Die nächsten zwei, drei Wochen würden wegen der sich ausbreitenden Epidemie hart für die Branche, erklärte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Dienstag auf einer Konferenz des Verbandes A4E (Airlines for Europe) in Brüssel. Bei den Buchungen sei die Luft raus. Aber es werde dann rasch wieder Normalität einkehren. "Wenn sich die Lage über Ostern beruhigt, werden sich die Menschen schnell auf Sommerreisen konzentrieren", sagte der Chef des größten europäischen Billigfliegers aus Irland. Auch der Chef des britisch-spanischen Luftfahrtkonzerns IAG, Willie Walsh, sprach von sehr deutlichem Nachfragerückgang bei Italien-Flügen. "Ich glaube, wir werden bald eine Erholung sehen", sagte auch er.

Die weltweit fliegenden europäischen Airlines - neben Lufthansa die IAG-Gesellschaften British Airlines und Iberia sowie die zur selben Holding gehörenden Air France und KLM - fliegen auch in den kommenden Wochen keine Ziele auf dem chinesischen Festland an. Auch andere Asien-Routen wurden ausgedünnt, seit sich die von China ausgegangene Virus-Epidemie in immer mehr Länder ausbreitet. Am europäischen Markt ist Italien am stärksten betroffen. Lufthansa streicht in den kommenden Wochen bis zu einem Viertel der Europaflüge. Ryanair sagte wegen sinkender Buchungen jeden vierten Italien-Flug ab. Auch die skandinavische SAS kündigte an, Kurzstreckenflüge zu reduzieren. IAG-Chef Walsh sagte, die Nachfrage in der Business Class sei gesunken, weil Dienstreisen ausfielen.

Airline-Aktien waren in den vergangenen Wochen wegen der Coronakrise in den Keller gerauscht. Am Dienstag erholten sie sich. Lufthansa-Papiere schnellten um zehn Prozent in die Höhe. Schnäppchenjäger griffen zu, erklärte ein Händler.

Nachfrage im Februar noch stabil

Nach ersten Verkehrsmeldungen war die Nachfrage im Februar noch stabil. So flogen mit Ryanair 10,5 Millionen Passagiere, ein Plus von neun Prozent. Der kleine ungarische Billigflieger Wizz Air steigerte die Zahl der Fluggäste um ein Viertel auf drei Millionen. Doch auch Wizz streicht neben anderen Routen ab der kommenden Woche zwei Drittel seiner Italien-Flüge.

Angesichts der zu erwartenden Ergebnisbelastung könnten weitere schwache Airlines vom Markt in Europa verschwinden, erklärte der Chef von Air France KLM, Benjamin Smith. "Ich glaube definitiv, das wird die Konsolidierung beschleunigen". In den vergangenen Jahren hatte es einige Pleiten gegeben - so zuletzt in Deutschland Air Berlin und Germania.

Der Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Ludwig-Maximilians-Universität München geht nicht von einem anhaltenden Dämpfer für den Reisemarkt aus. "Touristen haben ein recht kurzes Gedächtnis", sagte der Professor in einem Interview mit Reuters. Wahrscheinlich warteten viele Kunden ab, sodass Last-Minute-Reisen stärker gefragt sein werden. Auch Preisnachlässe und großzügigere Stornoregeln dürften die Touristen locken. "Beim Preis gibt es eine rote Linie, ab der viele Touristen bereit sind, ein vermeintliches Risiko zurückzustellen."

(Reuters)