Lael Brainard und John Williams betonen, dass höhere Zinsen in den USA zur Bekämpfung der Inflation notwendig seien. Obwohl die Teuerung deutlich zurückgegangen ist, bezeichnet Brainard diese aus Sicht der Top-Chargen der Notenbank Federal Reserve als immer noch zu mächtig. 

"Selbst mit dem jüngsten Rückgang bleibt die Inflation hoch, und damit muss die Geldpolitik für einige Zeit ausreichend restriktiv sein, damit die Inflation auf einer nachhaltigen Basis auf 2 Prozent zurückfällt", sagte Brainard am Donnerstag in Chicago. Konkreter wurde die Fed-Vizepräsidentin nicht - sie äusserte sich nicht dazu, ob der Fed-Offenmarktausschuss zur nächsten Zinssitzung am 1. Februar den Leitzins um nur noch 0,25 Prozentpunkte anheben wolle, wie dies der Markt allgemein erwartet. 

Wie die Wirtschaftswissenschaftlerin sagte, zeigen die Daten der vergangenen Monate eine Abkühlung des Konsumentennachfrage, sinkende Lohnniveaus und straffere Finanzierungskonditionen. Dies kommt den Währungshütern grundsätzlich bei ihrem Bemühen entgegen, die Teuerung einzudämmen. Die befürchtete Lohn-Preis-Spirale scheint laut Brainard nicht einzutreten. Dennoch dämpfte sie allzu frühe Erwartungen an eine wieder lockerere Geldpolitik mit dem Hinweis, dass der Zeitrahmen gewisser Effekte schwer abschätzbar sei: "Offensichtlich entwickeln sich die vollen Auswirkungen der Zinsstraffungen auf Nachfrage, Beschäftigung und Inflation. Diese liegen aber noch vor uns."

Auch zu einem Höchstwert des Zinses sagte Brainard nichts. Schätzungen auf Basis von Aussagen von Fed-Mitgliedern deuten beim Fed-Satz in der Spitze auf einen Mittelwert bei 5,1 Prozent hin. Die Märkte gehen von 4,9 Prozent aus und rechnen zudem mit Zinssenkungen im zweiten Halbjahr. 

Warnungen an die Finanzmärkte

Diese Zinsprognosen sind ein Grund für die zuletzt gute Stimmung am Aktienmarkt. Die Märkte scheinen sich vom Grundsatz abzuwenden, dass man die Fed nicht "bekämpfen" sollte ("Don’t Fight the Fed"). Warnungen, dass dies übermütig sei, gibt es genügend. Der weltbekannte Ökonom und ehemalige Notenbankchef von Indien Raghuram Rajan betonte im Interview mit cash.ch seine Ansicht, die Fed hätte die Märkte vor zu viel Optimismus gewarnt. Mit einem robusten Arbeits- und Immobilienmarkt in den USA gebe es keinen Grund, die Zinserhöhungspolitik rasch zu beenden. Rajan führte die aktuelle Haltung des Marktes aber auch darauf zurück, dass die Fed in den vergangenen Jahren mit ihrer geldpolitischen Kommunikation Glaubwürdigkeit verloren habe. 

Am Markt werden immer wieder Stimmen laut, die Fed müsse die Märkte stärker berücksichtigen und Zinssenkungen im Lauf des Jahres in Betracht ziehen. Allerdings hat auch John Williams, Chef der Fed New York, weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Ebenfalls am Donnerstag sagte der hochrangige Notenbanker, die entschiedene Straffungspolitik sei nicht zu Ende. 

"Bei einer immer noch hohen Inflation und Hinweisen, dass Ungleichheiten zwischen Angebot und Nachfrage bestehenbleiben ist klar, dass die Geldpolitik immer noch etwas tun muss, um die Teuerung nachhaltig auf unser 2-Prozent-Ziel herunterzubringen", sagte Williams in New York. Williams liess allerdings auch durchblicken, dass der Straffungskurs insgesamt verlangsamt werden könne. 

Derzeit liegt das Zinsband der Fed nach mehreren sehr starken Zinserhöhungen 2022 bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Vier mal wurden die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte angehoben, im Dezember noch um einen halben Prozentpunkt. 

(Bloomberg/cash)