Die Notierung für eine Feinunze Gold (etwa 31,1 Gramm) war zu Wochenbeginn zwischenzeitlich bis auf knapp 3.490 US-Dollar gestiegen. Damit hatten nur noch gut 10 Dollar zum Ende April bei rund 3.500 Dollar erreichten Rekordhoch gefehlt. Zuletzt schmolzen die Tagesgewinne etwas auf knapp 3.472 Dollar zusammen. In Euro gerechnet notiert Gold aktuell bei 2.963 Euro. Hier liegt der im April erreichte Höchststand von fast 3.036 Euro ebenfalls in Sichtweite.
Wie sich aus Terminkontrakten am Geldmarkt ablesen lässt, rechnet der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 90 Prozent damit, dass die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung am 17. September die Leitzinsen senken wird. Ein wesentlicher Grund dafür sind die schwach ausgefallenen Arbeitsmarktdaten für den Monat Juli. Sollte sich dieser Trend bei den am Freitag anstehenden Daten für August bestätigen, wäre das ein weiteres Argument für eine Zinssenkung in gut zwei Wochen.
Gold profitiert zudem von seinem Status als relativ sicherer Zufluchtsort in politisch unsicheren Zeiten. So lässt zum einen der unvermindert andauernde, russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Anleger zu dem Edelmetall greifen.
Zum anderen sorgen sich die Anleger auch um die politische Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Folgen der Zollpolitik für die Inflation im Blick behalten muss. Präsident Donald Trump gilt als vehementer Verfechter niedrigerer Zinsen und hat zuletzt mit der angestrebten Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook den Druck auf die Notenbank erhöht. Cook wehrt sich aktuell juristisch gegen ihre Entlassung.
Niedrigere Zinsen verbilligen Investitionen sowie Kredite und dürften damit die Wirtschaft ankurbeln. Davon wiederum sollte auch Silber profitieren, das in einem grösseren Masse als Gold als Industriemetall gilt. In diesem Umfeld stieg der Preis für Silber zum ersten Mal seit 2011 wieder über 40 Dollar je Unze.
Die Preise für Silber und auch für Gold haben sich in den letzten drei Jahren in etwa verdoppelt. Gerade in den letzten Monaten hat dabei auch eine Rolle gespielt, dass der Dollar mit den Spekulationen auf sinkende US-Zinsen gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert verloren hat. Dadurch wurden die in Dollar notierenden Edelmetalle für Investoren ausserhalb des Dollar-Raumes günstiger.
Die Nachfrage nach Gold speist sich aktuell überdies aus dem Bedürfnis der Privatanleger nach einer breiten Streuung der Geldanlage. So werden zunehmend Wertpapiere gekauft, die mit dem Edelmetall hinterlegt sind.
Strategin Charu Chanana Saxo Capital Markets sieht die Preise für Gold und Silber aktuell auch charttechnisch unterstützt. So habe Gold den Widerstand bei 3.450 Dollar überwunden, und Silber habe die runde und damit psychologisch wichtige Marke von 40 Dollar übersprungen. Dies habe Käufer angezogen, die davon ausgehen, dass sich die starken Preisanstiege erst einmal fortsetzten dürften.
(AWP)