Der Swiss Market Index (SMI) steigt am Mittwoch wieder über die 8000-Punkte-Marke - und ein Ende dieser Aufwärtsbewegung ist vorerst noch nicht in Sicht. "Der SMI hat durchaus weiteres Potenzial", sagt Christian Gattiker, Chefanalyst bei der Bank Julius Bär, im Video-Interview.

Anlegern mit dem Fokus Schweiz empfiehlt er deshalb vor allem Aktien von Schweizer Firmen. Und zwar solide Unternehmen "mit einem langweiligen Unternehmensmodell, das möglichst global ausgerichtet ist", so Gattiker. Als Beispiele nennt er die Pharma-Unternehmen Roche und Novartis, Nestlé oder auch Geberit.

Seit Beginn der Börsenrally im vergangenen Juni hat der SMI bereits über 34 Prozent an Wert gewonnen. Trotzdem hinkt der SMI bei der globalen Jagd nach Kursrekorden hinterher. Während die Börsen etwa in den USA und in Deutschland Allzeithochstände erreicht haben, liegt der Schweizer Standardwerte-Index noch immer fast 20 Prozent von seinem Höchstwert aus dem Jahr 2007 entfernt. Damals erreichte er im Laufe des 4. Juni 9548,09 Zähler - einige Monate, bevor die bis heute andauernde Finanz- und Schuldenkrise ausbrach.

Geldschwemme hat Börsen angetrieben

Der Rückstand des SMI auf andere Indizes ist auf drei Gründe zurückzuführen: Der SMI wird - im Gegensatz zum Dax etwa - ohne reinvestierte Dividenden berechnet und die drei defensiven Schwergewichte Roche, Novartis und Nestle machen fast 50 Prozent des Index aus. Zusätzlich wird der SMI "von der Frankenstärke gebremst", so Gatttiker.

Die jüngsten Kursavancen an den Börsen sind vor allem auf die Geldschwemme der Notenbanken zurückzuführen. Die Bank of Japan hatte Anfang April ihre Geldschleusen weit geöffnet. Die amerikanische Fed hat jüngst signalisiert, der weltgrössten Volkswirtschaft noch lange unter die Arme zu greifen. Und auch Europäische Zentralbank (EZB) bleibt aktiv: Vergangene Woche senkte die EZB den Leitzins für den Euro-Raum auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent. Am Dienstag zog auch die australische Zentralbank nach, die ebenfalls den Zins auf ein historisch tiefes Niveau festlegte.

Die von den Zentralbanken verursachte niedrige Verzinsung an den Anleihe-Märkten hatte Investoren in den vergangenen Monaten in Anlagenot gebracht. Immer mehr setzten deshalb wieder auf Aktien und schoben so die Börsenrally an. Je länger je mehr bereitet den Investoren allerdings Sorgenfalten, dass die Diskprepanz zwischen der Aktienkursentwicklung und dem Verlauf der Realwirtschaft immer grösser wird. Immer mehr Börsenexperten warnen davor, dass spätestens ab 2014 der nächste Bärenmarkt vor der Tür steht.
 

Im Video-Interview äussert sich Gattiker zudem zum Anlagenotstand und wieso sich ein gestaffeltes Investieren auszahlen könnte.

(cash)