Der Abverkauf bei den Technologieaktien geht nun langsam in den vierten Monat. Seit dem Rekordhoch Anfang November hat der Nasdaq Composite 17 Prozent verloren. Allein das Kursminus im neuen Jahr beläuft sich auf 14 Prozent. Ist jetzt bereits der Zeitpunkt, bei diesen zinssensitiven Titeln zu kaufen?

Wenn es nach der US-Grossbank geht, sollten Anleger immer noch wählerisch sein, wenn sie auf eine Erholung setzen. Die Strategen der Bank of America unter der Leitung von Savita Subramanian teilten am Dienstag in einer Mitteilung ihren Kunden mit, dass es zu früh sei, den Technologierückgang auf breiter Basis zu kaufen. Doch einige kleinere Segmente könnten bereit sein, eine Outperformance zu erzielen.

"Heute befindet sich Tech insgesamt eher im 'Wachstums-Fegefeuer', als dass es 'spottbillig' ist: Höhere Zinsen, Wachstumsenttäuschungen und das absehbare Pandemieende werden in Echtzeit eingepreist", heisst es in der Mitteilung. Die US-Grossbank hat jedoch, wie der Finanznachrichtensender CNBC berichtet, eine Liste von Unternehmen mit Eigenschaften zusammengestellt, die ihre Mitbewerber in der aktuellen Marktperiode übertreffen können.

Die Liste enthält nur Aktien mit einem "Buy"-Rating von Analysten der Bank of America. Die Unternehmen weisen zudem eine hohe Eigenkapitalrendite auf und bei der Aktienrendite gab es zuletzt positive Überraschungen. Darüber hinaus haben die Unternehmen einen hohen freien Cashflow im Verhältnis zum Unternehmenswert, was bedeutet, dass deren Aktien im Vergleich zu den durch das zugrunde liegende Geschäft generierten Barmitteln günstig sind.

UnternehmenBrancheKursperformance seit JahresbeginnKurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)Marktkapitalisierung in Milliarden Dollar
AccentureUnternehmensberatung-23 Prozent33211
AppleHard- und Softwareentwicklung-7 Prozent272730
BroadcomHalbleiterindustrie-13 Prozent38239
FortinetInformationssicherheit-17 Prozent8250
Hewlett Packard EnterpriseInformationstechnik+7 Prozent723
Lam ResearchAnlagen für die Halbleiterindustrie-22 Prozent1780
Seagate Technology HoldingsMassenspeicher-5 Prozent1324
QualcommHalbleiterindustrie-9 Prozent19189

Eine Gruppe, die auf der Liste gut vertreten ist, sind mit Broadcom, Qualcomm und Lam Research Unternehmen der Halbleiterindustrie. Laut Bank of America ist die Anhäufung kein Zufall: "Halbleiter schneiden in unserer quantitativen Analyse gut ab. Unsere Analysten sind positiv eingestellt", sagen die Strategen von Bank of America. Broadcom ist mit einem KGV von 38 jedoch deutlich teuerer als Qualcomm mit einem von 19 und Lam Research mit einem von 17. Broadcom überzeugt jedoch mit einer Dividendenrendite von 2,8 Prozent.

Auch die Zukunftsaussichten sprechen für diese Titel: Da sich die Menschheit immer mehr vernetzt und digitaler wird, gewinnen Halbleiter an Bedeutung. Fanden die Chips früher nur in Computern, Tablets, Laptops oder Smartphones Verwendung, kommen heute auch Autohersteller, der Einzelhandel, die Industrie oder das Gesundheitswesen nicht mehr ohne sie aus. Branchenverbänden zufolge ist der Umsatz der Chip-Industrie 2021 um mehr als 25 Prozent auf ungefähr 533 Milliarden US-Dollar gestiegen, auch wegen Preiserhöhungen.

Apple hat eine volle Kriegskasse

"Wir bevorzugen auch Tech-Aktien mit einem gesunden Verhältnis von freiem Cashflow zum Unternehmenswert, einem guten Spätzyklusfaktor und dem besten Value-Faktor innerhalb von Tech", heisst es in der Mitteilung. Ein Name auf der Liste, der für seinen Cashflow beinahe schon berühmt ist, ist Apple. Der "Cash-Bestand" des Unternehmens - bestehend aus Bargeld, Zahlungsmitteläquivalenten und marktgängigen Wertpapieren - wurde stand 25. Dezember auf mehr als 200 Milliarden Dollar geschätzt. Apple sticht auch hinsichtlich seiner Marktkapitalisierung von 2,7 Billionen Dollar in der Liste hervor. 

Für Investoren, die Technologieaktien im Zusammenhang mit Hardware meiden möchten, erscheint das irische IT-Beratungsunternehmen Accenture auch auf der Liste der Bank of America. Die Aktie ist im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 20 Prozent gefallen, hat aber laut FactSet von der Mehrheit der Wall-Street-Analysten immer noch ein Kauf- oder Übergewichtungsrating.

Fortinet als mutige Zukunftswette

Je komplexer und umfangreicher der weltweite Datenverkehr wird, desto höher sind auch die Anforderungen an Sicherheitssysteme. Der globale Markt für Informationssicherheit belief sich laut dem Beratungsunternehmen Fortune Business Insights im Jahr 2021 in etwa auf 166 Milliarden Dollar. Bis zum Jahr 2028 wird mit einem jährlichen Wachstum von 12 Prozent auf 366 Milliarden Dollar gerechnet. Das US-Unternehmen Fortinet entwickelt und vertreibt Softwarelösungen, Anwendungen und Dienste rund im Bereich IT- und Netzwerksicherheit und dürfte von diesem Boom langfristig profitieren. Die aktuelle Kursschwäche bietet trotz immer noch hohem KGV 82 eine Kaufgelegenheit für mutige Gemüter.

Die hinsichtlich KGV günstigste Aktie auf der Liste ist Hewlett Packard Enterprise. Es ist auch der einzige Titel, der eine positive Performance seit Jahresbeginn aufweist. Hewlett Packard Enterprise ist spezialisiert auf Unternehmens-IT, Software und Services. Das US-Unternehmen entstand 2015 nach der Aufspaltung der Konzernmutter Hewlett Packard in die HP  und Hewlett Packard Enterprise. Die Technologie-Aktie erhält zusätzliche Attraktivität dank einer ansprechenden Dividendenrendite von 2,8 Prozent.

Mit dem weltgrössten Hersteller von Festplatten, Seagate Technology Holdings, ist eine weitere zuverlässige Dividendenaktie in der Liste vertreten. Die Ausschüttungen belaufen sich auf 2,6 Prozent, wobei die Auszahlungen vierteljährlich erfolgen. Das Unternehmen profitiert von der starken Nachfrage aus Rechenzentren. Diese haben Schwierigkeiten, mit dem Speicherbedarf Schritt zu halten, der durch die Datenflut von Online-Diensten entsteht. Diese Aufträge helfen dem kalifornischen Unternehmen die rückläufige Nachfrage aus dem PC-Markt auszugleichen, wo heutzutage Flash-Speicherchips dominieren.