An der Börse in London wurde im Mittagshandel für eine Feinunze 4'025 Dollar bezahlt und damit etwa so viel wie am Vortag. Nach dem Rekordhoch bei 4'381 Dollar zu Mitte des Monats war die Notierung für das Edelmetall im Verlauf der Woche noch zeitweise bis auf 3'887 Dollar gefallen, bevor eine Erholung einsetzte.

Zuletzt hatten am Mittwoch Aussagen der US-Notenbank Fed nach der Zinsentscheidung den Goldpreis belastet. «Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Dezember-Sitzung ist alles andere als sicher», sagte Notenbankpräsident Jerome Powell, nachdem die Fed den Leitzins zum zweiten Mal in Folge gesenkt hatte. Analysten waren hingegen von einer erneuten Lockerung der Geldpolitik zum Jahresende ausgegangen.

Die Aussicht, dass die Zinsen in den USA vielleicht doch nicht weiter fallen könnten und die jüngste Entspannung im Zoll- und Handelsstreit zwischen den USA und China bremsten die Nachfrage nach Gold. Rohstoffanalyst Robert Rennie von der australischen Westpac Bank wollte vor diesem Hintergrund ein Absinken des Goldpreises bis auf 3.750 Dollar nicht ausschliessen.

«Der Goldpreis hat in den letzten Tagen eine Achterbahnfahrt hinter sich», kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Seiner Einschätzung nach deuten die starken Schwankungen darauf, dass der Preis auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht ist. Bis dieses gefunden ist, dürften die heftigen Ausschläge in beide Richtungen anhalten.

Generell bleiben Experten aber eher positiv zur weiteren Entwicklung des Goldpreises eingestellt. Jüngst hatte die britische Grossbank HSBC einen Anstieg bis auf 5.000 Dollar je Unze im kommenden Jahr erwartet, nachdem zuvor bereits die US-Investmentbank Goldman Sachs einen Sprung über diese Marke in Aussicht gestellt hatte.

Seit Beginn des Jahres ist der Goldpreis stark gestiegen. Trotz des Rückschlags in der zweiten Oktoberhälfte hat das Edelmetall in dieser Zeit immer noch um mehr als 50 Prozent zugelegt. Neben der Flucht in sichere Anlagehäfen im Zuge geopolitischer Risiken und der Furcht vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung haben auch die Spekulationen auf sinkende Zinsen und Goldkäufe durch Zentralbanken die Notierungen über Monate hinweg nach oben getrieben.

(AWP)