Nur Investorenlegenden wie Warren Buffett oder Stanley Druckenmiller gelang es, über längere Zeit herausragende Rendite zu erzielen. Mit «The Investment Company of America» von des US-Vermögensverwalters Capital Group kommt eine Strategie hinzu, die das auch geschafft hat. Das Anlagevehikel hat auf einer rollenden Drei-Jahres-Basis den S&P 500 Index seit der Einführung geschlagen. Das Resultat ist umso bemerkenswerter, weil das Anlageprodukt eine geringere Volatilität als der Gesamtmarkt aufweist und weniger konzentriert investiert ist.

Die seit Ende 1933 börsenkotierte Gesellschaft hat nach Gebühren eine annualisierte Rendite von 12,2 Prozent ausgewiesen gegenüber 11,2 Prozent im S&P 500 Index. Die Renditedifferenz von 1,0 Prozent sieht auf den ersten Blick gering aus. In Dollar umgerechnet ist die Differenz eine Weltreise. Ein Investment in die Strategie über 1000 Dollar 1934 stünde dank Zinseszinseffekt bei 36'788'050 Dollar, die gleiche Anlage im S&P 500 Index nur bei 15'904'500 Dollar. Ein Vermögen von 1000 Dollar im Jahr 1934 entspricht heute einem Betrag von rund 24'000 Dollar, wie der Vermögensrechner der Federal Reserve Bank of Minneapolis zeigt. 

Selbst in den letzten fünf Jahren hat die Gesellschaft performancemässig ebenfalls mithalten können, trotz Untergewichtung in den «magischen Sieben» Alphabet, Apple, Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Die Performance dieser sieben Toptechnologietitel habe sich zwar bemerkbar gemacht, meint Anita Patel, Investment Director von Capital Group, gegenüber cash.ch. «Allerdings konnten wir die negativen Ergebnisauswirkungen durch eine positive Aktienauswahl im restlichen Portfolio ausgleichen.»

Einzelne Sektoren sind weiter günstig bewertet

Die selektive Aktienauswahl mit einem langfristigen Horizont von acht und mehr Jahren ist denn auch das zentrale Strategiemerkmal und der Grund für ihre positive Entwicklung. «Wir verlassen uns nicht auf einzelne, grosskapitalisierte Unternehmen als Haupttreiber für absolute und relative Renditen. Broadcom, Eli Lilly, Royal Caribbean, United Rentals, Carrier Global und GE Aerospace waren unsere erfolgreichsten Zugpferde», erläutert Patel von Capital Group. 

Nach der Rally der letzten Monate sind die Bewertungen hoch. Dies macht der Expertin von Capital Group keine Sorgen, obwohl es beim Gewinnwachstum irgendwann zu einer Verlangsamung kommen werde. Betrachte man die Konsenszahlen ab dem dritten und vierten Quartal 2025, so dürfte der Industriesektor und andere Marktbereiche gut abschneiden und ein wichtiger Treiber für das Gewinnwachstum sein. Der Gesundheitssektor verzeichnete beispielsweise eine sehr gute Gewinnsaison im ersten Quartal und der Finanzsektor werde von der Deregulierung in den USA profitieren.

Insgesamt sei die Anlagestrategie von «The Investment Company of America» keine Wette auf künstliche Intelligenz, sondern vielmehr eine Frage der Sorgfaltspflicht bei der Auswahl und sorgfältigen Prüfung von Unternehmen. Es gibt viele andere Unternehmen im S&P 500 oder im US-Markt, die zweistellige Wachstumsraten verzeichnen, aber aufgrund der Marktkonzentration übersehen werden.

Eine von vielen Anlegerinnen und Anlegern übersehene Aktie ist GE Aerospace. Das Unternehmen hält einen führenden Marktanteil bei Triebwerken für Grossraum- und Schmalrumpfflugzeuge. Die Auftragslage ist daher stark von derjenigen bei Boeing und Airbus abhängig. Beide Flugzeughersteller verfügen insgesamt über einen Auftragsbestand von über 14'500 Flugzeugen. Das Gewinnwachstumspotenzial sei also über mehrere Jahre hinweg enorm, betont Patel von Capital Group.

GE Aerospace profitiere zudem von Unterinvestitionen in der kommerziellen Luftfahrt. Da Boeing und Airbus ihre Flugzeuge nicht schnell genug produzieren, müssten die heute eingesetzten Triebwerke regelmässiger gewartet werden. GE Aerospace verfüge daher über Preissetzungsmacht und erziele starke Umsätze im Aftermarket-Geschäft. So sei ein konstanter Cashflow gewährleistet und das Unternehmen recht widerstandsfähig. Kurzfristig betrachtet mag die Aktie zwar teuer erscheinen, langfristig ist GE Aerospace aber günstig bewertet, sagt Patel weiter.

Abbott Labs wird vom Markt übersehen

Im Gesundheitsbereich ist das Anlageteam von Capital Group besonders von Abbott Labs überzeugt. Das Unternehmen ist in den am schnellsten wachsenden Segmenten des Gesundheitswesens wie Diabetes sowie bei Produkten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen tätig. Es ist ein stabiler Gewinn- und Dividenden-Compounder. Der Diabetes-Bereich ist ein wichtiger Treiber und trägt massgeblich zu den Margen bei, betont die Expertin von Capital Group. «Es ist ein weiteres Beispiel für ein Unternehmen, das vom Markt derzeit übersehen wird. Abbott Labs hat seine Gewinne stabil gesteigert und gleichzeitig seine Dividende seit über 50 Jahren nicht gekürzt. Wir halten die Aktie seit 1980.» 

Mehr als zwei Drittel des Fondsvermögens ist in Large Caps investiert. Daneben finden sich aber auch Mid Caps wie Carrier Global aus dem Industriesektor. Die Firma ist einer der weltweit führenden Anbieter von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK). Die Branche weise aufgrund der nicht diskretionären Natur der Produkte geringe zyklische Volumina-Schwankungen auf.

Carrier Global profitiert zudem von der Dekarbonisierung und auch die Investitionsausgaben für KI-Rechenzentren sind und bleiben hoch. 40 Prozent der Treibhausgasemissionen eines Gebäudes stammen von HLK-Systemen. Carrier mache diese gemäss der Expertin von Capital Group durch die Technologie energieeffizienter und reduziere so die Treibhausgasemissionen. Langfristig gebe es also strukturellen Rückenwind.

Thomas Daniel Marti
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