In der neuen Börsenwoche blicken Anleger weiter auf die Folgen der neuen US-Zölle. «US-Präsident Donald Trump rüttelt an der Weltordnung, erst geopolitisch und nun handelspolitisch», schreiben die Experten der Helaba. «Wie geht es nun weiter? Im Extremfall droht ein Handelskrieg mit einer Zollspirale, die die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession führt.»
Trump hatte am Mittwoch angekündigt, dass er einen Basiszollsatz von zehn Prozent auf alle Importe in die USA und höhere Zölle auf Dutzende anderer Länder erheben werde. Für die EU sollen dabei 20 Prozent gelten, für China sind 34 Prozent vorgesehen, für die Schweiz sind es 31 Prozent. Damit stehen die US-Zölle auf dem höchsten Niveau seit mehr als einem Jahrhundert.
Die Volksrepublik China reagierte prompt mit Gegenzöllen, aber auch andere Länder sowie die EU-Kommission haben Vergeltungsmassnahmen vorbereitet. Die Angst vor einer Eskalation des internationalen Handelskonflikts drückte die Märkte in der abgelaufenen Handelswoche markant.
Der Swiss Market Index büsste am Freitag zum Handelsschluss 5,1 Prozent ein auf 11'648,83 Punkte, wobei er im Handelsverlauf auf ein neues Jahrestief von 11'543 Punkten gesunken war. Die Panik an den Märkten zeigte sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der allein am Freitag um fast 23 Prozent zulegte. Im Wochenverlauf verlor der SMI damit 9,3 Prozent. Seit dem Jahreshoch bei knapp 13'200 Punkten Anfang März hat der hiesige Leitindex gar rund 12 Prozent oder 1600 Punkte eingebüsst.
Der Dow Jones Industrial sackte am letzten Handelstag der Woche um weitere 5,50 Prozent auf 38'314,86 Zähler ab. Die hohen Verluste wurden von weit überdurchschnittlichen Handelsumsätzen begleitet, die wohl den Begriff Ausverkauf rechtfertigen. Mit einem Wochenminus von mehr als 8 Prozent war es für den Dow die verlustreichste Börsenwoche seit Jahren.
Der von den grossen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 büsste 6,07 Prozent auf 17'397,70 Punkte ein und fiel auf den tiefsten Stand seit Mai 2024. Im Börsenjahr 2025 steht mittlerweile ein Verlust von mehr als 17 Prozent zu Buche. Wie schon am Vortag zählten die Papiere grosser Chip-Hersteller zu den grössten Verlierern. Der marktbreite S&P 500 rutschte um 5,97 Prozent auf 5074,08 Zähler ab. Der Wochenverlust war der grösste seit März 2020.
Inflation im Fokus
Die neue Konjunkturdatenwoche eröffnen indes die Daten zur Industrieproduktion und zum Aussenhandel in Deutschland im Februar, die am Montag veröffentlicht werden. Für die Produktion dürfte es nach einem guten Start ins Jahr im Februar einen Rückschlag geben. Die Zahlen zum Export werden zeigen, ob sich der Sektor berappelt hat, nachdem die Ausfuhren im Januar um 2,5 Prozent zurückgegangen waren. Auf der Agenda steht zum Wochenstart auch das Barometer des Investment-Beraters Sentix zu den Konjunkturerwartungen der Börsianer im April.
Im Mittelpunkt am Donnerstag steht der US-Inflationsbericht. Wegen niedrigerer Benzinpreise habe die Teuerungsrate im März wohl abgenommen, aber in den nächsten Monaten dürfte sie wegen Trumps Zölle voraussichtlich wieder steigen, sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz.
Am Freitag folgen die endgültigen deutschen Inflationsdaten für März und der US-Index für die Produzentenpreise (PPI) im März. Die von den Produzenten erhobenen Preise gelten als Vorläufer für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise.
In der vergangenen Woche liess der US-Arbeitsmarktbericht für März die Anleger weitgehend kalt. Es kamen im vergangenen Monat 228'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung in Washington hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 135'000 gerechnet, nach abwärts revidierten 117'000 (ursprünglich 151'000) im Februar.
Die Zahlen konnten die Rezessionsängste der Anleger jedoch nicht lindern. «Trotz aller Positivität spielt der Arbeitsmarktbericht an den Börsen nur eine Nebenrolle», sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. «Denn der Arbeitsmarktbericht beleuchtet die Vergangenheit. Und an der Börse fragen sich aktuell alle, wie negativ sich der jetzt eskalierende Handelskrieg auf den Arbeitsmarkt auswirken wird.»
US-Grossbanken läuten die neue Bilanzsaison ein
Im Fokus bei den Unternehmen stehen - neben verschiedenen Generalversammlungen - unter anderem die Umsatzzahlen zum ersten Quartal von Givaudan und das Halbjahresergebnis von Barry Callebaut.
Ausserdem läuten am Freitag die Grossbanken die US-Bilanzsaison ein. Einen Blick in ihre Bücher gewähren zum Wochenschluss unter anderem Morgan Stanley, JP Morgan und Bank of New York Mellon.
(Reuters)