Nach riskanten Wetten auf ukrainische BIP-Optionsscheine und sanktionierte Russland-Bonds sind jetzt Anleihen Südafrikas dran. ProMeritum Investment Management LLP steckt in die Papiere ein Fünftel seines Geldes und ist damit wirklich mutig. Gegenüber dem Jahresbeginn weisen die Bonds im Schwellenländer-Sektor derzeit die schlechteste Entwicklung auf.
Der Hedgefonds spekuliert mit seiner grössten Einzelposition auf eine Trendwende. Sein Augenmerk gilt dabei der aggressiven geldpolitischen Lockerung der südafrikanischen Notenbank und der Anleihe-Käufe am Sekundärmarkt.
In den nächsten drei bis sechs Monaten rechnet ProMerium bei den Anleihen vom Kap mit einer Rally von 15 Prozent. Der 2015 ins Leben gerufene Hedgefonds verwaltet 320 Millionen Dollar. Im vergangenen Jahr bescherte er seinen Anlegern einen Ertrag von 9,6 Prozent.
Die Fondsgründer Pavel Mamai und Anton Zavyalov argumentieren, dass sich die Corona-Krise von typischen Krisen in Schwellenländern unterscheidet. Das Risiko einer Depression zwinge die Zentralbanken, dem Wachstum Priorität einzuräumen und eine Währungsabwertung als unvermeidliches Ventil zur Druckreduzierung in Kauf zu nehmen.
Südafrikanische Renditekurve steil wie nie
Einige Schwellenländer-Bondmärkte hätten die neue Realität indes noch nicht eingepreist, so die Einschätzung bei ProMeritum. Besonders gelte dies für Südafrika: Die Renditen könnten hier um 150 Basispunkte schrumpfen, so die Wette, da die Anleihen von positiven Carry-Erträgen dürften.
Die südafrikanische Renditekurve ist in diesem Monat so steil wie noch nie. Nachdem die Zentralbank ihren Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt hat, drängten Anleger in Wertpapiere mit kürzeren Laufzeiten. Auf Dollar-Basis gehörten die Anleihen jedoch zu den schlechtesten Performern in den Schwellenländern, da der Rand im April auf ein Rekordtief gegenüber dem Dollar rutschte, was die Erträge schmälerte.
Mit einer Verlangsamung der Inflation und einer erwarteten Schrumpfung der Wirtschaft um bis zu 6,1 Prozent in diesem Jahr könnten längerfristige Papiere in den kommenden Monaten eine Rally hinlegen, erwarten die Gründer von ProMeritum.
Anleihen aus dem Developing-Market-Sektor
“Angesichts der Finanzierung des Staates am kurzen Ende der Kurve sehen wir erheblichen Wert bei den mittel- bis langfristigen Staatsanleihen, die auf einem rekordmässig steilem Niveau gehandelt werden”, schrieben Mamai und Zavyalov in einer Mitteilung an Kunden.
Im Developing-Market-Sektor bieten die Anleihen Südafrikas nach dem Libanon, der Türkei und Nigeria die höchsten Renditen, selbst nachdem sie bei den liquidesten, 2026 fälligen Papieren auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen sind. Laut den Bloomberg-Barclays-Indizes haben die Anleger in diesem Jahr in Südafrika rund 25 Prozent verloren. Stärker traf es nur Investoren in Brasilienbonds.
Moody’s Investors Service hat im März die Bonitätsnote Südafrikas auf Junk gesenkt und damit den Ausschluss des Landes aus dem FTSE World Government Bond Index bewirkt, den Fonds im Volumen von rund 3 Billionen Dollar nachbilden.
(Bloomberg)