Der Kassapreis für Gold stieg um fast 1 Prozent und verzeichnete damit drei Tage in Folge Zugewinne. Die Spannungen in Venezuela, wo die USA Öltanker blockieren, haben die Attraktivität von Gold als sicheren Hafen verstärkt. Zugleich setzen Händler darauf, dass die Federal Reserve nach drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen im nächsten Jahr die Zinsen abermals senken werden – ein Rückenwind für renditelose Edelmetalle.

Gold hat in diesem Jahr mehr als 70 Prozent zugelegt und Silber sogar um 150 Prozent – beide steuern damit auf ihre beste Jahresbilanz seit 1979 zu. Diese Rally bei Edelmetallen ist gestützt durch verstärkte Käufe der Zentralbanken und Mittelzuflüsse in börsengehandelte Fonds. Laut Daten des World Gold Council sind die Bestände in goldgedeckten ETFs in diesem Jahr jeden Monat gestiegen, mit Ausnahme des Monats Mai.

US-Präsident Donald Trump hat mit seinen Massnahmen zur Umgestaltung des Welthandels und seinen Drohungen gegenüber der Unabhängigkeit der Fed den Höhenflug von Gold in diesem Jahr weiter angefacht. Anleger lassen sich zudem vom sogenannten Debasement-Trade leiten – dem Rückzug aus Staatsanleihen und den darauf lautenden Währungen, aus Sorge, dass deren Wert angesichts steigender Schulden langfristig erodiert.

John Feeney, Business Development Manager beim australischen Edelmetallhändler Guardian Vaults, erklärte: «Die dominierenden Triebkräfte für Gold und Silber sind derzeit die Kombination aus anhaltender physischer Nachfrage und einer neuen Sensibilität für makroökonomische Risiken. Wir sehen, dass der Schwung eher verstärkt als gebremst wird, was auf eine grundlegende Überzeugung und nicht nur auf rein spekulative Übertreibung hindeutet.»

Diese Nachfrage zeigt sich auch darin, dass Gold nach einem Rückgang vom vorherigen Hoch bei 4.381 Dollar je Unze im Oktober rasch wieder zugelegt hat, als die Rally zunächst als überhitzt galt. Nun scheint Gold bereit, diese Gewinne ins nächste Jahr zu tragen. Goldman Sachs gehört zu den Banken, die für 2026 weiter steigende Preise erwarten und ein Basisszenario von 4.900 Dollar je Unze mit zusätzlichen Aufwärtsrisiken prognostizieren.

Ein weiterer wichtiger Treiber des jüngsten Anstiegs ist die starke Nachfrage nach ETFs. Die Bestände des SPDR Gold Trust von State Street, des grössten Edelmetall-ETF, sind in diesem Jahr um mehr als ein Fünftel gestiegen. Händler richten ihren Blick auch weiterhin auf die Entwicklungen in Venezuela, wo Trump Präsident Nicolás Maduro warnte, sich nicht mit den USA anzulegen, und ankündigte, am beschlagnahmten Öl eines Supertankers festzuhalten.

Silber, das am Dienstag erstmals über 70 Dollar je Unze gehandelt wurde, stieg um bis zu 1,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 72,70 Dollar. Die Rally des weissen Metalls hat die von Gold noch übertroffen, wobei die jüngsten Gewinne von spekulativen Zuflüssen und anhaltenden Störungen in den Lieferketten der wichtigsten Handelszentren nach einem historischen Short Squeeze im Oktober getragen wurden.

Auch Platin ist am Mittwoch stark gestiegen – um 4 Prozent – und überschritt damit erstmals seit Beginn der Bloomberg-Datenerhebung im Jahr 1987 die Marke von 2.300 Dollar je Unze. Getragen von einem knappen Angebot und historisch hohen Finanzierungskosten, legte das Metall, das in der Automobil- und Schmuckindustrie Verwendung findet, bereits den zehnten Handelstag in Folge zu. Das ist die längste Gewinnserie seit 2017. Platin hat in diesem Jahr nahezu 160 Prozent zugelegt, was laut Bloomberg-Daten der grösste jährliche Anstieg ist.

(Bloomberg)