In der besonders hart von den Reisebeschränkungen getroffenen Branche stehen Zehntausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Wie steht es um Lufhansa, Ryanair und Co.? Eine Lagebeurteilung.

LufthansaDie mit milliardenhoher Staatshilfe gestützte Airline-Gruppe legt am Donnerstag Zahlen zum zweiten Quartal vor. Nach der vom Unternehmen selbst erhobenen Umfrage rechnen Analysten im Schnitt mit einem bereinigten Betriebsverlust von 1,96 Milliarden Euro und einem Nettoverlust von 1,77 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr prognostizieren sie ein Minus von knapp fünf Milliarden Euro unter dem Strich. Die Lufthansa erklärte im Mai, voraussichtlich brauche sie 26'000 ihrer rund 138'000 Mitarbeiter nicht mehr. Personalkostensenkungen durch weniger Lohn und mehr Teilzeit sollen die Zahl derjenigen, die gehen müssen, drücken. Mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO einigte sich die Lufthansa bereits auf Bedingungen dafür. Die Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi laufen noch.

RyanairDie Pandemie radierte bei Europas Marktführer im Zeitraum April bis Juni 95 Prozent des Vorjahresumsatzes aus. Der Billigflieger aus Irland machte bei einem Erlös von 125 Millionen Euro erstmals in der Firmengeschichte einen Nettoverlust, der mit rund 185 Millionen Euro aber im Branchenvergleich niedrig ausfiel. Die Airline hatte im Frühjahr 3000 von rund 19'000 Stellen zur Disposition gestellt. Die Beschäftigten können durch Lohnkürzungen um bis zu 20 Prozent und andere Zugeständnisse Arbeitsplätze retten. Bisher verloren gut 250 Büroangestellte ihre Jobs.

IAG: Der britisch-spanische Konzern wies bei einer Umsatzhalbierung auf 5,3 Milliarden Euro einen Betriebsverlust von 1,37 Milliarden Euro aus. Belastungen wie das Ausmustern von Jets erhöhten den Verlust auf 2,2 Milliarden Euro netto. IAG hatte im April angekündigt, bei der britischen Tochter British Airways 12'000 Arbeitsplätze zu streichen, mehr als ein Viertel. Mit der Gewerkschaft der rund 4300 Piloten vereinbarte die Airline Lohn- und Arbeitszeitkürzungen, so dass noch etwa 270 Cockpit-Beschäftigte von Bord gehen müssen über Kündigungen.

Iberia wird verkleinert

Die Flotte der spanischen Tochter Iberia wird verkleinert. Wie viele Arbeitsplätze der Krise zum Opfer fallen werden, ist noch unklar. Das gilt auch für den spanischen Billigflieger Vueling. Bei der irischen Tochter Aer Lingus sollen bis zu 500 und damit mehr als zehn Prozent der Beschäftigten gehen.

Air France KLM: Die französisch-niederländische Gruppe machte bei nur 1,18 Milliarden Euro Umsatz (minus 83 Prozent zum Vorjahr) einen Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro. Der Nettofehlbetrag summierte sich sogar auf 2,6 Milliarden Euro durch Abschreibungen auf stillgelegte Flugzeuge, Belastungen bei Termingeschäften gegen Ölpreisschwankungen und Rückstellungen für Personalabbau. Air France und die jüngere Schwester Hop! wollen zusammen 7580 Arbeitsplätze streichen. Bei der Kernmarke sind das 16 Prozent der Stellen, beim Billigflieger mehr als 40 Prozent. Beschäftigte in Frankreich protestierten gegen den Stellenabbau bei der Airline, die der staatliche Eigner mit sieben Milliarden Euro stützt. Bei der niederländischen Tochter KLM sollen bis 2022 bis zu 5000 der insgesamt 33.000 auf Vollzeit umgerechneten Stellen verschwinden. Der Staat hilft mit dreieinhalb Milliarden Euro Kredit aus der Krise.

Easyjet: Der britische Billigflieger erlitt in den drei Monaten bis Ende Juni umgerechnet knapp 360 Millionen Euro Verlust. Mit nur zehn ihrer 315 Flugzeuge im Einsatz kratzte die Airline sieben Millionen Pfund Umsatz zusammen (Vorjahresquartal: 1,76 Milliarden Pfund). Im Mai hatte Easyjet gewarnt, 4500 Jobs sollten verschwinden - das wären 30 Prozent.

Norwegian: Der schon vor Corona angeschlagene Billigflieger aus Norwegen legt Ende August Zahlen vor. Im April wurden Tochterfirmen in Schweden und Dänemark geschlossen. Damit waren 4700 Stellen in Cockpit und Kabine bedroht.

SAS: Bei der schwedisch-dänischen Airline sind nach früheren Aussagen bis zu 5000 oder etwa die Hälfte der Stellen gefährdet. Inzwischen haben die Grossaktionäre Dänemark, Schweden und die Wallenberg-Stiftung ein Rettungspaket geschnürt.

Wizz: Der ungarische Billigflieger brachte schon ab Mai und damit früh sowie auch relativ mehr Angebot als alle anderen auf den Markt. Von April bis Juni erreichte Wizz damit operativ einen kleinen Gewinn von knapp neun Millionen Euro, machte unter dem Strich aber 57 Millionen Euro Miese. Jeder fünfte der rund 5000 Beschäftigten muss um seinen Job bangen.

Condor: Der deutsche Ferienflieger will die Corona-Krise ohne Personalabbau meistern, nachdem er durch die Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook im vergangenen Jahr einige hundert Mitarbeiter wegschicken musste. Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften und Kurzarbeit sollen die Personalkosten der zuletzt knapp 4200 Beschäftigten ausreichend senken. Geschäftszahlen gibt Condor nicht bekannt.

(Reuters)