Der Goldpreis eilt von einem Höchst zum nächsten. Am Mittwoch notierte das gelbe Edelmetall im asiatischen Handel auf einem neuen Rekordpreis von 3871 Dollar pro Feinunze. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursanstieg 46 Prozent. Gleich fünf Gründe treiben die Hausse an: Die lockere Geldpolitik der Notenbanken, inflationäre US-Zollpolitik, eine weiter ausufernde Fiskalpolitik quer über den Globus sowie ein möglicher Shutdown der US-Regierungsbehörden und geopolitische Unsicherheiten.
Auch in Schweizer Franken gemessen steht der Goldpreis auf einem Allzeithoch, nachdem der 12-prozentige Kurszerfall des Greenback die Rally des Goldpreises in der hiesigen Währung im ersten Halbjahr noch zurückgehalten hat. Der Preis pro Kilogramm Gold näherte sich der Marke von 100'000 Franken mit einem Allzeithoch von 99'252 Franken, ehe Gewinnmitnahmen den Preis am späteren Dienstagmorgen auf 98'590 Franken drückte.
Der jüngste Anstieg wurde von zwei Faktoren angetrieben: dem potenziellen US‑Shutdown und der Geopolitik. Marktteilnehmer befürchten eine US-Regierungsstilllegung, welche die Veröffentlichung von Konjunkturdaten überschattet, die als entscheidend für die Zinspolitik der Federal Reserve angesehen werden. Kommt es in der Nacht auf den 1. Oktober zur Schliessung von Regierungsbehörden, dann dürfte die Publikation der wegweisenden US-Arbeitsmarktdaten am Donnerstag ins Wasser fallen.
Ein weiterer Kurstreiber sind die Aussagen des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) am vergangenen Wochenende. Dieser will der Ukraine mithilfe von in Europa eingefrorenen Vermögenswerten der russischen Zentralbank einen zinslosen Kredit in Höhe von insgesamt fast 140 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Dies schürte die Angst unter den Marktteilnehmern, wonach die Eigentumsverhältnisse und die Rechtssicherheit bei Vermögensanlagen nicht mehr gewährleistet seien. Diese Befürchtung hat damit neue Nahrung erhalten, nachdem verschiedene Zentralbanken wie diejenige aus China in den letzten Jahren bereits verstärkt in Goldreserven investiert haben, um das Zentralbankgeld besser zu schützen. Dieser Trend dürfte in den nächsten Jahren anhalten und die Nachfrage nach Edelmetallen stützen.
Gold-ETFs im Aufwind
Die Nachfrage nach Gold kommt allerdings nicht nur von den Zentralbanken. Neben den Kunden mit Millionenvermögen verzeichnete auch die Nachfrage nach Gold-ETFs in diesem Jahr einen der stärksten Anstiege der Goldbestände seit Einführung dieser Produkte, schrieb die Deutsche Bank in einer Kundennotiz am Dienstag. Dies zeige, dass das verwaltete Vermögen in Gold-ETFs von 70 Prozent über dem Niveau von 2020 kein Limit darstelle. Laut einer linearen Auswertung der Regression hat die Nachfrage nach Gold-ETFs zudem einen 50 Prozent stärkeren Einfluss auf den Goldpreis als in den Jahren 2021–2024, als Anleger Gold-ETFs verkauften. Dies dürfte die Gold-Rally auch von dieser Seite weiter antreiben.
Die Analysten der Deutschen Bank betrachten die unterschiedliche Preiselastizität verschiedener Goldnachfrage- und -angebotskategorien, um die Goldpreisbildung zu analysieren. Die starke Rückkehr der ETF-Nachfrage bedeute, dass es mit den Zentralbanken und den ETF-Anlegern nun zwei wichtige Nachfragequellen gebe. Dies erkläre, warum Gold weiterhin so gut abschneide. Die Konklusion für die Experten der Deutschen Bank ist deshalb klar: «Wir gehen davon aus, dass die Lockerungspolitik der Fed die Goldbestände in ETFs im Jahr 2026 eher steigen lassen wird.»
Interessante Erkenntnisse zeigt dabei auch der Granger-Kausalitätstest. Hier stellen die Experten der Deutschen Bank fest, dass Goldpreisänderungen die ETF-Flüsse beeinflussen und nicht umgekehrt. Die Anwendung dieses Tests deute zudem darauf hin, dass Zinsschwankungen - aber nicht die Kursentwicklung des Dollars - Goldpreisänderungen verursachen. Daraus folgt die Analysten der grössten deutschen Bank, dass die Lockerungspolitik der Fed und die potenziellen Inflationsrisiken die wichtigsten positiven Faktoren für Gold sind.
Indirekt bestätigen die Studienergebnisse der grössten Deutschen Bank die Rekordrally von Gold in Schweizer Franken. Ein derart hoher Goldkurs, gemessen in Franken, ist an sich schon ein Belastungstest, hielt die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag fest. Diese zeige, wie attraktiv Gold als Wertanlage im Vergleich zu anderen Anlageinstrumenten ist. Bei einem weiteren Dollarkursverfall, noch höheren fiskalischen Klippen oder erneuten geopolitischen Risiken, scheint die Marke von 4'000 Dollar pro Unze das nächste logische Ziel zu sein.
4 Kommentare
Ich bin mit Goldminen in den letzten 2 Jahren besser gefahren als mit Gold.
in gold - we trust..👍👍
Logisch, wenn Papiergeld bzw. das Geld aus dem Nichts immer wertloser wird, ist Gold eine gute Option, neben Bitcoin, Immobilien und diversen Aktien. Diversifizieren ist dennoch sinnvoll.
So denke ich auch. Diversität ist immer die beste Lösung . Die gilt auch für die Energieversorgung.