Die Billigfluggesellschaft Wizz Air will die Zahl der angebotenen Sitzplätze schon diesen Sommer um 50 Prozent über das Niveau von vor der Pandemie hieven. Untermauert werden die Ambitionen durch die jüngste Bestellung von 102 Airbus-Flugzeugen zum Listenpreis von 13 Milliarden Dollar. Damit wird Wizz endgültig in der Low-Cost-Liga zu Ryanair und EasyJet aufschliessen - oder noch anfälliger werden für die Unwägbarkeiten von Covid-19.

CEO Jozsef Varadi, zuvor Boss der ungarischen Fluggesellschaft Malev, gründete Wizz 2003. Ihm winkt ein Bonus von sagenhaften 100 Millionen Pfund, wenn er es schafft, den Börsenwert der seit 2015 in London notierten Airline innerhalb von fünf Jahren auf knapp 12 Milliarden Pfund zu steigern - mehr das Doppelte des heutigen Wertes. In den vergangenen fünf Jahren hat Wizz das allerdings locker geschafft. 

“Unsere Pläne sind aggressiv, aber wir erwarten, dass Omikron bis im späten Frühjahr weitgehend hinter uns liegt”, sagte Varadi. “Wir wollen in der Pole-Position sein.”

In den nächsten acht Jahren will Wizz im Durchschnitt vier bis fünf Airbus-Flugzeuge einflotten - und zwar jeden Monat. Da zunehmend auch grössere A321-Modelle zugehen, dürfte die durchschnittliche Kabine eines Wizz-Flugzeugs bald fast 230 Sitze zählen - heute sind es etwa 200. Auch XLR-Modelle sind dabei, was Ziele im Nahen Osten und sogar Asien in greifbare Nähe rückt - mit Flugzeugen, die für den Kontinentalverkehr entworfen wurden. 

Bis Ende des Jahrzehnts soll die Flotte 500 Flugzeuge stark sein - viermal so gross wie 2019 - die jährlich 170 Millionen Menschen befördern können. Vor der Pandemie hatten weltweit lediglich die US-Riesen American Airlines und Delta Air Lines mehr Gäste. 2019 beförderte Wizz 40 Millionen Passagiere. 

Seit August 1500 Mitarbeiter eingestellt

Die Deutsche Lufthansa flog 2019 über alle Marken hinweg 145 Millionen Menschen. Hierzulande steuert Wizz derzeit 12 Ziele an - Lufthansas Heimatflughafen Frankfurt allerdings nicht. Dort zu konkurrieren ist schwierig, illustriert durch den jüngsten Rückzug von Ryanair am grössten Drehkreuz Deutschlands.

Wizz hat seit August 1'500 Mitarbeiter eingestellt. Unterstützt wird die Airline von Bill Frankes Private-Equity-Firma Indigo Partners, die auch Anteile an Frontier Airlines in den USA und Volaris in Mexiko besitzen. Begonnen hat Wizz in Osteuropa, wo eine wachsende Mittelschicht sich mittlerweile genauso wie die Kunden im Westen für spontane Strand- und Städtetrips begeistern. 

Die grossen A321-Maschinen, die Wizz zunehmend einsetzt, beinhalten allerdings auch Risiken: Sie lohnen sich erst, wenn es drinnen voll wird. “Grössere Flugzeuge zu füllen, kann eine Herausforderung sein”, warnt Andrew Lobbenberg, ein Analyst bei HSBC in London für die Transportbranche. 

Wizz-Air-Chef Varadi verweist auf die enorm Auslastung von 96 Prozent, welche die Gesellschaft vor der Pandemie geschafft hat als Zeichen dafür, dass sein Ansatz funktioniert, viele Gäste mit billigen Tickets in die Maschinen zu locken. “Wir sind keine Fluggesellschaft für Geschäftsreisende”, sagt er. “Wir sind auf dem Freizeitmarkt tätig, und wenn die Passagiere dort den richtigen Preis bekommen, dann passt es.”

(Bloomberg)