Ganz neu sind die Produkte nicht. Velofahrer, Läufer oder andere Ausdauersportler hatten schon vor etlichen Jahren Uhren im Einsatz, um den Puls zu messen und diesen aufzuzeichnen. Neu ist, dass sich die tragbaren Kleincomputer technisch stark verbessert haben, dass sie vielseitiger einsetzbar sind und somit bei der breiten Masse angekommen sind.
 
Sogenannte Wearables sind genau genommen tragbare Computersysteme und kommen mittlerweile in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz. Neben Sportuhren richten sich auch Fitnessarmbänder an Personen, die sich viel bewegen und die zusätzliche Informationen über das Verhalten ihres Körpers erhalten möchten. Hinzu kommen Smartwatches, die ähnliche Funktionen wie ein Smartphone bieten und über Anrufe oder E-Mails informieren.
 
Doch Wearables sind nicht nur etwas für Technik-Fanatiker oder Fitness-Süchtige. Bereits 21 Prozent der Schweizer Bevölkerung besitzen eine Smartwatch oder ein Smartband, das zum Beispiel die Schritte zählt oder die Schlafphasen misst. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts gfs-Zürich.
 
Ein paar Zahlen belegen den weltweiten Boom von Wearables: Im letzten Jahr wurden 85 Millionen Geräte verkauft. Bis 2021 sollen es 560 Millionen sein, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 37 Prozent entspricht. Zu diesem Schluss kommt eine Prognose der Technologie-Berater von Tractica.  Dementsprechend sollen die Umsätze von 12,3 Milliarden Dollar auf 95,3 Milliarden anwachsen. Keine Frage, dass sich mit solchen Zuwächsen auch Perspektiven für Anleger bieten – mit all ihren Chancen und Risiken.
 
Marktführer unter Druck
 
Fitbit ist mit einem Marktanteil von 25 Prozent zwar der weltweit führende Hersteller von Fitness-Armbändern, die unter anderem Schritte und verbrauchte Kalorien zählen. Das Unternehmen aus San Francisco ist seit knapp einem Jahr an der Börse. Doch die Anleger werden zusehends skeptischer. Seit dem Höhepunkt im letzten Juli kennt die Fitbit-Aktie mehrheitlich nur eine Richtung: nach unten. Nicht nur holt die günstigere chinesische Konkurrenz laufend auf. Auch wurden die jüngsten Produktneuheiten negativ aufgenommen.
 
Unter Druck: Fitbit-Aktie seit dem Börsengang, Quelle: cash.ch 
 
Im Bereich der intelligenten Uhren wurde Apple aus dem Stand Marktführer. Laut Berechnungen Apple in den kommenden Monaten umsatzmässig zum weltgrössten Uhrenhersteller aufsteigen könnte. Doch auf anderen Baustellen läuft es Apple weniger gut. Im ersten Quartal 2016 gingen erstmals die iPhone-Verkäufe zurück, die Aktie hat in den letzten 12 Monaten mehr als ein Fünftel ihres Wertes eingebüsst. Ebenfalls äusserst beliebt sind die Sport-Computer von Garmin, einem Schweizer Hersteller, der in den USA börsenkotiert ist.
 
Der Sportartikel-Hersteller Under Armour tüftelt derweil an Kleidern, die Informationen über ihren Träger sammeln. So sind bereits smarte Laufschuhe auf dem Markt, die Schritte zählen und die Trainingseinheiten aufzeichnen. Die US-Firma investierte in den vergangenen Jahren mehrere hunderte Millionen Dollar in digitale Zukäufe. "Daten sind das neue Öl", sagte CEO und Firmengründer Kevin Plank vor kurzem über die Zukunft der Branche.
 
Starker Anstieg: Aktie von Under Armour in den letzten drei Jahren, Quelle: cash.ch
 
Noch werden Wearables hauptsächlich in den Bereichen Sport und Fitness eingesetzt. Marktbeobachter trauen den Produkten aber auch zunehmende Bedeutung für den Gesundheitssektor zu. Forscher von der ETH Zürich tüfteln beispielsweise an einer smarten Socke: Mithilfe eines Sensornetzes soll der Druck auf die Sohlen gemessen werden. Ein Chip überträgt die Daten auf Smartphones oder Tablets, wo sie von Ärzten oder Therapeuten analysiert werden können. Das Ziel ist es, Gesundheitsprobleme wie Fussfehlstellungen zu identifizieren.
 
Es gibt aber auch einige börsenkotierte Schweizer Player. Einer davon ist Lifewatch. Das Unternehmen produziert elektronische Lösungen zur Überwachung von Patienten anhand medizinischer Daten. Diese können drahtlos an einen Arzt weitergeleitet werden. Es ist somit durchaus vorstellbar, dass die Uhr am Handgelenk dereinst vor einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt warnt.
 
Vom Computer- zum Sport-Zubehör
 
Logitech, der Spezialist für Computer-Zubehör, gab kürzlich die Übernahme von Jaybird bekannt. Das US-Unternehmen ist führend in den Bereichen kabellose Wearables und Tracking-Geräte im Sportbereich. Jaybird gehört zu den 400 am schnellsten wachsenden Unternehmen der USA. "Dies ist eine neue Produktkategorie für Logitech mit unserer Ansicht nach hohem zukünftigem Wachstumspotenzial", schrieb die Bank Vontobel in einem Kommentar. 
 
Die Logitech-Aktie machte nach dieser Bekanntgabe einen Sprung um 3,5 Prozent. Solche Zukäufe sind für Logitech sehr wichtig, nimmt die weltweite Nachfrage nach herkömmlichen Computern und deren Zubehör doch laufend ab. Dennoch konnte sich die Aktie der Lausanner über die letzten drei Jahre von ihrem Tiefststand bei 5,70 Franken auf über 16 Franken emporarbeiten.
 
Die Logitech-Aktie in den letzten zehn Jahren, Quelle: cash.ch
 
Eiskalt geduscht wurde hingegen Wisekey. Die Cybersecurity-Firma ging Ende März an die Schweizer Börse notiert seither deutlich unter dem Ausgabepreis. Die Sicherheitslösungen der Genfer finden nach eigenen Angaben in zahlreichen Wearables, Browsern und Sensoren Verwendung. Bei den Anlegern sorgte aber vor allem das undurchsichtige Geschäftsmodell und die amateurhafte Kommunikation von Wisekey für Stirnrunzeln.
 
Auch die Cembra Money Bank stösst in den Smartwatch-Markt vor. Diesen Sommer wird in der Schweiz eine Uhr lanciert, mit der kontaktlos bezahlt werden kann. Ein Feld, das auch Swatch beackert. Schon seit Anfang Jahr ist die "Bellamy" genannte Uhr in China auf dem Markt. In den kommenden Wochen soll die Bezahl-Swatch, die in Zusammenarbeit mit der Cornèr Bank betrieben wird, in der Schweiz erhältlich sein.