Der Verwaltungsrat nominierte den Italiener, der bei der UBS groß geworden war, einstimmig als Nachfolger von Jean Pierre Mustier, wie Unicredit am Mittwochabend mitteilte. Orcel tritt erst im April an, weil er vorher den millionenschweren Rechtsstreit mit dem spanischen Geldhaus Santander um nicht gezahlte Gehälter beilegen soll, wie mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. In dem Prozess, der für den 10. März angesetzt ist, sei Orcel zu Zugeständnissen bereit: Statt 112 Millionen Euro will er von Santander nur 60 Millionen.

Der designierte Verwaltungsratschef Pier Carlo Padoan gab Orcel Vorschusslorbeeren mit: Er habe "einen riesigen, breiten Erfahrungsschatz und außerordentliches strategischen Urteilsvermögen" - was wichtig sei, um UniCredit in die Zukunft zu führen. Formal muss die Hauptversammlung von UniCredit am 15. April der Berufung Orcels und des neu besetzten Verwaltungsrats zustimmen. Padoan war bis 2018 italienische Finanzminister.

Amtsinhaber Jean Pierre Mustier will seinen Posten Insidern zufolge bereits am 11. Februar, nach der Vorlage der Bilanzzahlen, räumen. UniCredit äußerte sich dazu nicht.

Der 57-jährige Orcel leitete von 2012 bis 2018 das Investmentbanking der UBS und verließ die Schweizer Bank, um Chef von Santander zu werden. Doch die Spanier zogen ihr Angebot zurück, weil sich beide Seiten nicht auf das Gehalt einigen konnten. Daraufhin verklagte Orcel Santander.

Bis er den Chefposten bei UniCredit final übernimmt, soll er laut den Insidern bereits beratend für die Italiener tätig sein. Bei UniCredit stehen weitreichende Entscheidungen an: Die Regierung drängt das Mailänder Institut, die kriselnde Monte dei Paschi zu übernehmen. Mustier hatte dies ebenso strikt abgelehnt wie andere Fusionen und sich für den Rückzug entschieden. 

(Reuters)