Die Inflationsentwicklung und der Zinserhöhungspfad spielen weiterhin eine grosse Rolle an den Aktienmärkten. Allerdings zeigen sich erste konjunkturelle Bremsspuren, und das Wirtschaftswachstum schwächt sich ab. Dies verlangt nach mehr Stabilität und weniger Risiko im Depot, schreibt Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse bei der St.Galler Kantonalbank (SGKB), im monatlichen Anlagebulletin. Im Fokus stehen deshalb defensive und stabile Werte sowie gute Dividendenzahler.
«Bei den defensiven Werten sollten Anlegerinnen und Anleger auf Schweizer Aktien setzen», erläutert Hilb und hebt mit Alcon, Baloise und Orior drei Schweizer Favoriten besonders hervor. Als Weltmarktführer in der Augenheilkunde profitiert Alcon von verschiedenen strukturellen Wachstumstreibern, einem defensiven Geschäftsmodell und einem starken Produktportfolio. Das attraktive Umsatzwachstum dürfte sich demnach in den nächsten Jahren in steigenden Margen und einem überdurchschnittlichen Gewinnwachstum zeigen, was der Aktie weiterhin Rückenwind verleihen sollte. Der Titel hat in diesem Jahr 17 Prozent gewonnen.
Baloise macht auf der anderen Seite nicht mit Wachstum, sondern einer sehr tiefen Bewertung und einer attraktiven Dividende auf sich aufmerksam. Die Bewertung ist mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) 2024 von 9,5 und einem Preis-Buchwert-Verhältnis von 1,2 im Konkurrenzvergleich interessant. Eine weitere Stärke von Baloise macht Hilb bei der attraktiven und nachhaltigen Dividendenrendite von 5,5 Prozent aus. An der Schweizer Börse konnten die Baloise-Valoren noch nicht überzeugen und verloren im Jahresverlauf 1,5 Prozent.
Eher überraschend schafft es zudem der Nischenwert Orior aufs Treppchen. Schweizer Konsumenten dürfte der Schweizer Nahrungsmittelkonzern allerdings nicht unbekannt sein. Oriors Sortiment umfasst die bekannten Marken Biotta, Rapelli, Culinor oder Alfred Spiess mit seinen Bündner Spezialitäten. Der Hauptmarkt des Zürcher Unternehmens ist neben Europa die Schweiz. Die wichtigsten Absatzkanäle sind der Detailhandel, der Bereich Food Service und der Fachhandel. Über Casualfood ist Orior auch an diversen Flughäfen in Europa vertreten.
Trotz der defensiven Qualitäten konnte Orior in diesem Jahr bis Mitte Juli mit einem Kursplus von 15 Prozent aufwarten. Seither hat der Titel die Kursgewinne aber wieder abgegeben und notiert gegenüber dem Jahresbeginn unverändert. Der Ausblick hat sich vielleicht auch hier etwas eingetrübt. So hat die Bank Vontobel am Freitag das Kursziel beim Schweizer Nahrungsmittelunternehmen von 85 auf 82 Franken reduziert, aber das Halten-Rating beibehalten. Das ergibt somit immer noch ein ansprechendes Kurspotenzial von 11 Prozent.
Die St. Galler Kantonalbank setzt in diesem Umfeld generell auf die defensiven Sektoren "nicht-zyklischer Konsum" und "Gesundheit" und stuft mit Übergewichten weiterhin auch Barry Callebaut und Nestlé im Nahrungsmittelbereich sowie Novartis, Sonova, Tecan und Ascom im Gesundheitsbereich ein. Ganz aus dem Weg gehen die St. Galler den Bereichen Industrie und Technologie, welche untergewichtet eingestuft werden.
Die stärkere Zürückhaltung gegenüber Aktienengagements zeigt sich dabei nicht nur bei der Sektor- und Titelauswahl. Wegen den eingangs erwähnten Unsicherheitsfaktoren hat das Anlageteam der SGKB das Aktienexposure bei Schweizer Aktien von Übergewichten auf Neutral zurückgeschraubt.
2 Kommentare
Je tiefer die Bewertungen am Schweizer Aktienmarkt, desto attraktiver. Wann soll man denn kaufen, wenn der SMI wieder bei 13'000 Punkten liegt?
Wenn du einen ETF für die Schweiz willst, schau dir den SPI an anstatt den SMI! Er ist grösser und hat mehr Unternehmen, was zu einer breiteren Streuung führt.