Damit reagieren sie auf Forderungen von EU-Industriekommissar Thierry Breton. Er hatte vor einem Zusammenbrechen der Netze gewarnt. Einer Bitkom-Studie zufolge befindet sich inzwischen fast jeder zweite Befragte im Home-Office. Hinzu kommen Jugendliche, die in der schulfreien Zeit mehr Serien und Videos schauen. Laut Telefonica Deutschland macht Videostreaming rund 60 Prozent des gesamten Datenverkehrs im Mobilfunk und Festnetz aus.

Bisher betonen Deutsche Telekom, Vodafone Deutschland wie auch Telefonica, dass die Netze in Deutschland stabil sind. Allerdings zeigt sich in anderen europäischen Ländern, dass Ausgangssperren die Datennutzung noch mal deutlich in die Höhe treiben. So stieg die Nachfrage nach Streamingdiensten bei Telecom Italia um 75 Prozent. Bayern setzt nun als erstes deutsches Bundesland ab Freitagnacht Ausgangsbeschränkungen in Kraft.

"Ich begrüsse die Initiative von Google, um das reibungslose Funktionieren des Internets in der Covid-19-Krise zu gewährleisten", teilte Breton mit. Konkret wird die Google-Tochter YouTube ihre Videos für zunächst 30 Tage nur noch in SD-Qualität ausstrahlen und damit nicht ganz so scharf und detailliert wie in HD. YouTube zufolge hat sich das Nutzerverhalten bisher wenig geändert, verteilt sich nur stärker über den gesamten Tag.

Datenverkehr von Netflix wird um einen Viertel reduziert

Netflix hatte bereits am Donnerstag erklärt, Massnahmen zu treffen, um letztlich den Datenverkehr in Europa um etwa ein Viertel zu reduzieren. Unklar ist bisher, wie sich der neue Streamingdienst Disney+ verhalten und ob er auch in geringerer Übertragungsqualität senden wird. Ab Dienstag sollen Magenta-Kunden der Deutschen Telekom erstmals das Angebot nutzen können. In Österreich läuft Disney+ ab dann bei Hutchison Drei. Der Telekomkonzern setzt darauf, dass Disney wie die Konkurrenz seine Übertragungsqualität - zumindest während der Krise - reduziert.

Um zu verhindern, dass es zu Überlastungen der Netze kommt, dürfen Telekom-Firmen vorübergehend Massnahmen treffen, aber dürfen Dienste im Sinne der Netzneutralität nicht blockieren, bevorzugen oder verlangsamen. Entsprechende Optionen halte man sich für die Zukunft offen, teilte Hutchison Drei mit.

Auffällig seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ist bisher allerdings nicht Anstieg in der Datennutzung, sondern vielmehr die Renaissance des Telefonierens. "In Krisenzeiten scheint das persönliche Gespräch am meisten zu zählen", sagte ein Vodafone-Deutschland-Sprecher. Die Nummer zwei in Deutschland verzeichnet derzeit 45 Prozent mehr Festnetzgespräche und 38 Prozent mehr Mobilfunktelefonate. Im Festnetz stieg Datennutzung hingegen nur 17 Prozent, mobil ging sie bei Vodafone sogar zurück: "Das mobile Surfen nimmt weiter ab, Deutschland surft im WLAN."

(Reuters)