Nächste Woche schauen die Finanzmärkte wieder in Richtung des Zürcher Paradeplatzes: Am Montagmorgen legt die UBS ihre Zahlen zum ersten Quartal vor, am Mittwoch folgt das Ergebnis der Credit Suisse (CS). Daniel Regli, der für den Finanzdienstleister MainFirst beide Aktien analysiert, traut der UBS ein besseres Resultat zu. Bereits jetzt empfiehlt er die Aktie der grössten Schweizer Bank zum Kauf, während er für die CS nur das Rating "neutral" vergeben hat. 

Dies hat seinen Grund. "Die UBS hat das deutlich stabilere Geschäftsmodell als die CS", sagt Regli im cash-Börsen-Talk. Daran dürften auch die ersten drei Monate des laufenden Jahres nicht viel geändert haben. Der Markt bewerte die beiden Banken im Moment bezüglich der Risiken etwa gleich, was aus Reglis Sicht unverständlich ist. Denn die CS sei mit ihrer starken Verankerung im Investmentbanking höherer Volatilität ausgesetzt.

Anleger scheinen Reglis Sicht auf die beiden Schweizer Grossbanken zu teilen: Die CS-Aktie hat am Markt seit Anfang Jahr rund 8 Prozent verloren und fiel damit stärker zurück als der SMI, der 5,9 Prozent verloren hat. Die UBS-Aktie wiederum verlor etwa 5,6 Prozent, etwas weniger als der Gesamtmarkt der Blue-Chips. 

Mässiger Anleihenhandel, gutes Aktiengeschäft

Die UBS hat schon vor etwa fünf Jahren den Fokus klar auf die Vermögensverwaltung gelegt. "Die UBS verdient etwa ein Viertel ihrer Umsätze mit dem Investmentbanking, die CS über 40 Prozent", ruft Regli in Erinnerung. Der Handel mit Anleihen verlief im ersten Quartal nur mässig, wie die bereits bekannten Zahlen der amerikanischen Grossbanken nahelegen. Dies ist ein Nachteil für die CS und wird die UBS weniger treffen.

Auch die Tatsache, dass ein grosser Teil der Investmentbank-Umsätze in Dollar abgerechnet werden, belastet die CS tendenziell. Die US-Währung hat zum Franken seit Anfang 2017 um mehr als fünf Prozent abgewertet und gleicht nicht aus, dass der Euro zum Franken im gleichen Zeitraum um 12 Prozent stärker geworden ist und nun praktisch bei einem Austauschverhältnis von 1,20 angelangt ist.

Für die UBS mit ihrem grossen Vermögensverwaltungsgeschäft dürfte sich indessen eine grössere Handelsfreude der Kunden positiv ausgewirkt haben. Ein Grund dafür sind nicht zuletzt die stürmischeren Zeiten an den Finanzmärkten, wie sie in den vergangene Monaten zu beobachten waren.

Die Volatilität war jahrelang tief, ist aber zwischenzeitlich deutlich angestiegen: Der Volatiltätsindex VIX erreichte Anfang Februar ein Dreijahres-Hoch. Seitdem hat sich die Schwankungsanfälligkeit wieder zurückgebildet. Für das Privatkundengeschäft der Banken ist dies keine schlechte Entwicklung: "Wenn die Volatilität zu hoch ist, schreckt dies die Kunden ab, wenn sie zu tief ist, haben sie keinen Anreiz zum Handeln", sagt Regli. 

Es müssen nicht nur Grossbanken sein

Allerdings: Wer als Anlegerin oder Anleger keine Grossbanken-Aktien kaufen will, kann sich stattdessen bei anderen Finanztiteln umsehen. Aus Sicht von Regli bietet die Privatbank Julius Bär eine Alternative. Seit Anfang Jahr fiel der Kurs der Aktie um gut 3 Prozent zurück, was laut Regli am Chefwechsel liegen könnte: "Unter dem neuen CEO Bernhard Holder haben bisher die Inputs noch etwas gefehlt."

Hodler führt die Bank seit vergangenem November und dürfte der Bank und der Aktie künftig neuen Schub geben, wenn er seine Strategie für den Vermögensverwalter akzentuieren werde. Ein Favorit bei den Schweizer Finanztiteln sei aber auch Partners Group. Der Zuger Spezialist für Risiko- und Privatmarkt-Kapital hat am Markt eine beeindruckende Zeit hinter sich: In den vergangenen drei Jahren hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Das Geschäftsmodell der Partners Grouzp lasse weitere Kurszuwächse zu.

Auch eine  zwischenzeitlich schwer abgestrafte Aktie ist für Regli interessant: "Wenn man etwas mehr Risiko sucht, ist Leonteq wieder spannend." Die Bewertung sei aktuell zu tief für das, was der Derivatespezialist leisten könne. 

Im cash-Börsen-Talk nennt Daniel Regli weitere Schweizer Finanztitel, die er zum Kauf empfiehlt. Darüber hinaus äussert er sich auch zur Kapitalausstattung der beiden Grossbanken. Diese wird anlässlich der Zahlenpräsentationen jeweils kritisch beäugt. Regli analysiert dabei auch den Effekt der Kapitalerhöhung, welche die Credit Suisse vor einem Jahr durchgeführt hat.