Die letzte volle Börsenwoche des alten Jahres ist vorbei und der ereignislose Handel deutet bereits auf Ferienstimmung hin. Viele Marktteilnehmer hätten sich wohl schon vorzeitig in die Weihnachtspause verabschiedet, hiess es.
In den USA sei eine Jahresendrally dennoch weiterhin im Bereich des Möglichen, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. «Aber sie wird voraussichtlich nicht so stark ausfallen wie erhofft.» Der Dow Jones büsste in den letzten fünf Tagen 0,7 Prozent ein, dennoch ist das jüngste Rekordhoch des weltweit wohl bekanntesten Aktienindex nicht fern. Der Dow hatte es erst vor einer Woche bei 48.887 Punkten erreicht, bevor er an Kraft verloren und dann überwiegend geschwächelt hatte.
Der Nasdaq 100, der zuletzt besonders deutlich unter Gewinnmitnahmen bei KI-Infrastrukturwerten gelitten hatte, hat im Wochenlauf um 0,6 Prozent zugelegt.
In der Schweiz können die Börsenteilnehmer mit dem Jahr zufrieden sein, so habe der SMI doch um mehr als 13 Prozent zugelegt, meinte ein Händler. Der Leitindex schloss am Freitag um 0,27 Prozent fester auf 13'171,85 Punkten. Für die Gesamtwoche resultierte damit ein Anstieg um 2,2 Prozent.
Nun hätten vor allem die institutionellen Investoren noch vier Handelstage Zeit, ihre Portfolios durch sogenanntes «Window Dressing» für ihre Kunden aufzuhübschen - also gutgelaufene Aktien zu kaufen und Verlustbringer hinauszuwerfen.
In der alten Woche kam der Dax jedoch kaum vom Fleck und notierte mit etwa 24.200 Punkten nur knapp mehr als drei Prozent unter seinem Rekordhoch vom Oktober. Die Verteidigung der Marke von 23.900 Zählern mache Hoffnungen auf einen ruhigen Jahreswechsel, sagt Christine Romar, Europa-Chefin des Online-Brokers CMC Markets.
Nach der Seitwärtsbewegung des Dax in den vergangenen Monaten hoffen Experten auf eine rasche Wiederaufnahme der Kursrally. Die anstehenden heimischen Konjunkturdaten würden voraussichtlich besser ausfallen als erwartet, sagt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Bantleon. «Die positiven Effekte des deutschen Fiskalpakets werden derzeit unterschätzt. Das Wachstum dürfte 2026 nicht nur bei gut einem, sondern zwischen 1,5 und zwei Prozent liegen.»
Dennoch sei vorerst keine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwarten, betont Carsten Mumm, Chefanalyst der Privatbank Donner & Reuschel. «Für Aktien bedeuten moderate Inflation und stabile Zinsen auf inflationsähnlichem Niveau einen unterstützenden Faktor.»
Qualitätsaktien oder Technologiewerte?
Positiv beurteilt Portfoliomanager Tilo Wannow von der Oddo BHF Bank vor allem die Aussichten für Qualitätsaktien. Darunter verstehen Experten ertragsstarke und relativ konjunkturunabhängige Werte wie Gesundheits- oder Konsumkonzerne. Nach einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung in den vergangenen Monaten seien Firmen aus diesen Sektoren recht günstig zu haben.
Einen Risikofaktor stellten Technologiewerte dar, warnt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Die Furcht vor einem Platzen der KI-Blase könnte einen erneuten Kursabschwung auslösen. Geschürt werden diese Spekulationen von enttäuschenden Zahlen des SAP-Rivalen Oracle und des Chipherstellers Broadcom. Sie deuteten darauf hin, dass sich die milliardenschweren Investitionen in neue Rechenzentren nicht so schnell auszahlen werden wie erhofft.
Rätselraten über Zustand der US-Wirtschaft
Schwächere US-Konjunkturdaten könnten der labilen Anlegerstimmung ebenfalls einen Dämpfer verpassen. Börsianer tappen bei der Beurteilung des Gesundheitszustands der weltgrössten Volkswirtschaft teilweise im Dunkeln, weil der wochenlange US-Verwaltungsstillstand die Erhebung der Zahlen beeinträchtigt hat.
Aus diesem Grund richten Börsianer ihr Augenmerk auf die Veröffentlichung der US-Beschäftigtendaten am 9. Januar. Zwei Tage zuvor geben die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP einen Vorgeschmack auf den offiziellen Bericht. Diesseits des Atlantiks stehen in der ersten vollen Börsenwoche des neuen Jahres zudem die deutschen Inflationsdaten für Dezember (Dienstag) und Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen im November (Mittwoch) auf dem Programm. Am Donnerstag stehen die Barometer für die Stimmung der europäischen Unternehmen und Verbraucher auf der Agenda.
In den Wochen rund um Weihnachten und Neujahr veröffentlichen Unternehmen traditionell keine Zahlen.
(cash/Reuters)
