cash: Vom Spitzen-Beachvolleyball zur Vermögensverwaltung: Herr Laciga, was bewog Sie zu diesem Wechsel?

Paul Laciga: Das Börsengeschehen interessierte mich schon während meiner Sportkarriere und ich war auch aktiver Trader. Doch erst nach meinem Rücktritt übernahm ich die volle Verantwortung für mein Geld. Auch weil ich unzufrieden war mit der Leistung externer Verwalter. Das Angebot für Kunden entstand dann durch Interesse von Kollegen.

Waren Sie finanziell darauf angewiesen, nach dem Sport mit Arbeiten zu beginnen?

Nein, ich könnte von der Verwaltung meines eigenen Geldes leben. Aber der Zusatzaufwand für Dritte ist nicht gross, denn ich wende für alle die gleiche Strategie an.

Wie viel Vermögen verwalten Sie?

Es sind derzeit weniger als 100 Millionen. Eine Marke, die ich in den nächsten Jahren erreichen möchte. Aktuell habe ich 13 Kunden.

Wie sieht Ihre Anlagestrategie aus?

Ich verwalte ein Portfolio, woran ich alle Kunden anhänge. Dabei konzentriere ich mich auf Aktien, Währungen und ETF. Aktien halte ich im Durchschnitt sieben Tage, Währungen meist nur wenige Stunden oder Tage, ETF über einen Monat. Meine Entscheidungen fälle ich anhand der Chartanalyse.

Welchen ETF würden Sie jedem Anleger empfehlen?

Ich bezeichne mich nicht als Guru und werde mich hüten, Empfehlungen an Dritte zu geben. Jeder sollte dort investieren, wo er sich am besten auskennt. Ich persönlich halte aktuell den S&P 500 ETF short, aber wenn mir die Entwicklung nicht passt, bin ich in einem Monat schon wieder raus.

Sie berichten auf Ihrer Homepage von einer Nettorendite im ersten Halbjahr von 16 Prozent. Sie müssten von Kunden überrannt werden.

Ich bin nicht der Marketing-Typ und hänge mein Geschäft nicht an die grosse Glocke. Mir ist wichtig, dass die Kunden zufrieden sind und bis jetzt ist auch keiner abgesprungen.

Sie spielten lange im Duo mit Ihrem Bruder. Eine Kombination, die oft als problematisch dargestellt wurde. Arbeiten Sie nun alleine?

Mein Bruder und ich waren zwei Einzelgänger mit einem kleinen Betreuungsteam. Das habe ich beibehalten.

Vermissen Sie nie eine zweite Meinung?

Die Trades, die ich mache, kann niemand für mich übernehmen. Ab und zu lasse ich mich von anderen Händlern inspirieren, die ich schon seit langem kenne und die eine ähnliche Strategie verfolgen wie ich. Aber Ratschläge von Bankern oder Analysten einzuholen, davon bin ich weit entfernt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Sitzen Sie den ganzen Tag vor dem Bildschirm oder haben Sie noch Zeit für Sport?

Je nach Trade arbeite ich unterschiedlich. Mit Devisen handle ich auf Tagesbasis, aber unter dem Strich arbeite ich etwa 30 Stunden pro Woche. Es geht vor allem darum, gute Einstiegspunkte zu finden. Ferien und Freizeit sind kein Problem, denn häufig habe ich keine offenen Positionen. Während mehr als 50 Prozent der Zeit bin ich mit mehr als 50 Prozent des Kapitals nirgends investiert. Im Durchschnitt mache ich zwei Trades pro Tag.

In dem Fall sind auch die Gebühren ein Thema. Bei welchem Anbieter handeln Sie?

Nicht bei Schweizer Banken, weil die Gebühren zu hoch sind. Wäre ich bei einer Schweizer Grossbank, hätte ich in den letzten Jahren kein einziges Mal Gewinn gemacht, übertrieben gesagt. Ich bin mit dem Angebot von Interactive Brokers sehr zufrieden.

Wie stark spüren Sie Negativzinsen?

Mein Broker verlangt ab 100'000 Franken 0,5 Prozent Negativzinsen. Doch durch meine gute Rendite schmerzt das nicht so stark.

Sie verlangen keine Fixkosten, sondern arbeiten mit Gewinnbeteiligung. Warum das?

Es hat mich schon immer gestört, dass die meisten Schweizer Vermögensverwalter konsequent einen fixen Prozentsatz abzocken, egal ob sie gut oder schlecht arbeiten. Ich war schon im Sport sehr vom Siegen abhängig. Deshalb habe ich die Philosophie mitgenommen, dass ich nur bezahlt werde, wenn ich Gewinn mache. Im letzten Jahr machte ich zum ersten Mal Verlust und hatte folglich auch keine Einnahmen von meinen Kunden.

Sind auch Sportler unter Ihren Kunden?

Mein Bruder gehört dazu. Das ist insofern speziell als wir nicht immer ein einfaches Verhältnis zueinander hatten. Aber er ist mit meiner Arbeit zufrieden. Daneben betreue ich auch noch einen anderen Beachvolleyballer, auch wenn in dieser Sportart nicht so viel Geld verdient wird. Ich könnte mir vorstellen, mich in Zukunft noch stärker auf Sportler als Kunden zu fokussieren.

Pflegen Sportler einen besonderen Umgang mit Geld?

Das nicht unbedingt, aber mir passt die menschliche Komponente. Man ist meistens per Du und weiss vom Gegenüber, dass er seine Ziele mit Leistung und nicht mit Tricksereien erbringt.

Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie Ihren Kunden auch in Zukunft gute Renditen in Aussicht stellen können?

Ich bin ein fleissiger Arbeiter und überlasse so wenig wie möglich dem Zufall. Im Beachvolleyball war ich bekannt dafür, überdurchschnittlich viel zu trainieren, um zu Erfolg zu kommen. Diese Haltung zeichnet mich weiterhin aus.

Die Aktienmärkte sind in diesem Jahr sehr volatil und für Obligationen bekommt man kaum mehr Rendite. Wie schätzen Sie das Anlageumfeld ein?

Ich kann nur für mich sprechen. Wenn ich Aktien nicht interessant finde, schaue ich mich nach anderen Anlageklassen um. Und ich beschränke mich auch regional nicht. Dementsprechend flexibel verändert sich mein Portfolio.

Können Sie beim Börsenhandel Ihren Wettkampftrieb weiterhin ausleben?

Ja, grundsätzlich schon. Aber die Risikoabwägung ist beim Spitzensport und beim Traden völlig unterschiedlich. Die Minimierung von Risiko ist als Vermögensverwalter sehr wichtig. Als Sportler hatte ich hingegen die Philosophie: Wenn es knapp wird, riskiere ich alles. Ich bin also kein Gambler mehr, sondern möchte gute Arbeit abliefern.


Paul Laciga (45) studierte Wirtschaftsinformatik an der Ingenieurschule Biel. Bekannt wurde er als Beachvolleyball-Profi. Die Laciga-Brüder bildeten das erfolgreichste Team der Schweiz mit drei Europameistertiteln, zwei Olympiateilnahmen und Rang eins in der Weltrangliste. Laciga trat 2007 vom Spitzensport zurück.
 

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