Der Wahlsieg von Joe Biden in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen gibt den Börsen neuen Auftrieb. Bestimmte politische und handelsbezogene Unsicherheiten treten etwas in den Hintergrund. Dies dürfte dem ganzen Aktienmarkt zunächst helfen.

Aber dies kann schnell drehen, denn vor allem die Pandemiekrise dominiert weiter. Während der Machtwechsel in Washington DC vonstatten geht, rücken an den Börsen die konjunkturellen Auswirkungen der zweiten Coronawelle und das Rennen um einen Impfstoff wieder ins Zentrum: Beim Impfstoff gab Biontech am (gestrigen) Montag immerhin einen wichtigen Schritt nach vorne bekannt. 

Einige Schweizer Aktien aber sind auch abgesehen vom grossen Ganzen im Aufwind. Die Berichtsaison zeigte, dass manche Unternehmen sich recht gut durch die Krise behaupten. Dies macht diese Aktien aus Anlagesicht interessant. Welche dies sind, zeigt die Auswahl von cash.ch:

Richemont

Richemonts Vorteil ist seit langem, dass das Uhrengeschäft einen geringeren Anteil am Umsatz hat als etwa bei Swatch. Dass Schmuck und Accessiores relativ krisenresistent sind, hat die Luxusgüter-Weltmacht LVMH dieses Jahr eindrücklich gezeigt. Der Umsatzrückgang bei Richemont per Ende September, wenn der Genfer Konzern jeweils sein Halbjahr abschliesst, war geringer als befürchtet.

Luxusgüteraktien im Rückblick auf zwölf Monate: Starke Erholung bei LVMH (blau), neuer Schub bei Richemont im November (rot) und wenig Erfreuliches im Kurs von Swatch (grün).
Grafiken: cash.ch.

Richemont investiert gezielter in den mehr und mehr matchentscheidenen Onlinehandel. In den vergangenen Tagen katapultierte es den Kurs von 57,50 auf fast 71 Franken. Vor der Krise aber lagen die Valoren bei fast 82 Franken. Es besteht also noch Potenzial.

Flughafen Zürich

Wie fast alle Schweizer Reiseaktien hat der Flughafen Zürich an der Börse durch die Forschungserfolge von Biontech enorm profitiert. Der Kurs stieg am Montag zeitweise um fast 20 Prozent. Generell dämpft sich für den Flughafen Zürich die Krise etwas dank der robusten Schweizer Wirtschaft, einem hohen Kurzstreckenanteil und im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften weniger stark getroffenen Swiss, der wichtigsten Standort-Airline.

Stark profitiert, mit Kursgewinnen zwischen 12 und 20 Prozent, haben von den Impfstoff-News aber auch Dufry, lastminute.com, die Jungfraubahnen und die BVZ Holding

Komax

80 Prozent des Komax-Umsatzes kommt aus der Belieferung des krisenanfälligen Autobaus. Die Industriegruppe, die Maschinen für Kontaktverbindungen wie Kabelsysteme entwirft, erholt sich dennoch allmählich. Die Marktstellung ist stark, die Krise bringt kleineren Konkurrenten von Komax Nachteile. Zum Stand von Anfang Jahr fehlen dem Kurs 29 Prozent: Dies ist aber als Potenzial zu werten.

Kühne+Nagel

Der Frachtkonzern ist an der Börse schon wieder relativ teuer. Der Kurs ist trotz Krise auf Rekordhoch und auch schon um 21 Prozent über dem Stand von Mitte Februar, als die Coronakrise einsetzte. Den Märkten gefällt an Kühne+Nagel die starke Marktstellung, das innovative Geschäftsmodell und vor allem, dass die Kosten derzeit sehr gut im Griff sind. Trotz hohem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30 bliebt die Aktie interessant.

Swiss Re

Die Swiss-Re-Aktie liegt immer noch 33 Prozent unter dem Wert von Anfang Jahr und hat seit Januar mehr verloren als jede andere SMI-Aktie. Die Pandemiekosten fallen allerdings zunächst nicht so hoch aus wie befürchtet. An der Börse bremst die Swiss Re eine immer noch tiefe Kapitalrendite. Doch ein effizentsteigernder Konzernumbau läuft. Die Aussicht auf eine weiter üppige Dividende ist intakt (Rendite aktuell: 8 Prozent).

Dätwyler

Noch bevor Corona ein Thema war, kündigte die Industriegruppe im Januar ihre Konzentration auf das Dichtungsgeschäft an. Ein Teil des Marktes dafür ist der Autobau, Kunde ist aber auch Kapselhersteller Nespresso. Und: Auch Pharmafirmen brauchen Dätwyler-Produkte, wohl auch Hersteller eines Corona-Impfstoffs. Der Aktienkurs ist zur Zeit nahe am Rekordhoch. Die Mehrheit der abdeckenden Analysten empfiehlt zum Kauf.

Die Dätwyler-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten.

Straumann

Bei der Zahlenvorlage Ende Oktober sank der Kurs an einem Tag um 8 Prozent. Der Grund war der verhaltene Ausblick, den Straumann vorlegte. Doch der Zahnimplantatehersteller hat im dritten Quartal zum Wachstum zurückgefunden. Bei 1082 Franken hat der Aktienkurs schon fast den Rekordstand vom vergangenen Februar erreicht. Beobachter des Unternehmens glauben, dass 2021 ein solides Jahr für Straumann werden wird. 

Bobst

Anfang 2018 stand der Verpackungsmaschinenhersteller mit 133 Franken Kurswert da, vergangenen März waren es noch 33 Franken. Interne Probleme belasteten das Unternehmen. Doch die Halbjahreszahlen 2020/21 (per Ende September) lassen Optimismus zu. Der Kurs stieg allein seit Anfang November um 11 Prozent auf 50 Franken. Das zweite Halbjahr verspricht bessere Zahlen. Der Onlinehandel dürfte die Nachfrage nach Verpackungsmaschinen antreiben.