Die Aktien von DocMorris steigen um 5,9 Prozent auf 41,28 Franken, während der Gesamtmarkt (SPI) 0,2 Prozent im Plus notiert. Bereits am Vortag stiegen die Titel um über 24 Prozent. Insgesamt steht damit eine Jahresperformance von gut über 50 Prozent zu Buche. Im Vorjahr hatten die Titel infolge abermaliger Enttäuschungen um das E-Rezept allerdings auch 90 Prozent eingebüsst und die Kurse aus dem Frühjahr 2021 bei über 500 Franken liegen noch immer in sehr weiter Ferne.
Mit der lang ersehnten Umsetzung des elektronischen Arztrezepts in Deutschland könnte es nun allerdings rasch vorangehen. "Zum 1. Juli 2023 können Patienten das erste Mal das E-Rezept in den Apotheken ganz einfach mit ihrer Versichertenkarte abrufen", sagte Lauterbach dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Damit werde das E-Rezept "endlich alltagstauglich". Bis Ende Juli rechnet der Gesundheitsminister mit einer voraussichtlichen Anbindung an das System von 80 Prozent der Apotheken in Deutschland.
Die US-Bank Jefferies sieht das als Gelegenheit für Anleger, die Aktie wieder stärker ins Auge zu fassen, bevor dann im zweiten Halbjahr 2023 die Volumen beim E-Rezept anzögen. Der zuständige Analyst bestätigt denn auch seine Kaufempfehlung für die DocMorris-Titel, und das Kursziel von 60 Franken verspricht - trotz des starken Kursanstiegs - weiterhin ein hohes Aufwärtspotenzial.
Ende letzter Woche hatte sich bereits die britische Bank HSBC positiv zu DocMorris geäussert. Der zuständige HSBC-Experte erachtete die Aktie als deutlich zu niedrig bewertet und sah eine günstige Einstiegsgelegenheit für die Anleger. Insbesondere über die im laufenden Jahr stark angewachsen Bewertungslücke zum grossen Konkurrenten Shop Apotheke äusserte er sein Unverständnis - hingen doch beide Versandapotheken gleichermassen vor allem vom E-Rezept ab.
Es gibt aber auch skeptischere Stimmen am Markt. So sieht etwa die ZKB die Fortschritte bei den Apotheken in Deutschland zwar positiv. Die grosse Frage bleibe aber, ob die Ärzte die neue digitale Verordnungsvariante dann auch nutzen würden, so der zuständige Experte. Und die deutsche Kassenärztliche Bundesvereinigung unterstelle Bundesminister Lauterbach gar eine "unglückliche" Kommunikation. Denn derzeit seien die Details noch unklar, wie das E-Rezept in Verbindung mit der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst werden könnten, so der Verband.
(AWP)