"Der Test im wirklichen Leben wird die Entwicklung der Inflation im nächsten Jahr sein", sagte Guindos am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg TV. "Wenn die Inflation zu sinken beginnt, werden die Zentralbanken in ihren Ansichten bestärkt und bestätigt. Schaut man sich die Treiber an, ist deren vorübergehender Charakter ziemlich klar und wird im nächsten Jahr spürbar und offensichtlich werden."

Die Inflation im Euroraum ist die schnellste seit 2008, angeheizt durch höhere Energiekosten, Unterbrechungen der Lieferkette und andere pandemiebedingte Auswirkungen. Ökonomen sind zwar überzeugt, dass sie im Jahr 2023 wieder unter das Ziel sinken wird, doch sorgt die Teuerung auf weiter Flur für Alarm.

Guindos räumte ein, dass "der Rückgang und die Intensität der Verlangsamung der Inflation nicht so intensiv und schnell sein werden, wie wir noch vor einigen Monaten vorhergesagt haben." Die EZB müsse bei den Lohnverhandlungen "sehr aufmerksam" sein, damit grosse Gehaltserhöhungen nicht zu einer dauerhaften Beschleunigung der Inflation führen, sagte er.

Da die Inflationswerte die Prognosen übersteigen, haben Investoren begonnen, auf eine Zinserhöhung im Jahr 2022 zu wetten - eine Erwartung, die die Notenbank zu dämpfen versucht.

"Meine persönliche Meinung ist, dass wir 2022 keine Zinserhöhung sehen werden", so Guindos. "Wir sind datenabhängig. Wir werden sehen, was in den nächsten Monaten mit der Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation passiert, aber meine persönliche Meinung ist, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist."

(Bloomberg)