"Preisänderungsrisiken und Liquiditätsschwierigkeiten machen die Finanzmärkte und Nicht-Bank-Finanzinstitute anfällig für ungeordnete Risikoanpassungen", sagte Guindos am Montag in einer Rede in Frankfurt. "Die Bestände an liquiden Vermögenswerten der Investmentfonds sind nach wie vor gering und könnten daher eine Marktkorrektur in einem Szenario mit Zwangsverkäufen verstärken."

Guindos, der bei der EZB für die Analyse der Finanzstabilität zuständig ist, wiederholte das aktuelle Mantra der Währungshüter über Inflationsrisiken und die Notwendigkeit, die Zinsen weiter anzuheben. In seiner Rede konzentrierte er sich darauf, wie sich die Markt- und Liquiditätsgefahren verschoben haben. Er wies darauf hin, dass seit der russischen Invasion bereits eine Preiskorrektur stattgefunden hat.

"Bislang verlief diese Preiskorrektur im Allgemeinen geordnet, aber die Marktvolatilität hat zugenommen, was sich auf die Margen und die Liquidität auswirkt", führte er aus. "Die Bewertungen von Vermögenswerten reagieren nach wie vor empfindlich auf die ungewisse Entwicklung der Inflation, die Normalisierung der Geldpolitik und die Wirtschaftstätigkeit."

Zu den von Guindos genannten Gefahren gehören die Auswirkungen steigender Zinsen auf die Anleiheportfolios.

"Dies deutet auf Risiken weiterer Bewertungsverluste hin, insbesondere für fremdfinanzierte und liquiditätseingeschränkte Institutionen", sagte er.

Der EZB-Vize ergänzte, dass die Banken zwar profitabler seien als zuvor, aber aufgrund von Unsicherheiten an den Immobilienmärkten ein höheres Kreditrisiko hätten.

EZB-Vertreter haben deutlich gemacht, dass die Notenbank die Kreditkosten auch nach der Anhebung um 200 Basispunkte seit Juli weiter erhöhen sollte. Immer mehr haben sich für ein Zinsniveau ausgesprochen, das die Nachfrage einschränkt, was bei etwa 2 Prozent beginnen dürfte.

Die Geldpolitik muss sich "weiterhin darauf konzentrieren, die Unterstützung der Nachfrage zu verringern und das Risiko von Zweitrundeneffekten zu vermeiden", so Guindos. "Angesichts der gegenwärtigen Ungewissheit werden künftige Entscheidungen über die Leitzinsen weiterhin datenabhängig sein und von Sitzung zu Sitzung getroffen werden."

Sein Direktoriumskollege Fabio Panetta schlug am Montag einen taubenhafteren Ton an und warnte vor einer "übermässigen Straffung", die der Wirtschaft nachhaltig schaden könnte.

(Bloomberg)