Im Zuge des zinsseitigen Nullentscheids der US-Notenbank vom letzten Donnerstag hat sich der Goldpreis wieder etwas erholt. In Dollar betrachtet trennen den Unzenpreis jedoch nur rund 5 Prozent von den Mehrjahrestiefstständen von Ende Juli. Seit Jahresbeginn errechnet sich noch immer ein Minus von 6 Prozent.

Schon seit Monaten machen die Banken einen riesigen Bogen um das Gold. Doch während die Berufskollegen bei Goldman Sachs oder Kepler Cheuvreux einen Unzenpreis von unter 1000 Dollar prognostizieren, geben sich die Wirtschaftsökonomen der UBS Investmentbank überraschend optimistisch.

Wirken tiefere Realzinsen stützend?

Den Experten zufolge ist die seit ziemlich genau vier Jahren zu beobachtende Bereinigung an den Edelmetallmärkten weit fortgeschritten. Der Preiszerfall werde nicht nur den Verschiebungen im Wirtschaftsumfeld gerecht, er nehme mittlerweile sogar zukünftige Veränderungen vorweg, so schreiben sie.

Für die langjährige Talfahrt beim Gold machen die Ökonomen vor allem die steigenden Realzinsen verantwortlich. Spätestens nach dem überraschenden Ausgang des letzten Treffens der US-Notenbank zeichne sich allerdings ab, dass das Gleichgewicht bei den Realzinsen unter jenem früherer Zinserhöhungszyklen zu liegen komme. Das wiederum sorge an den Edelmetallmärkten für ein freundlicheres Umfeld.

Für die Experten steht deshalb fest: Gold ist für Anleger auch in Zukunft von Relevanz, weshalb die zuletzt ausgedünnten Investmentbestände irgendwann wieder aufgefüllt werden müssen. Nach einer Stabilisierung sei deshalb über die nächsten Jahre mit einer moderaten aber stetigen Erholung zu rechnen.

Bleiben die Zentralbanken Käufer?

Mit konkreten Prognosen für den Goldpreis wartet die UBS Investmentbank in der Strategiestudie allerdings nicht auf.

Eine Schlüsselbedeutung wird an den Edelmetallmärkten den Zentralbanken zuteil. Gemäss Schätzungen von Julius Bär kauften diese in den vergangenen vier Jahren jährlich rund 470 Tonnen des Edelmetalls. Während dieser Zeit wurden vor allem der Peoples Bank of China umfassende Goldkäufe nachgesagt. Erst kürzlich sorgte diese allerdings für Aufsehen, als sie bekanntgab, in den letzten sechs Jahren unter dem Strich "nur" 640 Tonnen des gelben Metalls erworben zu haben.

Ohne die Nachfrage seitens der Notenbanken läge der Goldpreis heute vermutlich dennoch sehr viel tiefer. Aufgrund der Währungsfluktuationen, der vor-sich-hinschmelzenden Währungsreserven und der enttäuschenden Goldpreisentwicklung geht man bei der Zürcher Traditionsbank Julius Bär in Zukunft von einer grösseren Zurückhaltung bei den Zentralbanken aus den Schwellenländern aus.

Ob sich neben der UBS Investmentbank weitere Banken für das Edelmetall erwärmen können, steht deshalb in den Sternen.