GAM erwartet einen Nettoverlust nach Steuern von rund 309,9 Millionen Franken für 2022, verglichen mit einem Verlust von 23,3 Millionen Franken im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das ist mehr als das Doppelte seiner Marktkapitalisierung von 149 Millionen Franken. GAM schreibt 2022 damit zum fünften Mal in Folge einen Jahresverlust. 

Am Mittwoch fielen die Aktien der GAM um bis zu 5,6 Prozent auf 93 Rappen. Seit dem 20. Dezember hatte die Aktie zuvor fast 25 Prozent gewonnen. In den letzten fünf Jahren hat der Vermögensverwalter 95 Prozent des Börsenwertes eingebüsst. 

GAM kämpft mit der Anpassung an das steigende Zinsumfeld und dem Abfluss von Geldern nach der Schliessung mehrerer seiner Fonds. Als Reaktion versucht die Firma Kosten zu senken und Mitarbeiter durch natürliche Fluktuation abzubauen. Die Präsentation der Ergebnisse wird nun am 25. April stattfinden.

Abflüsse in Höhe von 1,1 Milliarden Franken im ersten Halbjahr

"2022 war ein herausforderndes Jahr, in dem unsere Finanzergebnisse die Auswirkungen des marktbedingten Rückgangs unserer verwalteten Vermögen zu spüren bekamen", wird Verwaltungsratspräsident David Jacob in der Mitteilung zitiert. "Der Verwaltungsrat fokussiert sich unermüdlich darauf, das Unternehmen im Interesse aller unserer Stakeholder strategisch richtig zu positionieren."

GAM hatte im ersten Halbjahr 2022 Abflüsse in Höhe von 1,1 Milliarden Franken bei seiner Investment-Management-Einheit gemeldet. Das gesamte verwaltete Vermögen sank zum Halbjahr auf 83,2 Milliarden Franken; in den vergangenen fünf Jahren ist es um 40% gefallen. GAM gab am Mittwoch keine Zahlen für das Gesamtjahr bekannt.

Im August hat GAM seinen Finanzchef ersetzt und Überlegungen wieder aufgenommen, einen neuen Eigentümer zu finden. Ein früherer Versuch war nach einem Skandal um seinen Star-Bondhändler Tim Haywood gescheitert.

Bereits dritter CEO versucht Rückkehr in die Gewinnzone

Haywood wurde im Juli 2018 wegen "groben Fehlverhaltens" entlassen und GAM sah sich gezwungen, neun Fonds mit mehr als 7 Milliarden Dollar zu liquidieren. Der Skandal brachte das Unternehmen ins Trudeln: Es erlitt massive Verluste, verzeichnete Abflüsse in Milliardenhöhe, musste Stellen streichen. Haywood und GAM wurden 2021 von der britischen Finanzaufsicht zu Geldstrafen verurteilt.

GAM kämpft seitdem bereits unter dem dritten CEO um die Rückkehr in die Gewinnzone. Im März 2021 musste der Fonds nach dem Kollaps von Greensill Capital auch noch seinen 842 Millionen Dollar schweren Supply-Chain-Finanzierungsfonds schließen.

Im vergangenen Sommer beschloss GAM dann, weitere sechs Fonds mit einem Gesamtvermögen von 167 Millionen Franken aufzulösen und beschloss, sich künftig auf Katastrophenanleihen, Schwellenländeranleihen in lokaler Währung, Hypotheken-Verbriefungen und Kreditopportunitäten zu konzentrieren.

(Bloomberg)