Als Mitte März bekannt wurde, dass die Swisscom das Italien-Geschäft der britischen Vodafone übernehmen will, reagierte die Börse euphorisch. Innerhalb weniger Tage schoss der Kurs der Swisscom-Aktie um mehr als 10 Prozent nach oben und stieg bei knapp 560 Franken auf den höchsten Stand seit August letzten Jahres. Für den Schweizer Telekommunikationsanbieter komme die milliardenschwere Übernahme einem Quantensprung gleich, hiess es damals.
Mittlerweile ist die Euphorie allerdings wieder verflogen. Mit etwas mehr als 490 Franken kostet die Aktie der Swisscom sogar weniger als im März. Neben dem Dividendenabgang mag das auch damit zu tun haben, dass die Übernahme und Integration von Vodafone Italy erst gegen Ende des ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein wird.
Diesen Zeitplan bestätigt die Swisscom am Donnerstag rund um die Veröffentlichung des Quartalsergebnisses. Dass die Schweizer auf Zeit spielen, erklärt man sich in Analystenkreisen auch mit eventuellen wettbewerbsrechtlichen Hürden.
Dass die Swisscom-Aktie mit einem Minus von etwas mehr als 2 Prozent auf 492 Franken auf die Quartalszahlen reagiert, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass die Gewinnerwartungen der Analysten nur dank einmaliger Faktoren leicht übertroffen werden konnten.
Italien-Fantasien noch nicht vom Tisch
Der Umsatz- und Gewinnbeitrag der italienischen Tochter Fastweb – mit dieser soll Vodafone Italy verschmolzen werden – erntet mehrheitlich positive Analystenkommentare. Wie die UBS in einem Kommentar schreibt, übertrifft Fastweb die Umsatzerwartungen klar. Dass der operative Gewinn (EBITDA) etwas tiefer als gedacht ausfällt, führt die Grossbank auf Vorabinvestitionen und -kosten im Zusammenhang mit der Grossübernahme zurück.
Etwas enttäuscht zeigt man sich bei J.P. Morgan in Bezug auf die Abonnentenentwicklung bei Fastweb. Zwischen Anfang Januar und Ende März konnte die italienische Swisscom-Tochter zwar 102'000 Mobilfunkkunden hinzugewinnen, was gegenüber dem vorangegangenen Quartal (+81'000) einer Beschleunigung entspricht. Gleichzeitig gingen ihr allerdings 19'000 Festnetz-Kunden verloren. Auch das sind mehr als im vierten Quartal letzten Jahres.
Der UBS zufolge steht man der Übernahme von Vodafone Italy in Schweizer Anlegerkreisen zuversichtlicher gegenüber als in ausländischen Anlegerkreisen. Letztere seien um einiges zurückhaltender, berichtet die Grossbank. Dennoch preist sie die Swisscom-Aktie mit einem 12-Monats-Kursziel von 590 Franken zum Kauf an.
Nur gerade so vor Zuversicht trotzt Morgan Stanley. Die US-Investmentbank fühlt sich vom Quartalsergebnis in ihrer "Overweight" lautenden Kaufempfehlung bestätigt. Bei dieser Gelegenheit wiederholt sie das Kursziel von 750 Franken. Dieses liegt um mehr als 50 Prozent über den zuletzt bezahlten Kursen.
Trotz der unterkühlten Börsenreaktion auf die Quartalszahlen schliessen Beobachter nicht aus, dass Italien-Hoffnungen der zuletzt schwachen Aktie im weiteren Jahresverlauf wieder Leben einhauchen und für steigende Kurse sorgen könnten.
3 Kommentare
Julius Bär hat den Verkauf von italienischen Tochtergesellschaft Kairos abgeschlossen. Die wissen weshalb. Swisscom sollte sich die Mühe nehmen, alle die Engagements verschiedener Schweizer Unternehmen analysieren, welche in der Vergangenheit unglücklich geendet haben.
Mit Italien solche Deals abschließen, dürfte ein grosses Risiko darstellen. Wieso steht das Netz überhaupt zum Verkauf? Glaube kaum, dass die Swisscom Schweiz sich mit der Grösse Italiens vergleichen kann. Meistens sind solche Deals für den Käufer nicht aufgegangen, nein im Desaster gelandet. Es ist eine andere Kultur von Business, andere Teilnehmer etc. Ich sage eins: Hände weg.
Genau so ist es; swisscom wird auf die Nase fallen. Die Schweizer, der Bund wird die Zeche begleichen müssen.