Netto sind 18 Prozent der Fondsmanager bei Aktien aus dem britischen Markt untergewichtet, wie eine Umfrage der Bank of America (BofA) aus dem laufenden Monat zeigt. Das ist mehr als in allen anderen Regionen. Zwar lag das Untergewicht mit 25 Prozent vor einem Monat noch höher - doch die Börse in London ist immer noch einiges unbeliebter als die Handelsplätze in den USA, der Eurozone oder Japan. 

Auf den heimischen Markt ausgerichtete britische Unternehmen werden kritisch gesehen, weil die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs in der Krise steckt. Diese wird doch eine hohe Inflation und eine Energiekrise derzeit noch verschärft. 

Der auf den Heimmarkt ausgerichtete britische Index FTSE 250 liegt seit Jahresanfang mit 20 Prozent im Minus. Der Blue-Chip-Index FTSE 100 hingegen liegt verglichen mit dem Stand von Anfang Januar in etwa gleichauf, während die Leitindices in der Schweiz, Deutschland und den USA um 9 Prozent, respektive 13 und 17 Prozent im Minus liegen. Dem FTSE 100 kam das hohe Gewicht von Energie-Aktien und defensiven Konsumgüter-Titeln sowie der erstarke Dollar zugute.

Liz Truss zerstörte Vertrauen

Der eigentliche Trigger für den Vertrauensverlust in britische Aktien lieferte die kurze Amtszeit von Premierministerin Liz Truss im September und Oktober. Ihr gescheiterter Versuch, unter Inkaufnahme höherer Schulden Steuererleichterungen zu gewähren, hat laut der BofA-Umfrage das Vertrauen zerstört und zu einer Verkaufswelle bei britischen Anlagen geführt. 

Durch den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ist der Finanzplatz London zudem seit längerem unter verstärkten Druck geraten. Der Anteil Londons an Börsengängen in Europa ist so tief wie seit 2009 nicht mehr. Kurzzeitig überholte Paris im November London als grösster Aktienmarkt in Europa. 

Allerdings will Finanzminister Jeremy Hunt mit einem veränderten Regulationsregime der City of London neuen Schub geben, nachdem EU-Regeln in Grossbritannien ihre Gültigkeit verlieren. Zudem verspricht auch die politische Situation wieder mehr Stabilität. 

Nachdem der Ex-Banker Rishi Sunak nach den chaotischen Amtszeiten von Boris Johnson und Liz Truss das Amt des Premierministers übernommen hat, erleben auch britische Aktien synchron mit anderen Märkten einen Rebound. Sunak hat fast alle Polit-Vorstösse seiner Vorgängerin Truss wieder zurückgenommen. 

(Bloomberg/cash)