Nun tröpfeln sie wieder schön regelmässig in die Mailbox des Online-Trading-Kontos: Die Mitteilungen über den Eingang einer Dividendenzahlung. Die Ernte fällt für Schweizer Aktionäre heuer besonders üppig aus. Allein die Unternehmen im Swiss Market Index schütten in diesem Frühjahr fast 40 Milliarden Franken an die Firmenbesitzer aus.
Ebenso regelmässig ertönen im Frühjahr die Stimmen, die uns weismachen wollen, dass Dividenden die neuen Zinsen seien. Quasi ein lückenloser Ersatz für die fehlenden Erträge auf Sparkonten und Obligationeninvestments zu Zeiten von Tief- und Negativzinsen. Doch damit werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Was allzugern vergessen geht: Den Unternehmen geht es derzeit gut. Daher können sie auch attraktive Dividenden zahlen. Das kann sich aber relativ schnell ändern. Strategische Fehlentscheide einer Firma oder eine Rezession können die Firmengewinne rapide zunichte machen. Die Folgen sind Dividendenkürzungen oder -ausfälle, was bei einem fixen Anleihencoupon nicht passieren kann.
Eine attraktive Dividende bedeutet auch nicht automatisch ein gute Kursperformance für die Aktie. Gerade Anleger im Energiesektor - traditionell eine Branche mit hohen Ausschüttungen in den letzten Jahren - müssen dies seit Jahren schmerzhaft erfahren.
Es geht aber noch schlimmer: Erinnern Sie sich noch an Petroplus, Europas grösstem unabhängigen Raffineriekonzern mit Schweizer Kotierung? Das Unternehmen galt als attraktiver Dividendenzahler - und ging 2012 pleite. Ein Totalschaden für Aktionäre. Bei solchen Beispielen tritt der Risikocharakter von Aktien besonders deutlich zutage.
Die Dividende ist also nicht ein neuer Zins, sie ist höchstens eine sehr einträgliche Alternative. Allerdings dürfen sich Investoren nicht von hohen Renditen von über 6 Prozent blenden lassen. Hier bestehen erhebliche Zweifel an der Nachhaltigkeit. Renditen von 3 bis 4 Prozent sind im Umfeld von über Jahren gestiegenen Aktienkursen absolut okay.
Nachhaltigkeit ist ohnehin das wichtigste Auswahlkriterien bei Dividenden. Attraktiv sind konjunkturresistente Firmen, die ihre Dividenden auch über die Wirtschaftszyklen hinweg steigern können. Typischerweise haben diese ein stabiles Geschäftsmodell mit Preissetzungshoheit, einen hohen konstanten Cashflow und eine solide Bilanz.
Solche Firmen findet man meistens in defensiven Branchen wie Pharma, Nahrungsmittel oder Telekommunikation. Das Paradebeispiel hierfür ist Coca-Cola, die seit 1920 eine Dividende bezahlt und diese seit über 50 Jahren jedes Quartal erhöht. Dasselbe praktiziert Nestlé in der Schweiz seit Mitte der 90er Jahre. Nicht zu vergessen ist ein Pharmatitel wie Roche, ein Titel mit der höchsten Dividendensteigerungsrate aller SMI-Titel in den letzten über 25 Jahren.
Bei solchen Aktien kommt die Gleichsetzung von Zins mit Dividende am nächsten. Und konstant reinvestierte Dividenden erzielen einen erheblichen Zinseszinseffekt.