Die Erfahrungen der Saudi National Bank, die mit ihrer Beteiligung an der Credit Suisse in wenigen Monaten rund 1 Milliarde Franken verloren hat, verschrecken Staatsfonds und andere Investoren aus der Region. Künftig werden sie bei Transaktionen mit ausländischen Banken wahrscheinlich vorsichtiger sein, berichten Banker und Anwälte, die mit der Materie zu tun haben. Die Hinwendung zu andere Sektoren wie Gesundheitswesen und Technologie werde sich fortsetzen.

Die jüngsten Verluste im Zusammenhang mit der Credit Suisse erinnern stark an Investitionen, die Golf-Investoren während der Finanzkrise 2008 getätigt hatten. Viele davon endeten mit finanziellen Verlusten oder Rechtsstreitigkeiten. Nach dem jüngsten Anstieg des Ölpreises hatten die Investoren aus dem Nahen Osten wieder damit begonnen, ausländische Banken auszuloten. Sollte das Interesse versiegen, könnte das westliche Institutionen von den dringend benötigten Petrodollars abschneiden.

“In der Golfregion gibt es einige Altlasten aus der Finanzkrise von 2008, und die Erfahrungen der Saudi National Bank mit der Credit Suisse werden sie in dieser sensiblen Zeit noch nervöser machen”, sagt Ayham Kamel, von der Eurasia Group, einem Beratungsunternehmen.

Überprüfung des Portfolios

Der Staatsfonds des Emirats Katar, ein langjähriger Geldgeber der Credit Suisse, überprüft aktuell seine Bankbeteiligungen und evaluiert sein Gesamtportfolio, erklärte ein hochrangiger Mitarbeiter des Fonds, der nicht namentlich genannt werden wollte. Der Fonds habe keine unmittelbaren Ausstiegspläne, sehe die derzeitigen Turbulenzen eher als Chance, bessere Bedingungen auszuhandeln und Investitionen zu strukturieren, hiess es. Die Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS bedeutet auch für Katar Verluste.

Zu den grösseren Aktionären der Credit Suisse gehört auch der saudische Mischkonzern Olayan Group mit einem Anteil von rund 3 Prozent.

Vor dem Debakel bei der Credit Suisse wollte Saudi-Arabien der Saudi National Bank als grösstem Institut des Königreichs durch Übernahmen im Ausland zu einer globalen Präsenz verhelfen. Die Investition in die Schweizer Bank Ende letzten Jahres war dazu ein wichtiger Schritt.

Doch stattdessen trug Chairman Ammar Al Khudary selbst dazu bei, die Aktien der Credit Suisse einbrachen zu lassen, als er am 15. März gegenüber Bloomberg TV auf die Frage, ob er für weitere Investitionen in die Bank offen sei, mit “absolut nicht” antwortete.

“Wir hoffen, dass angesichts der Erfahrungen mit der Credit Suisse bei künftigen Transaktionen grössere Vorsicht herrscht”, schrieb Citigroup-Analyst Rahul Bajaj in einer Einschätzung.

Reputationsrisiko

Die Investoren aus der Region sind nicht nur über potenzielle finanzielle Schäden besorgt, sondern auch über den Imageschaden, der sich aus dem Scheitern von Geschäften ergeben könnte, sagen Banker die sich mit der Materie auskennen. Ein Teil der Vorsicht rührt von den Fällen aus den vergangenen Jahren her, die in die Hose gegangen sind.

Andere Investoren haben mit Bankenrettungen mehr Glück gehabt. Die 9-Milliarden-Dollar-Investition von Mitsubishi UFJ in Morgan Stanley während der Finanzkrise hat den Japanern mehr als 25 Milliarden Dollar Gewinn eingebracht. Warren Buffett hat die 5 Milliarden Dollar, die er 2012 in die Bank of America investierte mehr als verdreifacht.

Die Staatsfonds von Abu Dhabi, Katar und Kuwait steckten in der Krise rund 69 Milliarden Dollar in Banken wie Barclays, Merrill Lynch und Citigroup, hat die Beratungsfirma Global SWF errechnet. Der Erfolg war eher durchwachsen.

Abu Dhabis Investition in die Citigroup und Barclays führten zu erbitterten Gerichtsverfahren. Die Aktien der Deutschen Bank haben sich seit einer Erstinvestition durch ein Mitglied des katarischen Königshauses im Jahr 2014 mehr als halbiert.

Gemischte Ergebnisse

Doch nicht alle Investitionen gingen fehl. Katars Investition in die Credit Suisse geht 15 Jahre zurück, und der Wert der Aktienbeteiligung sank von fast 4 Milliarden Franken im Oktober 2008 auf jetzt etwa 225 Millionen Franken. Im Rahmen der Rettungsaktion 2008 erhielt der Staatsfonds jedoch auch Anleihen im Wert von über 4 Milliarden Dollar, die ein Jahrzehnt lang durchschnittlich 10% Zinsen zahlten, bevor sie abgelöst wurden. Insgesamt hat die Investition also immer noch Geld gebracht.

Freilich: Hätte das Emirat stattdessen 8 Milliarden Dollar in den S&P 500 oder den Stoxx 600 investiert, wäre er um mehrere Milliarden reicher. Und die Aktien von Barclays, in die der Fonds ebenfalls 2008 investierte, handeln immer noch unter dem Stand vom Oktober 2008.

Kuwait und Abu Dhabi waren mit ihren Investitionen bei Citigroup und Barclays erfolgreicher. Die Staatsfonds betrachten Investitionen allerdings nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten, und einige regionale Investoren sind möglicherweise weiterhin an Banken interessiert, sagt Javier Capapé, von der spanischen IE University.

“Die Staatsfonds werden in der Tat vorsichtiger in ihrer Herangehensweise an das globale Bankwesen”, sagt Capapé. “Neue Fonds mit grossen Ambitionen, wie (Katar) während der Krise und der (saudische) PIF heute, könnten dennoch in die Falle tappen und versuchen, angeschlagene Banken zu retten, weil sie den Golfstaaten dadurch weltweite Anerkennung verschaffen.”

(Bloomberg)