Letzte Woche verzeichnete der "Financial Select Sector SPDR Fund" Cash-Abflüsse in der Höhe von 2,5 Milliarden Dollar. Der Exchange Traded Fund (ETF) ist einer der grösseren Banken-ETF mit einem Volumen von rund 42 Milliarden Dollar. Der Cash-Abfluss letzte Woche war der grösste Geld-Abzug seit Juni 2020. Der ETF verzeichnete kürzlich auch sieben Tage in Folge mit tieferen Kursniveaus.

Während der breit gefasste Stoxx 600 Index - er beinhaltet die 600 grössten europäischen Unternehmen - wieder auf den Stand von vor der russischen Invasion Ende Februar zurückgekehrt ist, notiert der Banken-Unterindex immer noch etwa 13 Prozent im Minus. 

Das erstaunt: Wenn Obligationenrenditen wie derzeit steigen, haben Bankaktien eigentlich ein gutes Umfeld und die Aktien müssten steigen. Denn Inflation und steigende Zinsen begünstigen die Banken grundsätzlich. Die Sorge über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die Möglichkeit einer Rezession führen jedoch dazu, dass derzeit das Gegenteil passiert.

"Die Banken hinken den Renditen weit hinterher" und scheinen "fehlbewertet" zu sein, so Barclays-Strategen, die den Sektor im letzten Monat auf "Übergewichten" angehoben haben. Die Strategen verweisen auch auf andere unterstützende Faktoren für die Banken. So sei das direkte Engagement in Russland gering, Dividenden würden wieder gezahlt und sie blieben vom Krieg unbeeinflusst. Die Bewertungen seien extrem günstig. 

Auseinanderlaufen zwischen Renditekurven und Aktienkursen

Das Auseinanderlaufen zwischen Renditekurven und Aktienkursen beruht wohl auch auf der Befürchtung, dass eine aggressive Straffung das Wirtschaftswachstum untergraben und damit die Kreditnachfrage schwächen würde und überdies zu mehr faulen Kredite führen könnte. 

"Die Branche schwankt weiterhin zwischen den Vorteilen höherer Zinsen und den Nachteilen grösserer wirtschaftlicher Unsicherheit", schrieben die Analysten von Goldman Sachs vor einigen Wochen. Banken sind nach wie vor ausserordentlich billig und werden mit einem Abschlag von 40 Prozent gegenüber dem breiteren Markt gehandelt, bezogen auf das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das ist noch weniger als während der Finanzkrise oder der europäischen Staatsschuldenkrise.

Für Investmentbanken könnte die Marktvolatilität jedoch wieder eine gewisse Unterstützung darstellen. "Wir glauben, dass sich die Erträge der globalen Investmentbanken nach der Eskalation der Situation zwischen Russland und der Ukraine verbessert haben, wobei die höhere Volatilität die Spreads und die Aktivitäten im Derivatesegment antreibt", so Analysten von JPMorgan

Diese Woche könnte erste Anhaltspunkte bringen, da für US- Banken die Berichtssaison beginnt. JPMorgan veröffentlicht am Mittwoch seine Zahlen, gefolgt von Morgan Stanley und Goldman Sachs am Donnerstag - dem Tag, an dem auch die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt gibt.

(Bloomberg/cash)