Das Westschweizer Biotechnologieunternehmen AC Immune ist Schweizer Anlegern weniger bekannt, ist dieses doch einzig an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Dort erfahren deren Aktien aktuell grossen Zuspruch – plus 24 Prozent seit Jahresbeginn.

Insbesondere die Meldung des US-Pharmakonzerns Eli Lilly vom Montag, dass der Antikörper Donanemab bei Patienten mit früher symptomatischer Alzheimer-Krankheit zu einer signifikanten Verlangsamung der Abnahme der kognitiven Leistung führte, hievte neben der Lilly-Aktien auch die Aktien von AC Immune in die Höhe.

Grund: AC Immune ist ebenfalls in der Alzheimerforschung stark. Erfolge anderer Unternehmen werfen daher ein positives Licht auf die Möglichkeit eines wirksamen Medikaments. Bislang gibt es keine wirksame Therapie für die schnell fortschreitende Demenzerkrankung, bei der sich im Gehirn der Betroffenen Eiweissklumpen ansammeln und die Nervenzellen schädigen. Zahlreiche Pharmakonzerne mussten in diesem Forschungsfeld bereits Misserfolge verkraften.

Nahezu 50 Millionen Menschen leiden weltweit an einer Demenz und jährlich werden zehn Millionen neue Erkrankungen diagnostiziert. Die Alzheimererkrankung macht daran mit ungefähr 65 Prozent den grössten Anteil aus. Ein effizientes Alzheimer-Medikament würde daher nicht nur das Wohl vieler Menschen verbessern, sondern dem Produkteigner enorme Einnahmen bescheren.

Licht und Dunkel

In der Rückschau auf das zweite Halbjahr 2020 erscheinen die aktuell grossen Kursgewinne bei AC Immune jedoch in einem anderen Licht. Die Aktien sind Ende September innerhalb eines Handelstages um 51 Prozent regelrecht abgestürzt. Grund: Das Alzheimer-Medikament Semorinemab hat in der Phase-2-Studie nicht die gesetzten Ziele erreicht.

Performance der AC-Immune-Aktien seit Juni 2020 (Quelle: cash.ch).

Und bis anhin lebt AC Immune vom Geld der Investoren oder den Meilensteinzahlungen anderer Unternehmen. Unter dem Strich bleibt ein Verlust, der mit den bestehenden Barmitteln gedeckt werden muss. Die Schatztruhe war Ende September mit 247 Millionen Franken gut gefüllt. Der operative Geschäftsbetrieb ist damit bis ins erste Quartal 2024 gesichert.

Dem Unternehmen aus Lausanne kommt sicherlich zugute, dass es die weltweite Top-Adresse für die Erforschung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer ist. Diese Vorherrschaft auf diesem Forschungsfeld wurde im letzten November noch verstärkt, als Immuntherapie-Pionier Professor Carl June in den Vorstand aufgenommen wurde. Andrea Pfeifer, CEO von AC Immune, kommentierte die Ernennung dementsprechend: "Seine Ernennung ist eine weitere Bestätigung unserer wissenschaftlichen Führung im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen."

Wer im Bereich der Biotechnologie eine riskante Wette platzieren will, ist daher bei AC Immune richtig. Ein Durchbruch bei einem Alzheimer-Medikament in einigen Jahren könnte dem Unternehmen und dem Aktienkurs ungeheures Wachstum bescheren. Die Kehrseite: Auch ein Totalverlust ist möglich. 

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren