Der Investor halte über seine Bantleon AG seit dem vergangenen Donnerstag 4,24 Prozent nach zuvor gemeldeten 9,41 Prozent, teilte GAM am Donnerstag mit. Erst am 10. Oktober hatte Bantleon die 10-Prozent-Meldeschwelle unterschritten nach zuvor gemeldeten 11,13 Prozent.

Bantleon hatte die Beteiligung an GAM erst 2020 sukzessive auf über 10 Prozent ausgebaut. Damals war er am Markt als möglicher Retter der stark angeschlagenen Firma gefeiert worden. Im April 2022 war als Bantleon-Vertreter Frank Kuhnke, der Bruder des Bantleon-CEO Stephan Kuhnke, neu in den Verwaltungsrat gewählt worden.

GAM erwartet einen Nettoverlust nach Steuern von rund 309,9 Millionen Franken für 2022, verglichen mit einem Verlust von 23,3 Millionen Franken im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das ist mehr als das Doppelte seiner Marktkapitalisierung von 149 Millionen Franken. GAM schreibt 2022 damit zum fünften Mal in Folge einen Jahresverlust. 

95 Prozent des Börsenwertes eingebüsst

Am Mittwoch fielen die Aktien der GAM um bis 6 Prozent auf 93 Rappen. Seit dem 20. Dezember hatte die Aktie zuvor fast 25 Prozent gewonnen. In den letzten fünf Jahren hat der Vermögensverwalter 95 Prozent des Börsenwertes eingebüsst. 

GAM hatte im ersten Halbjahr 2022 Abflüsse in Höhe von 1,1 Milliarden Franken bei seiner Investment-Management-Einheit gemeldet. Das gesamte verwaltete Vermögen sank zum Halbjahr auf 83,2 Milliarden Franken; in den vergangenen fünf Jahren ist es um 40% gefallen. GAM gab am Mittwoch keine Zahlen für das Gesamtjahr bekannt.

Im August hat GAM seinen Finanzchef ersetzt und Überlegungen wieder aufgenommen, einen neuen Eigentümer zu finden. Ein früherer Versuch war nach einem Skandal um seinen Star-Bondhändler Tim Haywood gescheitert.

Bereits dritter CEO versucht Rückkehr in die Gewinnzone

Haywood wurde im Juli 2018 wegen "groben Fehlverhaltens" entlassen und GAM sah sich gezwungen, neun Fonds mit mehr als 7 Milliarden Dollar zu liquidieren. Der Skandal brachte das Unternehmen ins Trudeln: Es erlitt massive Verluste, verzeichnete Abflüsse in Milliardenhöhe, musste Stellen streichen. Haywood und GAM wurden 2021 von der britischen Finanzaufsicht zu Geldstrafen verurteilt.

GAM kämpft seitdem bereits unter dem dritten CEO um die Rückkehr in die Gewinnzone. Im März 2021 musste der Fonds nach dem Kollaps von Greensill Capital auch noch seinen 842 Millionen Dollar schweren Supply-Chain-Finanzierungsfonds schließen.

Im vergangenen Sommer beschloss GAM dann, weitere sechs Fonds mit einem Gesamtvermögen von 167 Millionen Franken aufzulösen und beschloss, sich künftig auf Katastrophenanleihen, Schwellenländeranleihen in lokaler Währung, Hypotheken-Verbriefungen und Kreditopportunitäten zu konzentrieren.

(AWP/Bloomberg)