Dieser Beitrag ist Teil des am 1. Februar 2017 erschienenen Anlegermagazins «VALUE» von cash. Sie können das Magazin als E-Paper lesen, als PDF herunterladen oder gratis als gedruckte Ausgabe bestellen.

 

Parallel- oder Komplementärwährung: Das sind Zahlungsmittel, die meist als Ergänzung zur offiziellen Währung eines Landes anerkannt sind und die oft Regionen oder Branchen fördern sollen. Es existieren weltweit über 5000 Parallelwährungen, 1990 sollen es erst 100 gewesen sein. Das hat mit der Finanzkrise und dem Tiefzinsumfeld der letzten Jahre zu tun. Inoffizielle Parallelwährungen können die Autorität von Zentralbanken untergraben. Das wäre etwa der Fall, wenn der Euro den Franken in der Schweiz zunehmend bedrängen würde. Das passiert aber nicht. In der Schweiz gibt es diese Alternativen zum Franken:

• Reka – das Freizeit- und Feriengeld 

Reka wurde 1939 von Berufsverbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern gegründet, um ärmeren Familien Ferien zu ermöglichen und um den Tourismus zu fördern. Reka-Checks sind Gutscheine. Heute offerieren viele Arbeitgeber Reka-Checks bis zu 20 Prozent günstiger zum Franken. Gültig sind sie im Gastgewerbe, bei Bahnen oder an Tankstellen. Seit 2006 gibt es auch Reka-Debitkarten. Das Reka-Geldvolumen steigt jährlich.

• Bitcoin – die Online-Währung

Bitcoin ist eine digitale Geldeinheit, die Überweisungen zwischen Nutzern über das Internet ohne zentrale Abwicklungsstelle ermöglicht. Neben Bitcoin gibt es zahlreiche weitere digitale Währungen – etwa Ether, Litecoin, OneCoin oder Primecoin. Noch ist unklar, ob sich diese Zahlsysteme langfristig durchsetzen werden und ob sie eine Gefahr für etablierte Währungen darstellen. 2016 war  Bitcoin die Währung mit dem grössten Wertzuwachs weltweit. 

• WIR – die Währung für das Schweizer Gewerbe

Die Anfänge der Währung WIR gehen auf die Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren zurück. Da kleinere Schweizer Unternehmen Probleme hatten, an Geld zu kommen, gründeten sie die Wirtschaftsring-Genossenschaft und führten eine eigene Währung ein. WIR-Geld wirft keine Zinsen ab (damit es nicht gehortet wird) und wird prinzipiell dem Franken gleichgesetzt. In der Praxis ist WIR aber tiefer bewertet. Die Währung soll den Standort Schweiz stärken, da die Teilnehmenden andere (Schweizer) WIR-Zahler für Aufträge berücksichtigen. Ein Umtausch in andere Währungen ist verboten.

• Regionale Währungen – Gutscheine für lokal verankerte Geschäfte

In der Schweiz gibt es in einigen Städten Parallelwährungen, die eigentlich Gutscheine mit einem bestimmten Ablaufdatum sind. In Bern ist es der «Bonobo», in Basel der «NetzBon», in Genf der «Léman» und in Winterthur der «Eulachtaler». Mitglieder dieser Zahlungssysteme sind üblicherweise lokale Kleingeschäfte, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Etwas Besonderes leistet sich der Walliser Ferienort Grächen seit 2011. Wenn ausländische Feriengäste bar zahlen, gilt in rund 100 Hotels und Geschäften während zweier Monate im Jahr ein Kurs von 1.30 Franken pro Euro.