Die weltgrösste Kryptowährung Bitcoin ist das erste Mal seit Juni 2022 wieder über die Marke von 30'000 Dollar geklettert. Seit Jahresbeginn hat die Kryptomünze mehr als 80 Prozent zugelegt, nachdem letztes Jahr ein Absturz von 65 Prozent erfolgt war. Mit der Erholung lässt der Bitcoin auch den Technologieindex Nasdaq 100 weit hinter sich, der seit Jahresbeginn 20 Prozent höher steht - tendenziell bewegten sich beide in der Vergangenheit im Gleichschritt. Trotz dem starken Kursanstieg liegt die Kryptowährung immer noch mehr als 50 Prozent unter dem Allzeithoch im November 2021 bei knapp 69'000 Dollar.

Unterstützung erhielten Bitcoin und Co zuletzt von den deutlich gesunkenen Kapitalmarktzinsen. So ist die Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit seit Jahresbeginn um knapp 49 Basispunkte zurückgekommen.  Dem Fed-Watch-Tool der CME Group zufolge wird die US-Notenbank die Zinsen nur noch einmal erhöhen, bevor sie bis Ende Jahr auf ein Zielband von 4,25 bis 4,5 Prozent gesenkt werden.

Bitcoin-Kurserholung als starkes Signal

Die Kurserholung ist aber auch ein starkes Signal, dass weder die Pleiten grosser Kryptofirmen im Vorjahr noch das regulatorische Säbelrasseln die Digitalwährung derzeit bremsen können. "Die Marke von 30'000 Dollar ist sowohl aus technischen als auch aus fundamentalen Gründen sehr bedeutsam", sagt Mati Greenspan von Quantum Economics gegenüber Bloomberg. "Dies ist das erste Mal, dass wir dieses Niveau seit dem Zusammenbruch von Terra/Luna und Three Arrows Capital überschritten haben. Das bedeutet im Grunde, dass sich der Preis vollständig von Celsius, FTX und den behördlichen Eingriffen in den USA erholt hat."

"Trotz der anhaltenden Flut von ungünstigen Nachrichten, insbesondere im Hinblick auf regulatorische Entwicklungen in den USA, zeigt sich Bitcoin widerstandsfähig und gibt keinen nach unten gerichteten Druck nach", sagt auch Adrian Fritz Senior Research Associate bei 21Shares, auf Anfrage von cash.ch. Dies könnte darauf hindeuten, dass keine Verkäufer mehr übrig sind.

Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Krypto-Branche unter intensiver Beobachtung steht. Die US-Börsenaufsicht SEC hat die Kryptobörse Coinbase ins Visier genommen und will sie vor Gericht zu bringen. Den Krypto-Mogul Justin Sun hat sie bereits verklagt, weil er angeblich gegen die Wertpapiervorschriften verstossen hat - was er bestreitet. Die Commodity Futures Trading Commission wiederum geht gegen die Kryptobörse Binance und ihren Gründer Changpeng Zhao vor.

Bitcoin als Alternative zur traditionellen Finanzwelt

Bitcoin-Investoren stimmt aber auch ein anderer Umstand zuversichtlich: Trotz der Rückschläge hat die Rally bei Bitcoin nach dem Zusammenbruch dreier US-Banken an Stärke gewonnen, was die These der Anhänger und Investoren wieder aufleben liess, dass die Münze eine attraktivere Alternative zur traditionellen Finanzwelt darstellt. Das auf Zentralbankgeld basierende Bankensystem ist gemäss dem Narrativ der Kryptofans bekanntermassen zum Scheitern verurteilt.

Ähnlich sieht es Adrian Fritz von 21Shares: Die wachsenden Unsicherheiten rund um das Bankwesen hätten viele dazu veranlasst, nach alternativen Möglichkeiten zur Wertsicherung zu suchen. Infolgedessen hätten sich immer mehr Anleger für Sachwerte wie Gold und Bitcoin entschieden. "Bitcoin wurde inmitten der Turbulenzen der letzten Finanzkrise geschaffen, um ein alternatives Finanzsystem zu bieten, das unabhängig vom zentralisierten Bankensystem funktioniert", sagt Fritz.

Cathie Wood als Perma-Bitcoin-Bulle

Fritz erwartet zudem, dass das laufende Jahr von Konsolidierung und seitlichen Bewegungen im Bereich von 20'000 bis 45'000 Dollar geprägt ist. "Wenn sich historische Muster wiederholen, könnte der wahre Bullenmarkt im Einklang mit der bevorstehenden Bitcoin-Halbierung an Fahrt gewinnen, die voraussichtlich im März 2024 stattfinden wird", fügt der Krypto-Experte an.

Auch Cathie Wood, Gründerin der Anlagegesellschaft ARK Investment Management, blickt optimistisch - wie eh und je - in die Zukunft. Ihre Firma hielt Anfang Februar daran fest, dass der Preis der kryptowähreung bis 2030 den Wert von 1 Million Dollar überschreiten wird - 1,48 Millionen Dollar werden prognostiziert. Und selbst im Falle eines Bärenmarktes dürfte der Bitcoin laut der Ark-Strategen bei 258'500 Dollar stehen.

Liquidität und Short Squeeze als Gründe für Kursanstieg beim Bitcoin?

Am Markt wird auch davon gesprochen, dass sich ein kleiner Short Squeeze ereignet hat. Mit dem Anstieg der Kryptowährung wurden Shortwetten im Wert von 145 Millionen Dollar gegen die digitale Währung glattgestellt, was wiederum zu einem Anstieg des Preises führte und dem Bitcoin ebenfalls über die 30'000-Dollar-Marke half.

Doch Analysten sehen auch den Rückgang der Liquidität auf ein 10-Monats-Tief wenigstens zum Teil als Treiber hinter dem Anstieg. Der Verlust der wichtigsten Banken für den Sektor - Silvergate Capital und Signature Bank - macht sich in geringerem Handelsvolumen bemerkbar und könnte Kursschwankungen dramatischer aussehen lassen. "Die Auftragsbücher sind dünn und die Handelsaktivität ist gering", sagte Strahinja Savic, von FRNT Financial gegenüber Bloomberg. "Unter diesen Umständen ist es möglich, dass wir Kursbewegungen sehen, die sich nur schwer einem bestimmten Grund zuordnen lassen."

Auch Fritz von 21Shares sieht in der verringerten Marktliquidität einen Grund für kurzfristig erhöhte Volatilität beim Bitcoin. "Allerdings beobachten wir auf optimistischere Weise ermutigende regulatorische Entwicklungen in Asien. Japan, Südkorea und Hongkong setzen sich alle für eine krypto-freundlichere Regulierungspolitik ein", fügt er gleichzeitig an. Zusätzlich habe die bevorstehende Veröffentlichung des Konsumentenpreisindex (CPI) in dieser Woche erhebliche Auswirkungen.

Sollten die Inflationszahlen schlechter ausfallen als erwartet, würde dies wahrscheinlich erhöhte Erwartungen an weitere Zinserhöhungen auslösen und damit zusätzlichen Druck auf Finanzinstitute ausüben, während gleichzeitig die Wertproposition von Bitcoin als alternative Wertspeicherung gestärkt wird. Im Gegensatz dazu, falls die Inflation niedriger ausfällt als erwartet, könnte die US-Notenbank ihre Zinserhöhungen stoppen, was normalerweise eine Rallye bei risikobehafteten Vermögenswerten wie Technologieaktien und Bitcoin entfacht.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.
 

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