Viele Banken meiden die Aktie des Spezialitätenchemieherstellers Clariant. Das ist einerseits der eher schleppenden Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr, andererseits aber auch der Ungewissheit rund um die zukünftige Rolle des saudischen Ankeraktionärs Sabic geschuldet.
Nicht so die Credit Suisse. Sie nimmt am frühen Mittwochmorgen die Abdeckung der Aktie mit einer "Outperform" lautenden Kaufempfehlung und einem Kursziel von 24 Franken auf. Für Gesprächsstoff sorgt weniger die Kaufempfehlung selbst als vielmehr die Begründung der Grossbank. Denn die Credit Suisse geht davon aus, dass Clariant nach dem Verkauf der Sparten Masterbatches und Pigmente rund 1,3 Milliarden Franken über eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm an die Aktionäre zurückführen wird.
Bereichsverkäufe werden noch verhandelt
Unter Berücksichtigung der ordentlichen Jahresdividende von 55 Rappen je Aktie entspräche das aus heutiger Sicht einer Rendite von mehr als 20 Prozent. Da würde bestimmt auch der Ankeraktionär Sabic nicht Nein sagen.
Noch befindet sich der Baselbieter Spezialitätenchemiehersteller allerdings in Verkaufsverhandlungen. Ob letztere rechtzeitig zum Erfolg führen und sich die Aktionäre auf einen Weihnachtsbatzen freuen dürfen, bleibt abzuwarten.
Einige andere Banken sind sogar noch optimistischer. Von den höchsten Schätzungen lässt sich ableiten, dass aus dem Verkauf der beiden Sparten Masterbatches und Pigmente bis zu 2 Milliarden Franken bei Clariant hängenbleiben könnten (cash berichtete).
Achterbahnfahrt der Clariant-Aktie über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Angesichts des zuletzt schwierigen Branchenumfelds sollten Anleger besser von vorsichtigen Annahmen für den Verkaufserlös auszugehen. Denn die Anhaltspunkte häufen sich, dass sich die weltweite Nachfrage in der Chemieindustrie im Schlussquartal weiter verlangsamt hat. Branchenexperten befürchten eine schmerzhafte Lagerbereinigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Das schwierige Branchenumfeld spiegelt sich bei Clariant auch in der Kursentwicklung wider. Die Aktie konnte seit August zwar kräftig zulegen. Dennoch trennen sie noch immer rund 8 Prozent von ihrer diesjährigen Bestmarke von Mitte April.