Die Investorengruppe Newgame SA und Bruellan SA lehnt die Übernahme des angeschlagenen Asset Managers GAM durch den britischen Assetmanager Liontrust weiterhin ab und verlangt die Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung (aoGV). Dort soll der Verwaltungsrat abgelöst und durch eigene Kandidaten ersetzt werden. Die Gruppe beurteilt die Übernahmeofferte von Liontrust als klar ungenügend.
Die Aktionärsgruppe rund um den Mobilfunkunternehmer Xavier Niel, die nach eigenen Angaben vom Donnerstag 9,2 Prozent an GAM hält, will mit einem neuen Verwaltungsrat und einem eigenen Plan das Unternehmen sanieren. Das Umtauschangebot von Liontrust, das vom derzeitigen Verwaltungsrat von GAM einstimmig empfohlen worden sei, bewerte das Unternehmen erheblich zu tief und sei stark an Bedingungen geknüpft, heisst es weiter.
Antoine Spillmann soll VRP werden
Die Aktionäre sollten daher die Möglichkeit erhalten, den derzeitigen Verwaltungsrat abzuberufen und zu ersetzen. Die Investorengruppe hat daher beantragt, dass die entsprechende aoGV innerhalb der in den Statuten von GAM vorgesehenen sechswöchigen Frist einberufen und am oder um den 16. August 2023 abgehalten werden soll.
Als neuen VR-Präsidenten schlägt die Investorengruppe daher Antoine Spillmann vor. Er ist laut den Angaben geschäftsführender Gesellschafter des globalen Vermögensverwaltungsunternehmens Bruellan und ehemaliger Vizepräsident der Asset Management Association Switzerland (SAAM). Charlotte Aubin, Carlos Esteve, Anthony Maarek und Fabien Pictet sind die anderen vorgeschlagenen Kandidaten.
Die Investorengruppe gibt sich überzeugt, dass ein stärker fokussiertes Verwaltungsrats- und Managementteam einen besseren Wert für die GAM-Aktionäre generieren könne. Daher würden Branchenveteranen vorgeschlagen, die über beträchtliche Erfahrung in der Vermögensverwaltung und im Bankensektor verfügten und sich insbesondere auf die Schlüsselbereiche konzentrierten, die bei GAM wieder aufgebaut werden müssten. Dies seien Hedge Funds, Alternatives und Wealth Management.
Im Falle seiner Wahl werde der neue Verwaltungsrat seine Pläne zur Erschliessung erheblicher Werte bei GAM in die Tat umsetzen, und zwar durch einen transparenten Verkauf des Fund Management Services-Geschäfts von GAM, eine Rationalisierung der Kostenstruktur, die Erweiterung des Angebots an Anlageprodukten mit hohem Mehrwert und den Wiederaufbau eines glaubwürdigen Vermögensverwaltungsgeschäfts.
GAM hält an Liontrust-Angebot fest
GAM wiederum hat den Eingang des Antrags auf die aoGV bestätigt. Dieser stelle aber kein Angebot an die GAM-Aktionäre dar, wird betont. Der GAM-Verwaltungsrat empfehle den Aktionären weiterhin "nachdrücklich, den Liontrust-Vorschlag in der von den GAM-Portfolio-Managern unterstützten Form anzunehmen", heisst es in der Mitteilung.
Die Details zum Liontrust-Angebot sollen am (morgigen) 9. Juni veröffentlicht werden. Das Angebot läuft dann vom 26. Juni bis zum 21. Juli. Liontrust bietet gemäss früheren Angaben 0,0589 eigene Aktien für 1 GAM-Aktie. Aufgrund des letzten Kurses der in London gehandelten Liontrust-Aktie entspricht dies umgerechnet gut 53 Rappen für 1 GAM-Aktie. Diese kostete zuletzt an der Schweizer Börse SIX gut 57 Rappen, womit GAM mit rund 85 Millionen Franken bewertet wurde.
GAM kämpft seit der Suspendierung eines früheren Star-Fondsmanagers wegen schweren Fehlverhaltens im Jahr 2018 mit starken Geldabflüssen.
(AWP)