an sich grosses Potential besitzt. Aber alleine der schwächelnden Konjunktur die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre zu leicht. LafargeHolcim hat zusätzlich den anspruchsvollen Integrationsprozess als grosse Herausfoderung zu bewältigen. Der neue Mega-Konzern ist schliesslich der mit Abstand grösste Zementhersteller weltweit. Die verschiedenen Unternehmenskulturen der ehemaligen Holcim und Lafarge zusammenzubringen, ist gar nicht so leicht. Es braucht sicherlich eine gewisse Zeit, bis sich das Gefüge etwas eingespielt hat.

Der grösste Konkurrent der Branche, HeidelbergCement aus Deutschland, bäckt im Vergleich dazu bedeutend kleinere Brötchen. Der Umsatz ist weniger als halb so gross als bei LafargeHolcim. Man ist aber bemüht, wenigstens einigermassen den Anschluss zu halten. Im Juli gab Heidelberg ein Angebot von 3,7 Milliarden Euro zum Kauf des italienischen Konkurrenten Italcementi, der Nummer fünf in der Zementbranche weltweit, ab. Die Übernahme dürfte im zweiten Halbjahr 2016 über die Bühne gehen, sollte sie tatsächlich zustande kommen. Die Aktien-Titel des deutschen Konzerns gaben seit Mitte Juli um 14 Prozent nach – bedeutend weniger als LafargeHolcim-Aktien.

Bei den Dividendenrenditen hat LafargeHolcim (2,5 Prozent) im Vergleich mit HeidelbergCement (1,3 Prozent) die Nase vorn. HeidelbergCement versprach jedoch eine Dividendenerhöhung in den nächsten Jahren, da könnte sich also noch etwas tun.

Fazit: LafargeHolcim besitzt als Branchengigant Grössenvorteile, ausserdem scheint die Aktie derzeit doch etwas zu tief gefallen zu sein. Auch ist die Dividendenrendite (noch) höher. Der Punkt geht an das schweizerisch-französische Unternehmen.

Zurich vs. Allianz

Die meisten SMI-Finanztitel sind in diesem Jahr besser unterwegs als der Gesamtmarkt. Nicht so die Zurich-Aktie. Sie weist mit einem Minus von 22 Prozent die drittschlechteste Performance aller SMI-Titel auf. Den grössten Kursrutsch - abgesehen vom SNB-Schock im Januar – erlebte der Versicherungskonzern in den letzten zweieinhalb Monaten. Er ist eng verknüpft mit schlechten Geschäftszahlen. Nach zwei enttäuschenden Quartalsergebnissen in Folge wird im laufenden Quartal sogar mit einem Verlust gerechnet.

Hinzu kam das abrupte Ende der Fusionspläne mit dem britischen Rivalen Royal & Sun (RSA). Nicht einmal die attraktive Dividendenrendite von knapp 7 Prozent hielt die Anleger in den letzten Wochen davon ab, den Titel im grossen Stil zu verkaufen. Das Ende der RSA-Fusion könnte etwas Gutes für die Aktionäre haben. Durch das nun brach liegende Geld winkt den Aktionären eine satte Sonderdividende oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm.

Europas grösster Versicherer und gleichzeitig der Hauptkonkurrent von Zurich ist die deutsche Allianz. An der Börse haben die Münchner bislang ganz klar die Nase vorn. Die Allianz-Aktie kommt in diesem Jahr auf ein Plus von 2 Prozent, sie geriet in den letzten Wochen allerdings auch unter die Räder. Eine wichtige Kennzahl bei Versicherern ist die Combined Ratio. Sie bezeichnet im Sachgeschäft das Verhältnis der Kosten für den Versicherungsbetrieb sowie den Belastungen für Schadenzahlungen zu den Prämieneinnahmen. Liegt der Wert unter 100 Prozent, ist das reine Versicherungsgeschäft profitabel. Diesbezüglich hat die Allianz einen Vorteil. Ihr Wert liegt bei 94,1 Prozent, während er sich bei Zurich jüngst auf 98,3 Prozent verschlechterte. Hingegen bietet die Allianz weniger Dividendenrendite (5 Prozent).

Fazit: Der Geschäftsgang verspricht der Allianz eine rosigere Zukunft. Doch gegen die attraktiven Ausschüttungen der Zurich kommt fast keine Aktie an – ein Punkt für beide.