Verteidigungsunternehmen kamen jüngst unter Druck, nachdem es Anzeichen für Fortschritte bei den Friedensgesprächen um den Ukrainekonflikt gegeben hatte. Konkret war die Rede von einem von den USA unterstützten Friedensplan, der noch vor Ablauf der Frist am Donnerstag gesichert werden soll.

Ein Aktienkorb von Goldman Sachs liegt nun rund 25 Prozent unter seinem Höchststand von Anfang Oktober und ist auf den niedrigsten Stand seit April gefallen. Auch der europäische Branchenindex hatte innerhalb zwei Handelstagen insgesamt mehr als fünf Prozent nachgegeben.

Ein Blick auf die Einzeltitel zeigt ein ähnliches Bild: Rheinmetall hat in den letzten sieben Tagen 6,9 Prozent an Wert verloren, auch Renk und Hensoldt haben rund 10 Prozent eingebüsst. Die Schweizer Cicor ist 4 Prozent weniger wert als noch vor sieben Tagen. Im Oktober allein hatte der Elektronikfertiger Aufträge im Bereich Air & Defense (A&D) im Wert von 40 Millionen Franken an Land gezogen. 

Laut Graeme Bencke, Fondsmanager bei Amati Global Investors, hat sich die Marktstimmung in Bezug auf den russischen Konflikt in der Ukraine verändert. «Einige Investoren glauben zunehmend, dass der Konflikt in den kommenden Monaten gelöst wird, nachdem die US-Regierung unter Trump Schritte unternommen hat, um Russland entgegenzukommen», schrieb er in Kommentaren.

Auch wenn kurzfristig nicht mit Fortschritten zu rechnen ist — Bundeskanzler Friedrich Merz sagte am Montag, man solle diese Woche keinen Durchbruch erwarten — haben die jüngsten Rückgänge den Schaum von einer grossen Rallye europäischer Rüstungsaktien genommen, die etwa zu der Zeit begann, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte. Die Gewinne setzten sich dieses Jahr fort, da europäische Regierungen ihre Militärausgaben eilig erhöhten.

Aufschwund nicht vorbei

Dennoch habe «der Konflikt und die veränderte Haltung der USA gegenüber der Nato zu einer dauerhaften Veränderung im europäischen Umgang mit Verteidigungsausgaben geführt, die sich selbst bei einem Ende des Konflikts nicht zurückbilden wird», fügte Fondsmanager Bencke an.

Ausserdem ist ein Friedensabkommen für die Ukraine vor Ende 2026 laut Mediobanca-Analysten unter der Leitung von Alessandro Pozzi unwahrscheinlich. Die Verteidigungsausgaben in Europa dürften weiter steigen, schrieb er in einer Notiz.

Für die Morningstar-Analystin Loredana Muharremi ist der europäische Verteidigungssektor unterbewertet und hat das Potenzial, um mehr als 20 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau zu steigen. «Die Bewertungen europäischer Rüstungsunternehmen werden durch strukturelle Erhöhungen der Verteidigungsbudgets in Europa gestützt, nicht durch kurzfristige Einnahmen aus der Ukraine», sagte Muharremi.

(cash/Bloomberg)